Tatort Friedhof
Über 70 Metallschalen von Gräbern in der Region gestohlen: Zwei Tatverdächtige in U-Haft

28.02.2024 | Stand 28.02.2024, 22:25 Uhr

Der Friedhof an der Altenstadt in Pfaffenhofen: Hier sind sieben Diebstähle von Grabschalen aktenkundig. Foto: Ebensberger (PK-Archiv)

Massenweise haben sich in den vergangenen Wochen Diebstähle von Metallschalen auf Friedhöfen in der Region ereignet. Bislang hat die Kriminalpolizei Ingolstadt über 70 Fälle allein im Februar registriert und eigens eine Ermittlungsgruppe eingerichtet – mit einem ersten großen Fahndungserfolg: Zwei Tatverdächtige sitzen bereits in U-Haft.



Allein am Friedhof an der Altenstadt in Pfaffenhofen (Landkreis Pfaffenhofen) haben sich in den vergangenen Wochen sieben Fälle bestätigt, bei denen schwere Messing-, aber auch Bronze- oder Kupfergefäße von Gräbern gestohlen wurden. Auch in Neuburg und Pobenhausen (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen), Denkendorf, Großmehring und Kösching (Landkreis Eichstätt) sowie am Ingolstädter Ost- und Südfriedhof sind Fälle bekannt, in denen hochwertige Metallschalen im Wert von jeweils mehreren hundert Euro verschwunden sind. Der Beuteschaden geht in die Zehntausende. Der Materialwert, auf den es die Täter mutmaßlich abgesehen haben, liegt natürlich niedriger – der emotionale Schaden bei Angehörigen dafür mitunter weitaus höher.

Zwei Tatverdächtige verhaftet



Einzelne Fälle gab es bereits im Dezember. Seit einigen Wochen aber hat das Phänomen extrem zugenommen – und Muster sind erkennbar. „Im Februar gab es einen massiven Anstieg an Diebstählen aus Friedhöfen in der Region 10“, bestätigt Michaela Grob, Sprecherin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord auf Anfrage unserer Zeitung. Die Rede ist von gut über 70 Fällen von Buntmetalldiebstählen aus den Begräbnisstätten der Umgebung. „Man kann von Diebesgut im Tonnenbereich ausgehen.“ Am Kommissariat für Eigentumsdelikte (K2) sei unter Federführung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt eine eigene Ermittlungsgruppe namens „Capula“ (Latein für Schale) eingerichtet worden – „um die Ermittlungsarbeit zu konzentrieren“, so Polizeisprecherin Grob. „Wir können einen ersten Erfolg verzeichnen: Vergangene Woche wurden zwei rumänische Staatsangehörige festgenommen.“ Es handelt sich um dringend Tatverdächtige im Alter von 19 und 21 Jahren. Sie wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt wegen Verdachts des schweren Bandendiebstahls dem Haftrichter vorgeführt und sitzen mittlerweile auch in Untersuchungshaft.

Gibt es weitere Täter?



Details zu Ort und Umständen der Festnahme nennt die Kriminalpolizei auf Anfrage ausdrücklich nicht – mutmaßlich, weil angesichts der enormen Zahl an Diebstählen von weiteren Mittätern ausgegangen werden muss. „Die Kriminalpolizei ermittelt weiter“, so Pressesprecherin Grob. Inwieweit neben schwerem Bandendiebstahl auch Vorwürfe wie Sachbeschädigung oder Störung der Totenruhe strafrechtlich relevant sind, ist bislang noch unklar.

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Zeugen sollen Beobachtungen melden



Eine Schwierigkeit bei den Ermittlungen: Diebstähle von Gräbern fallen je nach Häufigkeit von Friedhofsbesuchen mitunter wochenlang nicht auf – es ist also von einer weit höheren Dunkelziffer auf Friedhöfen in der gesamten Region auszugehen. Die Kriminalpolizei Ingolstadt bittet daher mögliche Geschädigte, sich bei der jeweils für ihren Friedhof zuständigen Polizeiinspektion zu melden und ihren Fall anzuzeigen. Im Falle Pfaffenhofens beispielsweise unter der Telefonnummer (08441) 8095-0. Das gilt auch für Zeugen, die ungewöhnliche Beobachtungen auf oder bei Friedhöfen gemacht haben – beispielsweise ortsfremde Personen, die mutmaßlich Grabstätten auskundschaften.

mck