Doppeltes WM-Bronze
Wie Radsportlerin Ricarda Bauernfeind aus Eichstätt aufs Podest raste

28.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:10 Uhr

Starke Rennen zeigte Profi-Radrennfahrerin Ricarda Bauernfeind bei der Straßenrad-WM im australischen Wollongong. Beim Einzelzeitfahren ging die Eichstätterin sogar als erste Starterin auf die Strecke und eröffnete die Weltmeisterschaften. Fotos: Imago Images

Wollongong – Es ist der krönende Abschluss einer überragenden Saison und der bislang größte Erfolg ihrer Karriere: Profi-Radrennfahrerin Ricarda Bauernfeind aus Eichstätt ist bei der Straßenrad-Weltmeisterschaft im australischen Wollongong gleich zweimal aufs Podium gefahren. Sowohl im Einzelzeitfahren als auch zuletzt im Straßenrennen der Frauen gewann die 22-Jährige sensationell Bronze in der U23-Wertung.

„Die zwei Medaillen sind das i-Tüpfelchen einer starken Saison. Ich bin absolut zufrieden mit meiner Leistung“, sagt die Eichstätterin, die sich für ihr Edelmetall schon einen besonderen Platz ausgesucht hat. „Sobald ich wieder in Deutschland bin, kommen die Medaillen zusammen mit der EM-Goldmedaille in einen Bilderrahmen. Dort werden nur die, mit dem größten Stellenwert aufgehängt“, erklärt Bauernfeind. Bei der WM in Australien wurden erstmals Medaillen in der U23-Klasse vergeben. Glück für Bauernfeind, für die es das letzte Jahr in der Nachwuchs-Wertung war. Kommende Saison wird sie bei den Elite-Frauen an den Start gehen. Dass sie dort bereits mithalten kann, zeigen die Top-20-Platzierungen im Gesamtklassement. „Beim Einzelzeitfahren bin ich auf den 18. Platz gefahren und im Straßenrennen wurde ich Gesamt-20.“, sagt Bauernfeind.

Zwei Runden mit insgesamt 34,2 Kilometer galt es im Zeitfahren, so schnell wie möglich zu absolvieren. Bauernfeind habe sich das Rennen gut einteilen können. „Dass ich auf der zweiten Runde nicht langsamer geworden bin, war perfekt“, so der Rad-Profi. Unterstützt wurde sie dabei über Funk von einem Verantwortlichen aus dem deutschen Team. Dieser begleitete Bauernfeind mit dem Auto. „Er gibt mir übers Ohr die Pace durch und warnt mich vor Kurven oder Verkehrsinseln“, erklärt Bauernfeind. Am Steuer sei der Bundestrainer gesessen. „Das war echt gutes Teamwork.“ 47:38 Minuten standen am Ende für Bauernfeind auf der Uhr. Damit lag sie 2:17 Minuten hinter der Siegerin Vittoria Guazzini aus Italien.

Teamwork stand auch am vergangenen Samstagmorgen beim 170 Kilometer langen Straßenrennen der Frauen im Vordergrund. „Die U23-Wertung war hier eher zweitranig. Ziel war es, dass Liane Lippert mit unserer Unterstützung aufs Podium fährt“, sagt Bauernfeind. Anders als beim Einzelzeitfahren war die junge Eichstätterin beim Straßenrennen Teil einer sechsköpfigen Mannschaft, deren Aufgabe es war, die nominell stärkste deutsche Fahrerin zu unterstützen, damit sie sich möglichst schonen kann. „Mein Job war es, bis zum Schluss bei Liane zu bleiben, falls sie was braucht oder falls ich gegebenenfalls Lücken zufahren sollte“, schildert Bauernfeind. Am Ende landete Lippert in einem offensiven Rennen auf dem undankbaren vierten Platz. „Eigentlich sind wir schon zufrieden, weil wir unseren Plan umgesetzt haben“, sagt Bauernfeind und ergänzt: „Wir wussten, dass Lianes Stärken nicht im Sprint liegen, leider kam es darauf aber am Schluss an. Dennoch ist sie ein überragendes Rennen gefahren und hätte den Titel auch verdient gehabt.“

Dass es für Bauernfeld selbst für einen dritten Platz in der U23-Wertung reichte, war ihr anfangs gar nicht bewusst. „Ich wollte mit Liane ins Hotel fahren, bis jemand gesagt hat, dass ich noch zur Siegerehrung muss“, sagt die 22-Jährige und lacht. Bis an ihre Grenzen musste die Eichstätterin bei dem viereinhalbstündigen Rennen gehen. „Ich hatte am Ende so schwere Beine, weil ich noch nie ein so langes Rennen gefahren bin. Die letzten 30 Kilometer war es nur noch mein enormer Wille, der mich ins Ziel gebracht hat“, sagt die Radrennfahrerin.

Umso gelegener kam ihr der viertägige Aufenthalt in Sydney, den sie an die WM dranhängte. „Sydney ist schon cool, auch wenn ich kein Großstadtmensch bin“, sagt Bauernfeind, für die es an diesem Mittwoch zurück in die Heimat geht. Und dann heißt es erst einmal: Füße hochlegen, das Rennrad in der Garage lassen – und die Medaillen einrahmen.

DK