Play-off-Momente
2006: Bitteres Ende einer Traumsaison

27.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:23 Uhr
Der ERC um Ken Sutton verlor das entscheidende siebte Spiel. −Foto: Frank

134 Tage lang hatte der ERC Ingolstadt in der Saison 2005/06 die Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) angeführt. Mit 98 Punkten landen die Panther am Ende auf Platz zwei - knapp hinter den Eisbären Berlin. Kein Wunder, dass die Erwartungen vor dem Viertelfinale gegen die Hannover Scorpions riesig sind und so mancher schon vom Meistertitel träumt. "Diese Gruppe weiß, dass sie eine einmalige Chance hat, zusammen Erfolg zu haben", sagt stellvertretend Trainer Ron Kennedy.

Zu Beginn läuft noch alles nach Plan: Obwohl sie wegen eines Warmwasser-Ausfalls nach dem Training kalt duschen und wegen eines Konzerts in der Saturn-Arena für eine Einheit nach Pfaffenhofen ausweichen müssen, gewinnen die Panther den Auftakt mit 3:2. Cameron Mann, Jakub Ficenec und Doug Ast sichern mit ihren Toren den verdienten Erfolg und die 1:0-Führung in der "Best-of-Seven"-Serie.

Alle bisherigen Episoden der "Play-off-Momente":

2008: Enge Serie ohne Happy End

2018: Mannheim wieder zu stark

2007: Zu lange geschlafen

2004: Waite führt ERC ins Halbfinale

2015: Zitterpartien gegen Iserlohn

2012: Greilinger als DEG-Alptraum

2010: ERC wendet frühes Aus noch ab

2011: Die Serie reißt zur falschen Zeit

Doch die Scorpions schlagen in eigener Halle zurück und gleichen mit einem 2:1-Erfolg aus. So geht es weiter: Beide Teams gewinnen auch ihre nächsten beiden Heimspiele - der ERC ungefährdet mit 6:2 und 5:0, Hannover etwas mühevoller mit 3:2 und 5:1.

Am 28. März 2006 kommt es in der Saturn-Arena zum Showdown: Das siebte Spiel muss entscheiden. Die Panther bauen auf ihre Heimstärke, um den dritten Halbfinal-Einzug in Folge zu sichern. "Wir brauchen die Fans", richtet Torhüter Jimmy Waite einen Appell an die Zuschauer - doch nur 4034 folgen ihm. Zwar können die Ingolstädter den 0:2-Rückstand zur Spielhälfte durch Treffer von Glen Goodall und Günter Oswald egalisieren, doch im Schlussdrittel bringt Marty Murray die Niedersachsen wieder in Front.

Als Mike Green zwei Minuten vor Schluss in Unterzahl das 4:2 für die Scorpions gelingt, sind die Panther geschlagen - Florian Kellers Tor für den ERC und Greens zweiter Treffer zum 3:5-Endstand sind nur noch Ergebniskosmetik. Für Oswald, Phil von Stefenelli, Ken Sutton und Craig Ferguson ist es die letzte Partie im ERC-Trikot - die 134 Tagen an der Tabellenspitze trösten an diesem Tag niemanden.

In eigener Sache

Wegen des Coronavirus ist die Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) vorzeitig und erstmals ohne Play-offs zu Ende gegangen. Als Ersatz erinnern wir in dieser Serie an die größten Siege und die bittersten Niederlagen in der Play-off-Geschichte des ERC Ingolstadt in der DEL. Besondere Momente der sensationellsten Saison der ERC-Geschichte finden Sie im Buch "Das Eiswunder von Ingolstadt" unserer Sportredakteure Alexander Petri und Julian Schultz. Mehr dazu hier.

Alexander Petri