Play-off-Momente
2014: Schopper und der "Böse Wolf"

07.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:31 Uhr
  −Foto: Johannes Traub

Am Ende ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Körperverletzung, die Zeitungen berichten vom "Bösen Wolf", Spieler und Trainer debattieren über den Unterschied zwischen gesunder und übertriebener Härte und der Beschuldigte selbst versucht sich in einer Mischung aus Entschuldigung und Rechtfertigung.

"Ich bin nicht der Schläger, zu dem mich jetzt alle machen", meint David Wolf am Tag nach der folgenreichen Halbfinal-Partie seiner Hamburger Freezers gegen den ERC Ingolstadt. Dabei hat das, was der damals 24-Jährige auf dem Eis der Saturn-Arena gezeigt hat, "gar nichts mit Eishockey zu tun", wie ERC-Trainer Niklas Sundblad konstatiert.

Alle bisherigen Episoden der "Play-off-Momente":

2008: Enge Serie ohne Happy End

2018: Mannheim wieder zu stark

2007: Zu lange geschlafen

2004: Waite führt ERC ins Halbfinale

2015: Zitterpartien gegen Iserlohn

2012: Greilinger als DEG-Alptraum

2010: ERC wendet frühes Aus noch ab

2011: Die Serie reißt zur falschen Zeit

2006: Bitteres Ende einer Traumsaison

2013: Knock-out in 300 Sekunden

2019: Aus trotz drei Matchbällen

2005: Finale trotz NHL-Stars verpasst

2010: ERC gewinnt letzte Serie der Lions

Doch es ist Sundblads Gegenüber Benoit Laporte, der den ersten Fehler begeht. Die Hamburger sind mit hohen Ansprüchen ins Play-off-Halbfinale gegangen. Schließlich treten sie als Hauptrundensieger gegen den Tabellenneunten an, die Angelegenheit sollte also schnell gegessen sein. Doch es sind die Ingolstädter, die in der "Best-of-Seven"-Serie mit 2:0 in Führung gehen. Nach dem 2:1 der Freezers in Spiel drei lässt Hamburgs Trainer Laporte verlauten, dass in dieser Serie nun der "Krieg" ausgebrochen sei.

Das nimmt Wolf im vierten Duell am 8. April 2014 etwas zu wörtlich. Während die Panther in der hochklassigen Partie mit 4:2 führen und ERC-Torhüter Timo Pielmeier die Chancen des Gegners souverän zunichtemacht, wächst der Frust bei den Gästen - allen voran bei Wolf. In der 55. Minute streckt der 1,90 Meter große und 102 Kilogramm schwere Hüne zunächst Jakub Ficenec nieder, dann stürzt er sich auf Benedikt Schopper und schlägt dem Verteidiger sieben Zähne aus dem Mund.

Am Ende wird Wolf von der Disziplinarkommission der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) für seinen Ausraster sieben Spiele gesperrt und zu einer Geldstrafe in Höhe von 2100 Euro verdonnert. Der Nationalspieler verpasst damit die restlichen Play-off-Spiele. Der ERC aber gewinnt nicht nur die ereignisreiche Partie mit 5:2, sondern am Ende auch die Halbfinalserie gegen die Freezers. Es ist der vorletzte Schritt auf dem Weg zur Meisterschaft. 

In eigener Sache

Wegen des Coronavirus ist die Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vorzeitig und erstmals ohne Play-offs zu Ende gegangen. Als Ersatz erinnern wir in dieser Serie an die größten Siege und die bittersten Niederlagen in der Play-off-Geschichte des ERC Ingolstadt in der DEL. Besondere Momente der sensationellsten Saison der ERC-Geschichte finden Sie im Buch "Das Eiswunder von Ingolstadt" unserer Sportredakteure Alexander Petri und Julian Schultz. Mehr dazu hier.

Julia Pickl