Rot nach 48 Sekunden
Regionalligist VfB Eichstätt gewinnt Kellerduell gegen Pipinsried mit 3:0

05.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:28 Uhr

Viertes Saisontor: Eichstätts Kapitän Philipp Federl (vorne) brachte seine Farben kurz vor dem Pausenpfiff mit 2:0 in Führung. Foto: Traub

Ein Fußballspiel beginnt und endet für gewöhnlich mit elf Spielern auf jeder Seite. Am Samstag – beim 3:0 (2:0)-Heimsieg des VfB Eichstätt gegen den FC Pipinsried am 26. Spieltag der Regionalliga Bayern – war das anders: Da nämlich standen die Gäste nahezu die komplette Spielzeit mit nur zehn Mann auf dem Platz. Faton Dzemailji hatte von Schiedsrichter Steffen Ehwald bereits in der ersten Minute die Rote Karte gezeigt bekommen.

Was war passiert? Nach einem Kopfballduell zwischen Julian Kügel und dem Pipinsrieder Abwehrspieler entschied der Referee auf Freistoß für die Gäste. Als Kügel zurücklief, fuhr der am Boden liegende Dzemailji nach handgestoppten 48 Sekunden (!) seinen Fuß aus und ließ den VfB-Spieler vor den Augen des Unparteiischen stolpern – eine klare Tätlichkeit, die mit dem vorzeitigen Duschen bestraft wurde. „Das war eine absolut unnötige und dumme Aktion von uns“, schimpfte der gesperrte Spielertrainer Herbert Paul hinterher auf der Pressekonferenz und meinte: „In Unterzahl war es schwierig für uns. Denn irgendwann konnten wir die Eichstätter Wucht nicht mehr wegverteidigen und sind zur Halbzeit verdient mit 0:2 zurückgelegen.“

Keeper Witetschek verhindert Pipinsrieder Debakel

Dass den Hausherren nur zwei Treffer in den ersten 45 Minuten gelangen, lag vor allem an FCP-Keeper Daniel Witetschek, der – so kurios es trotz der insgesamt drei Gegentreffer klingen mag – der beste Akteur auf dem Feld war. Vor allem in der Anfangsviertelstunde hielt der 22-Jährige, was zu halten war. In der neunten Minute war Witetschek beispielsweise in einer Szene binnen weniger Sekunden gleich zweimal auf dem Posten: Zunächst entschärfte er eine sehenswerte Direktabnahme von Daniel Haubner nach einer einstudierten Eckenvariante mit einem tollen Reflex, und auch beim folgenden Nachschuss von Sebastian Graßl war der Pipinsrieder Schlussmann auf dem Posten. Während danach ein Freistoß des erneut sehr auffälligen Haubner (26.) nur den Querbalken streifte, gelang Graßl eine Minute später die längst überfällige Führung. Kügel konnte die Kugel im Sechzehnmeterraum nicht unter Kontrolle bringen, doch Graßl war zur Stelle und bugsierte das Spielgerät zum hochverdienten 1:0 über die Linie. Nachdem die Schützlinge von VfB-Trainer Markus Mattes, die in Überzahl die totale Spielkontrolle hatten, weitere gute Chancen liegen gelassen hatten, war es Kapitän Philipp Federl, der kurz vor der Pause ein direktes Zuspiel von Fabian Eberle zum 2:0 verwertete (45.).

VfB dominiert auch in Halbzeit zwei nach Belieben

Nach dem Seitenwechsel bot sich den 550 Zuschauern bei Minustemperaturen das gleiche Bild: Der VfB war spielbestimmend und dominierte die Partie nach Belieben, während der FCP nun zwar sicherer stand und nicht mehr ganz so viel zuließ, in der Offensive aber überhaupt nicht stattfand. Eichstätts Keeper Felix Junghan erlebte einen sehr geruhsamen Nachmittag wie sonst selten. Sein Gegenüber Witetschek stand dagegen weiter unter Dauerbeschuss, wenn auch nicht mehr so stark wie noch in Halbzeit eins. Zum dritten und letzten Mal geschlagen war er in der 72. Minute, als Haubner den Ball zum 3:0-Endstand in das Tor schlenzte – nachdem er zuvor nach Zuspiel von Emanuel Gstettner noch kläglich gescheitert war (57.). Auch Kügel hatte die Vorentscheidung liegen gelassen (69.).

Weil in der Regionalliga Bayern bei Punktgleichheit in der Tabelle die Tordifferenz über die Platzierung entscheidet, kritisierte VfB-Coach Mattes vor allem die mangelhafte Chancenverwertung. „Normalerweise hätte die Partie schon nach zehn Minuten entschieden sein müssen. Auch danach haben wir einige gute Chancen vergeben. Das ist aber auch der einzige Punkt, den ich meinem Team ankreiden muss“, sagte er und fuhr fort: „Ansonsten bin ich mit der gezeigten Leistung und auch der Art und Weise, wie wir dieses Kellerduell angegangen sind, sehr zufrieden.“ Die frühe Rote Karte habe aus seiner Sicht die Statik des Spiels geändert, weil der Gegner in Unterzahl umstellen musste. Der Aussage von Paul, dass dieser gerne ein Spiel „Elf gegen Elf“ gesehen hätte, konterte Mattes trotzdem: „Ich bin überzeugt, dass wir auch dann gewonnen hätten.“

Mit dem achten Saisonsieg und nunmehr 28 Punkten kletterten die Eichstätter in der Tabelle auf den 15. Platz, der allerdings noch immer den Gang in die Abstiegsrelegation bedeuten würde. Der Rückstand zum rettenden Ufer konnte jedoch auf zwei Punkte verkürzt werden. Am kommenden Samstag (14 Uhr) sind die Eichstätter zum nächsten Kellerduell beim punktgleichen TSV Rain am Lech zu Gast.

EK


VfB Eichstätt: Junghan – Golla (77. Wolfsteiner), Trslic, Gstettner, Lamprecht – Graßl – Kügel (82. Moratz), Federl, Haubner – Eberle (89. Fries), Meixner (75. Stoßberger).
FC Pipinsried: Witetschek – Langen, Willibald (70. Grotz), Rauscheder, Amdouni (5. Keßler) – Lobenhofer, Pudic, Ricter (70. Milican), Dzemailji – Jike (85.Seo), Idrizovic.
Tore: 1:0 Graßl (27.), 2:0 Federl (45.), 3:0 Haubner (72.). Rote Karte: Dzemailji (1., Tätlichkeit). Schiedsrichter: Steffen Ehwald (FC Geldersheim). Zuschauer: 550.