Olympische Spiele in Paris
Ein Stück Eiffelturm für Zuhause: So will sich die Pförringerin Brandl exklusives Edelmetall erkämpfen

23.02.2024 | Stand 23.02.2024, 15:30 Uhr

Die neunfache Deutsche Meisterin Lorena Brandl (rechts) fiebert ihrer ersten Olympia-Teilnahme entgegen. Foto: Imago Images

Mit jährlich fast sieben Millionen Besuchern zählt der Eiffelturm zu einem der beliebtesten Wahrzeichen der Welt. Auch Taekwondo-Kämpferin Lorena Brandl aus Pförring (Landkreis Eichstätt) hat die 330 Meter hohe Sehenswürdigkeit im Jahr 2017 aus eigener Kraft erklommen und den Ausblick über Paris genossen – Bilder, die die 26-Jährige in Kampf-Pose auf und vor dem Turm zeigen, erinnern an diesen Tag. Für die Olympischen Spiele (26. Juli bis 11. August) wird sie in Frankreichs Hauptstadt zurückkehren – und könnte dort nicht nur olympisches Edelmetall, sondern auch ein exklusives Stück Zeitgeschichte mit nach Hause nehmen.

Das Organisationskomitee der Spiele in Paris hat mit dieser Nachricht kürzlich für Aufsehen gesorgt: Sämtliche der insgesamt 5084 Medaillen werden mit einem Originalstück des 1889 fertiggestellten Eiffelturms verziert. Im Zentrum ist ein sechseckiges Stück Eisen eingearbeitet, das einst Teil des Wahrzeichens der französischen Hauptstadt war. Brandl befand sich gerade im Trainingslager, als sich die Meldung wie ein Lauffeuer ausbreitete.

Brandl : „Weiß, dass ich jeden schlagen kann“

„Ich habe es nach dem Ausdauertraining auf dem Handy gesehen. Mein ganzer Arm hatte komplette Gänsehaut. Das ist schon noch einmal etwas ganz Besonderes“, sagt die 26-Jährige, deren erste Olympia-Teilnahme seit Ende Januar fix ist: „Ich finde es ziemlich cool, dass das Komitee überhaupt diese Idee hatte – eine sehr gelungene Überraschung.“ Nur verständlich, dass Brandl für ihren Kampftag am 10. August ein sehr konkretes Szenario im Kopf hat: „Ich will unbedingt eine Medaille mitnehmen. Ich weiß dass ich jeden schlagen kann, wenn mein Tag passt und ich top vorbereitet bin.“

Diesen Beweis hat die Kämpferin vom Team Tiger & Dragon Altmannstein/Mindelstetten längst erbracht – etwa als die Sportsoldatin im Oktober 2022 in Manchester als erste deutsche Frau Grand-Prix-Gold und zwei Monate später WM-Bronze in Guadalajara (Mexiko) erkämpft hat. „Andere Athletinnen werden in Paris auch nicht dabei sein. Gegen den Großteil habe ich bereits gewonnen“, ordnet die Weltranglisten-Achte im olympischen Schwergewicht (+67 kg) ihre Podestchancen ein. Eine Favoritin kann die amtierende Deutsche Meisterin − Ende Januar feierte sie Titel Nummer neun – daher ebenso wenig ausmachen wie eine Angstgegnerin. Am ehesten unter diese Kategorie dürfte wohl Dabin Lee (Platz 3 in der Weltrangliste) fallen – gegen die Koreanerin hatte Brandl in allen bisherigen aufeinandertreffen das Nachsehen.

Europameisterschaft als Generalprobe

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Pförringerin in jüngster Vergangenheit bei Großevents eher holprig unterwegs war. Grand-Prix-Bronze im chinesischen Taiyuan (Oktober 2023) war auf internationalem Parkett das Höchste der Gefühle, während sie vergangenes Jahr bei der WM und den European Games jeweils früh die Segel streichen musste.

Da kommt die Europameisterschaft in Serbien (10. bis 12. Mai) gerade recht, um sich vor den Spielen in Paris eine ordentliche Portion Selbstvertrauen zu erkämpfen. Belgrad stellt den markanten Zwischenstopp während Brandls Olympia-Vorbereitung dar. „Ich will endlich auch bei der EM gut abschneiden und diese Medaille holen.“

Dafür muss bei der EM, vor allem aber am 10. August in Paris ihre körperliche Verfassung auf den Punkt stimmen. „Häufig entscheiden Millisekunden. Erst wenn die Uhr auf 0.0 steht, kannst du aufhören zu kämpfen, davor ist nichts sicher.“ Deshalb hat sie Anfang Februar gemeinsam mit dem Sandersdorfer Heim- und Stützpunkttrainer Bernhard Bruckbauer sowie Damen-Bundestrainer Balazs Toth einen Fahrplan ausgeheckt, der die Pförringerin bis zu den Spielen in die Form ihres Lebens bringen soll.

Aktuell erarbeitet sich Brandl die athletischen Grundlagen, schwitzt am Stützpunkt in Nürnberg oder bei internationalen Trainingslagern für Kraft und Ausdauer. Es folgen zwei Wettkämpfe in Belgien (17. März) und Spanien (6./7. April), bevor es in die unmittelbare EM-Vorbereitung geht. Anschließend stehen auf dem Weg nach Paris die Militär-WM in Korea (30. Mai bis 5. Juni) und ein Kampf in Luxemburg (8./9. Juni) im Kalender – Teilnahme mit Blick auf Reisestrapazen aber offen.

Gut möglich also, dass die 26-Jährige diese beiden Events wieder durchstreichen wird. So wie sie es bereits mit dem Qualifikationsturnier im bulgarischen Sofia (9. März) gemacht hat, als ihre Olympia-Teilnahme nach langem Warten endlich feststand. Im Jahr 2021 war sie für die Spiele in Tokio daran noch gescheitert. „Der Tag ist mit so viel Druck und Erwartungen verbunden. Das ist jetzt schon mein liebstes rotes X.“ Zumindest beim Quali-Turnier kann sich Brandl also zurücklehnen: „Ich werde daheim auf der Couch mit meinem Tablet sitzen und mir in Ruhe anschauen, wer sich im Schwergewicht durchboxt.“

DK