Der Herr der Lüfte
Weitspringer Simon Batz aus Offendorf ist Deutscher Meister

Alica Schmidt auf dem Podium

09.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:40 Uhr

Kratzt an der Acht-Meter-Marke: Mit 7,97 Meter im letzten Versuch steigerte Simon Batz seine persönliche Bestleistung um satte elf Zentimeter. Der 20-Jährige aus dem Landkreis Eichstätt konnte seinen Titel völlig verdient feiern. Foto: Imago Images

Was für ein Satz! Simon Batz ist der neue Herr der Lüfte. Während der 20-Jährige aus Offendorf in Mindelstetten (Landkreis Eichstätt) im Weitsprungwettbewerb der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften ganz oben auf dem Podium landete, sprintete die ehemalige MTV-Athletin Alica Schmidt aus Ingolstadt im 400-m-Rennen auf Platz drei – und freute sich mit ihren mehr als 3,7 Millionen Followern auf Instagram über Saisonbestleitungen.



Die Ehrenrunde drehte Batz gleich mit einem Stift für Autogramme in der Hand, denn als seine historische Weite angezeigt wurde, wollte er gerade schon Fanwünsche erfüllen: Mit einem Jubelschrei auf den Lippen konnte Simon Batz aus dem Landkreis Eichstätt losziehen, denn er ist der neue Herr der deutschen Lüfte. Am Sonntagnachmittag hob der 20-jährige Offendorfer bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im Kasseler Auestadion ab und segelte beim Weitsprungwettbewerb so weit wie noch nie in seinem Leben in einem Wettkampf.

Nervenstärke im sechsten und letzten Versuch



Im letzten Versuch verbesserte der junge Himmelstürmer aus Oberbayern im Trikot der MTG Mannheim seine persönliche Bestleistung um elf Zentimeter auf 7,97 Meter – und kratzte wenige Tage vor der U23-EM im finnischen Espoo (13. bis 16. Juli) auch an der magischen Acht-Meter-Marke. Nach dem Titel bei der Hallen-DM heuer in Dortmund (7,86) ist Batz nun auch Deutscher Meister im Freien, indem er seine schärfsten Konkurrenten Luka Herden (Münster/7,91) noch um sechs Zentimeter überflügelte.

Alica Schmidt ist in Ingolstadt aufgewachsen



Auf dem Podium landete in Kassel auch eine weitere Sportlerin mit Wurzeln in der Region. Die in Ingolstadt aufgewachsene Alica Schmidt spurtete im 400-m-Finale mit Saisonbestleitung (52,37 Sekunden) hinter ihrer Teamkollegin Skaid Schier und der Schwandorferin Corinna Schwab auf den dritten Platz. Die 24-Jährige, die in der Jugend für den MTV Ingolstadt startete und inzwischen für den SCC Berlin antritt, hatte ihren Halbfinallauf souverän in Saisonbestzeit gewonnen (52,49) und ihre fast 3,8 Millionen Follower auf Instagram an den Erfolgen intensiv teilhaben lassen.

Noch mehr Aufmerksamkeit im Stadion erregte aber Sprintkönigin Gina Lückenkemper. Die Menschentraube um die Europameisterin brummte wie ein Bienenschwarm über das Gelände des Auestadions. Doch beim ersten Absperrgitter war die „Verfolgungsjagd“ der jungen Fans beendet: Eine Dopingkontrolle verhinderte nach Lückenkempers mühelosem DM-Titel über 100 m eine Autogrammstunde. Ohnehin hatte der lange Tag in der Hitze Kassels Kraft gekostet. Ihre 11,03 Sekunden stimmten sie auf dem Weg zu ihrem Ziel „WM-Finale“ aber zuversichtlich. „Ich spüre, dass da etwas Ordentliches in der Pipeline ist“, sagte Lückenkemper mit Blick auf die WM in Budapest (19. bis 27. August).

Lückenkemper will unbedingt wieder unter 11 Sekunden laufen



In den verbleibenden Wochen gilt es, ihre 100-m-Zeit weiter nach unten zu drücken. Die Frage ist, wo: Beim Diamond-League-Meeting in London (23. Juli) würde sich Lückenkemper gern mit der Sprint-Elite messen. Bislang erhielt sie von den Organisatoren keinen Platz für einen Einzelstart. „Und das als Europameisterin“, sagte Lückenkemper lachend, nimmt die Hängepartie aber sportlich: „Vielleicht überlegen sie sich es ja noch einmal.“ Das Kräftemessen auf Top-Niveau ist maßgeblich für ihre Entwicklung. Nur mit einer Zeit unter der 11-Sekunden-Schallmauer, die Lückenkemper bei regulären Bedingungen zuletzt bei ihrem EM-Coup voriges Jahr in München unterbot, ist Deutschlands Sportlerin des Jahres in Budapest konkurrenzfähig. Derzeit rangiert sie im Weltvergleich mit ihrer Saisonbestleistung von 11,00 auf Platz 22.

reh/sid