Fussball, Regionalliga Bayern
Der unfassbare Blackout des Faton D.

Tätlichkeit nach nur 51 Sekunden beraubt den FC Pipinsried früh um alle Chancen – Am Ende 0:3-Pleite in Eichstätt

05.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:29 Uhr

Ungläubiger Blick in Richtung des Schiedsrichter-Assistenten: Faton Dzemailji (r.) unmittelbar nach seinem Blackout. Foto: J. Traub

Jetzt sind es schon sieben sieglose Partien in Folge, der Rückstand zu einem Relegationsplatz der Regionalliga Bayern ist dadurch auf fünf Punkte angewachsen. Dementsprechend bedient wirkten sie im Lager des FC Pipinsried am Samstagnachmittag – unmittelbar nach ihrer klaren 0:3 (0:2)-Schlappe im Kellerduell beim VfB Eichstätt.

Wobei es nicht einmal das nackte Ergebnis an sich war, dass den Gelbblauen so unfassbar weh tat. Viel mehr schmerzte, dass sie eigentlich bereits nach 51 Sekunden keine echte Siegchance mehr hatten – weil einer der Ihren sich einen kompletten Aussetzer leistete. Seine Name: Faton Dzemailji. Nun gut: Dass der 24-Jährige nicht gerade zu den Emotionslosesten auf dem Fußballplatz zählt, ist schon länger bekannt. Und ja, mitunter wird er auch gerade deswegen geschätzt. Aber dass sich ein Mann mit 60 Viertliga-Matches auf dem Buckel zu einer Tätlichkeit nach nicht einmal einer Spielminute hinreißen lässt, ist kaum verzeihbar – erst recht in einem Duell, das von beiden daran beteiligten Vereinen zuvor als „absolutes Abstiegsendspiel“ tituliert worden war.

Exakt ausgedrückt waren im Liqui-Moly-Stadion erst 51 Sekunden absolviert, als Dzemailji am Boden liegend einfach mal dem an ihm vorbeilaufenden VfB-Akteur Julian Kügel in die Hacken schlug – obwohl die Partie unterbrochen war, obwohl es eigentlich Freistoß für den FC Pipinsried gab. Schiedsrichter Steffen Ehwald (Geldersheim/Unterfranken) blieb da nach Absprache mit seinem Assistenten Daniel Reich (Bamberg) nichts anders übrig, als sofort die Rote Karte zu zücken – selbst wenn Dzemailjis Tritt wohl bei Weitem nicht so schmerzhaft war, wie es Kügels anschließende Laienschauspielaufführung kurzzeitig vermuten ließ.

Nur zu zehnt knapp 90 Minuten lang gegen eine so körperlich robuste und bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaft wie jene des VfB, das Ganze noch auf kräfteraubendem (da jahreszeitbedingt sehr unebenem sowie weichem) Untergrund – das konnte einfach nicht gutgehen. Das spürten die FCP-Fans unter den offiziell 550 Zuschauern sofort, das spürten die FCP-Verantwortlichen sofort – und wohl auch die verbliebenen FCP-Spieler auf dem Platz.

Tatsächlich entwickelte sich danach ein fröhliches Eichstätter Scheibenschießen in Richtung Pipinsrieder Kasten. Aber als es darum ging, seine schier unzählbaren Topchancen zu verwerten, stellte sich der VfB gerade vor dem Pausenpfiff entweder unglaublich naiv an – oder hatte einfach nur Pech. Oder scheiterte am immer wieder reaktionsschnell parierenden Schlussmann des FCP, Daniel Witetschek.

Markus Mattes gefiel das – obwohl Sebastian Graßl (27.), Philipp Federl (45.+1) und Daniel Haubner (72.) im Laufe des Matches doch noch einnetzten – nicht wirklich: „Wir hätten an diesem Nachmittag nicht nur drei, sondern sogar vier holen müssen“, so der VfB-Cheftrainer mit Blick auf die Torverhältnisse in der Tabelle, die im harten Abstiegskampf vielleicht noch eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Die Pipinsrieder Fußballoberen hätten solche Probleme gerne gehabt. Ihre Stimmungslage nach dem Spiel: eine ungute Mischung aus Verärgerung, Trauer, Sprachlosigkeit, Entsetzen, Fassungslosigkeit, sogar Wut. Nein: Wirklich niemand aus der Führungsriege dachte daran, Dzemailjis Blackout zumindest ein bisschen kleinreden zu wollen.

„Dass uns ein Einzelner in einem so eminent wichtigen Spiel bereits nach nicht einmal zwei Minuten komplett den Stecker zieht, das darf nicht sein“, so Tarik Sarisakal, der Sportliche Leiter bei den Gelbblauen. Teammanager Atdhedon Lushi äußerte sich nicht minder deutlich: „Fatons Aktion kann man nur mit einem Wort beschreiben, nämlich mit Dummheit. Und Dummheit wird eben bestraft – nicht nur im Sport, sondern überall im Leben.“ Ein ernstes Gespräch mit Dzemailji sei aus seiner Sicht in den nächsten Tagen unvermeidlich. Denn der Linksverteidiger schwächte sein Team ja nicht nur in Eichstätt, er wird wegen seiner Roten Karte nun zudem für mehrere Wochen vom Bayerischen Fußballverband gesperrt.

Apropos gesperrt: FCP-Spielertrainer Herbert Paul musste am Samstag letztmals von draußen aus zuschauen, in der nächsten Heimpartie gegen die SpVgg Ansbach (11. März, 16 Uhr) ist der Ex-Profi unter anderem des TSV 1860 München wieder spielberechtigt. „Natürlich bin ich heilfroh darüber“, so der 29-Jährige. Über Dzemailjis Aussetzer konnte er übrigens nur den Kopf schütteln: „Diese Aktion war so was von unnötig. Und in Unterzahl konnten wir leider die Eichstätter Wucht irgendwann nicht mehr wegverteidigen.“

Was wäre wohl gewesen, wenn die Pipinsrieder nicht schon kurz nach dem Anpfiff in Unterzahl geraten wären? Auch diese Frage geisterte nach dem Matchende immer wieder durch das Eichstätter Liqui-Moly-Stadion. „Ich hätte in der Tat sehr gerne gesehen, wie wir uns ,Elf gegen Elf’ geschlagen hätten“, gibt Paul gerne zu: „Und Markus (Mattes; Anm. der Red.) sieht’s vielleicht sogar ebenso.“

Tatsächlich nickte der aus Karlshuld stammende VfB-Chefcoach sofort den Kopf: „Auch mir wäre ein ,Elf gegen Elf’ lieber gewesen. Andererseits bin ich mir sicher, dass wir ohne den frühen Platzverweis ebenfalls gewonnen hätten.“ Die Eichstätter sind nun übrigens auf Tabellenrang 15 zu finden – also auf einem Relegationsplatz, das Ganze vier Positionen vor dem FCP.

SZ