Mehr als 70 Fälle in Region
Pietätlose Diebstähle auch in Ingolstadt: Auf Friedhöfen verschwinden immer öfter Grabschalen

28.02.2024 | Stand 29.02.2024, 8:14 Uhr

Grabschmuck auf einem Symbolfoto: Die Diebe haben es besonders auf Schalen aus Messing, Kupfer oder Bronze abgesehen. Die sind relativ schwer und hochwertig. Foto: Hauser (Archiv)

Die Kriminalpolizei Ingolstadt hat eine Ermittlungsgruppe mit einem ungewöhnlichen Namen gebildet: Capula – lateinisch für Schale. Denn in der Region häufen sich in jüngster Zeit Grabschmuckdiebstähle auf Friedhöfen.



Die Täter nehmen vor allem Messingschalen mit. Jetzt meldet das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mehr als 70 Fälle von Buntmetalldiebstählen in der Region Ingolstadt. Den Capula-Ermittlern gelang nun ein Erfolg:

Vorige Woche wurden zwei „dringend tatverdächtige“ Männer im Alter von 19 und 21 Jahren festgenommen, wie das Präsidium am Mittwoch mitteilte. Die beiden wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Ingolstadt wegen des Verdachts des schweren Bandendiebstahls dem Haftrichter vorgeführt. Es wurde Untersuchungshaft angeordnet.

Gesamtbeute bayernweit „im Tonnenbereich“

Polizeisprecherin Michaela Grob berichtet auf Anfrage, wo bisher Grabschalen gestohlen wurden: Auf dem Ostfriedhof und dem Südfriedhof in Ingolstadt, ferner auf Friedhöfen in Pfaffenhofen, Denkendorf, Großmehring, Kösching, Neuburg, Pobenhausen und Ludwigsmoos. Zeugen werden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.

Wichtig sei außerdem, „dass man jetzt nachschaut, ob der Schmuck noch da ist, denn man geht ja nicht jeden Tag ans Grab“. Fehle etwas, sollte man das „sofort zur Anzeige bringen“, sagt die Polizistin.

Betroffene müssten nicht unbedingt die Kripo in Ingolstadt kontaktieren, sie können sich genauso an die Dienststellen in Eichstätt, Neuburg, Pfaffenhofen und Schrobenhausen wenden.

Grabschmuckdiebstähle seien „sehr pietätlos“, sagt Michaela Grob. Zum materiellen Verlust „kommt der ideelle“. Denn die Schalen aus Messing, Bronze oder Kupfer zieren die letzten Ruhestätten von Angehörigen.

Die Ermittler rechnen bei den bisher gestohlenen Objekten bayernweit inzwischen „im Tonnenbereich“ , erzählt Grob. Stichwort Verdacht des schweren Bandendiebstahls.

Schalen sind relativ schwer und meist hochwertig

Gefäße aus Buntmetall sind durchaus von Gewicht. Schon eine einfache Messingschale wiegt gut zehn Kilogramm und kostet in der Regel zwischen 200 und 500 Euro, es gibt sie in größerer Ausfertigung auch für mehr als 1000 Euro.

Erste Grabschmuckdiebstähle hätten sich in der Region im Dezember ereignet, berichtet die Sprecherin des Präsidiums. Im Februar verzeichnete man „einen massiven Anstieg“.

Deshalb wurde die Ermittlungsgruppe Capula gebildet, die weiterhin „sehr intensiv an der Aufklärung der Fälle arbeiten“ werde.