Ingolstadt
Laufen als Balsam für die Seele

Einmal rund um die Innenstadt: Florian Wittmanns Lieblingsstrecke umrahmt das Herzstück Ingolstadts

10.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:18 Uhr
Bonus: Florian Wittmanns Laufrunde ist durch eine Schleife durch den Klenzepark beliebig erweiterbar. −Foto: Foto: Pickl

Ingolstadt - Der Wecker klingelt um 5.30 Uhr. Nach einem Schluck Espresso und einem kurzen Blick auf die Nachrichten geht es los. Florian Wittmann läuft früh. Wenn der Tag anbricht, die Sonne aufgeht, das Leben erwacht. „Ich zehre am meisten davon, wenn ich unmittelbar vor der Arbeit laufe“, sagt der 33-Jährige. Wittmann ist Online-Redakteur des DONAUKURIER. Die Runde durch die Innenstadt bringe gute, brauchbare Gedanken, auch zum Schreiben, sagt er.

Doch Laufen ist für Wittmann viel mehr. Eine Wellnessbehandlung für den Geist, ein Energiebooster für die Seele. Er läuft, um innerlich runterzufahren, um den Kopf frei zu kriegen. „Ich habe gemerkt, dass es mir guttut, ich werde ruhiger und besonnener“, sagt er. „Im Grunde geht es mir schon vor dem Laufen besser, wenn ich nur daran denke, wie es sein wird.“ Auch Ärger und Aggressionen würden durch den Sport positiv beeinflusst. „Dinge, über die ich mich aufgeregt habe, kann ich jetzt abtun“, erklärt der 33-Jährige. „Auch wenn es natürlich Sorgen gibt, die man nicht weglaufen kann.“ 

Wittmanns neun Kilometer lange Lieblingsrunde beginnt an seiner Haustüre in der Nähe des Hallenbads. Entlang der Jahnstraße und vorbei am Kap94 geht es hinein in das Glacis, ehe das MTV-Stadion auf der rechten Seite auftaucht. „Das löst in mir Emotionen aus, weil ich hier selbst schon mal gespielt habe“, erklärt er. Vom Grün des Glacis geht es in den Hindenburgpark. „Ich finde es schön, dass man relativ viel Natur hat, obwohl man inmitten der Innenstadt läuft. Das ist ein bisschen wie zu Hause“, sagt der gebürtige Wolfsbucher.

Vorbei an der Fronte Rechberg und über die Heydeckstraße läuft Wittmann durch den THI-Park und schließlich zur Esplanade. Über die Rossmühlstraße geht es zur Schlosslände. Wittmanns Laufrunde endet schließlich nach einer variablen Schleife durch den Klenzepark bis zur Exerzierhalle und einem Schlussspurt über die Konrad-Adenauer-Brücke.

Manchmal erweitere er die Laufeinheit mit einem Treppenlauf am Donaustrand, manchmal lasse er die Runde durch den Klenzepark auch aus. Doch wie auch immer die Route aussieht: „Ich bin nie weit weg von daheim und kann immer schnell zurück, wenn ich keine Lust mehr habe“, sagt Wittmann. Doch das kommt bei dem 33-Jährigen so gut wie nie vor: Seit März hat Wittmann nur zwei „Fehltage“. Früher war bei ihm das Laufen nur ein Teil des Fußballtrainings, ein notwendiges Übel. „Ich habe es immer so gesehen, dass man lieber richtig läuft als viel“, sagt er.

Alle Folgen: Neue Lust an der Bewegung

In der Krise läuft's

"Wichtig sind Respekt und Rücksicht"

"Das ist dann wie Zähneputzen"

Fit in den eigenen vier Wänden

"Das ist die schönste Strecke Bayerns"

Einmal um die "Echenzeller Achterbahn"

Laufrunden statt Fitnesskurse

Laufen als Balsam für die Seele

"Unendlich viele Möglichkeiten"

#laufenmachtglücklich

Digitale Laufkontrolle

Doch seit er seine Amateurfußballkarriere aufgrund vieler Verletzungen beenden musste, hat er die Liebe zum Laufen entdeckt. „Jetzt kann ich schmerzfrei Sport machen – anders als im Fußball, wenn ich wieder einmal eine draufgekriegt hatte.“ Sein geliebter Fußball begleitet Wittmann aber auch auf seiner Joggingrunde. Denn er hört nicht nur Podcasts oder Lieder, mit denen er Erinnerungen verbindet, sondern auch Livekommentare von großen Fußballspielen. Noch lieber als die musikalische Begleitung ist ihm  die seines Hundes Rocky, eines Kumpels oder ganz besonders seiner Mutter, wenn er auf Heimatbesuch ist. „Ich bin total stolz darauf, dass ich oft mit meiner Mama laufen kann. Sie ist ja immerhin schon 63“, sagt er. Dann ist Laufen endgültig nicht mehr nur Sport, sondern eine extra Portion Balsam für die Seele. 

Serie

Die  Rundwege  um die Baggerseen sind voller Jogger, zu Hause ist Home-Workout angesagt: Die Corona-Krise bringt viele Menschen  zum Sport. In unserer Serie „Neue Lust an der Bewegung“  stellen Läufer aus der Region ihre Lieblingsstrecken vor. Alle Episoden gibt es hier.

Julia Pickl