Kampfsport
DJK Eichstätt lehrt die noch junge Sportart Grappling

04.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:32 Uhr

Sandra Töpfer (oben) und Stefan Grabisch gehen auch beim freundschaftlichen Grappling-Training ordentlich zur Sache. Fotos: DJK Eichstätt

Zwei Personen kämpfen in eng anliegenden Kompressionsshirts auf einer Matte um die beste Position. Als Laie erkennt man erst einmal nicht genau, um was es hier geht. Offensichtlich ist es ein Kampfsport, aber es sieht nicht aus wie Boxen, es ist auch kein Judo oder Jiu Jitsu. Ähnlichkeiten mit dem Ringen sind aber nicht von der Hand zu weisen: Die vergleichsweise neue Sportart, die Stefan Grabisch (kl. Foto) bei der DJK Eichstätt lehrt, nennt sich Grappling.

Mittlerweile üben etwa 30 DJK-Mitglieder diesen Kampfsport aus, ein Drittel davon sind Frauen. Nach 20 Jahren Judo suchte der 40-Jährige im Grappling neue Herausforderungen: „Irgendwann hatte ich ein Limit erreicht, ich kannte die Techniken alle und wollte mal etwas Neues ausprobieren. Weil Grappling eine ähnliche Sportart ist, habe ich mich als Judoka gleich wohlgefühlt.“

Für Grabisch, der zusammen mit Daniel Romic die Grappling-Abteilung leitet und die Sportler trainiert, ist besonders die technische Versiertheit spannend. Da sich die Sportart aus verschiedenen Kampfkünsten entwickelt hat, gibt es viele unterschiedliche Techniken. „Grappling entstand unter anderem aus Bestandteilen vom Judo, Brazilian Jiu Jitsu und Ringen“, sagt Grabisch. Aus dem Judo kommen vermehrt die Standtechniken, die anderen genannten Sportarten fokussieren eher den Bodenkampf. Obwohl es auf der Matte ordentlich zur Sache geht, gibt es laut dem DJK-Coach „erstaunlich wenige Verletzungen“.

Mit Hebel- und Würgetechniken zur Aufgabe zwingen

Beim Grappling geht es während der in der Regel fünf Minuten langen Kampfzeit darum, durch Werfen des Gegners oder Positionsverbesserungen Punkte zu erlangen. Der Kampf ist vorzeitig beendet, sobald jemand seinen Kontrahenten durch Hebel- und Würgetechniken zur Aufgabe zwingt. Es gibt jedoch Turnierformen, bei dem es keine Punktwertungen, sondern der Sieger nur durch Aufgabe des Gegners oder durch aktiveres Auftreten ermittelt wird. Diesem Format steht Grabisch allerdings eher kritisch gegenüber: „Wenn es keine Punkte gibt und der Kampfrichter am Ende subjektiv entscheidet, wer den Kampf gewinnt, ist eigentlich alles gesagt.“ Einen weiteren Kritikpunkt sieht er darin, dass in Deutschland noch kein organisierter Ligabetrieb existiert. „Ein paar Ausrichter veranstalten zwar viele Turniere. Aber ansonsten ist das alles noch nicht wirklich organisiert“, sagt der ehemalige Judoka. Es gebe noch keinen Verband oder eine Dachorganisation, die beispielsweise deutsche Meisterschaften ausrichtet. In Brasilien, wo der Sport traditionell herkommt, bestehen ordentliche Strukturen, „in Deutschland ist die Sportart erst im Kommen“.

Drei Medaillen beim Grappling-Turnier in München

Aufgrund dessen und corona-bedingt bestritten die Grappling-Kämpfer der DJK bisher eher wenige Turniere. „Viele Wettkämpfe sind einfach sehr weit weg. Oft sind die Turniere in Hamburg, in den Niederlanden oder in Brüssel“, sagt Grabisch, der mit seiner Abteilung versucht, zumindest bei Wettbewerben in Süddeutschland anzutreten. So zum Beispiel kürzlich in München:

An den Submission Masters, einer Turnierreihe, in der die Kämpfer nach Gewichtsklassen und Kampferfahrung aufgeteilt werden, nahmen vier DJK-Sportler teil. Der erfahrene Grabisch verlor zwar das Halbfinale der Fortgeschrittenen in der Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm (kg), gewann dann aber den Kampf um den dritten Platz. Ein reines DJK-Finale gab es im Schwergewicht (ab 95 kg) der Beginner zwischen Rene Prosiegel und Lukas Herzing zu sehen, in dem sich Herzing durchsetzen konnte. Beide Kämpfe verlor Steffen Tümper, der bei den Fortgeschrittenen in der Gewichtsklasse bis 90 kg an den Start ging. Dass die DJK künftig selbst ein Turnier in der Domstadt ausrichten könnte, ist gar nicht so abwegig. Die Abteilungsleitung spielt zumindest schon mit diesem Gedanken.

Einmal pro Woche bietet die Grappling-Sparte auch ein Training für Kinder ab acht Jahren an. Da der Kampfsport ohne Tritte und Schläge auskommt, ist er auch für den Nachwuchs geeignet. „Wir achten speziell bei Kindern, dass sie die Basic-Sachen lernen“, erklärt Grabisch die Herangehensweise bei den Jüngsten. „Viele haben am Anfang Probleme, sich körperlich miteinander zu messen“, sagt er weiter. Grappling ist laut ihm eine gute Möglichkeit, Berührungsängste abzubauen und sich weiterzuentwickeln – egal ob Kind oder Erwachsener.

EK