Laufsteg statt Tartanbahn
Ehemalige Ingolstädterin: Leichtathletin Alica Schmidt erobert Mailands Modewelt

Nach Olympischen Spielen ohne Einsatz

28.12.2021 | Stand 22.09.2023, 23:04 Uhr
Leichtathletin Alica Schmidt gibt in diesem Jahr gleich zwei Debüts: Im Sommer darf die 23-Jährige mit zu den Olympischen Spielen nach Tokio fahren, wo sie allerdings ohne Einsatz bleibt. Nur zwei Monate später erobert die blonde Schönheit die Laufstege bei der Mailänder Fashion-Week. −Foto: Vogler/Zonna, Imago Images

Ingolstadt - Leichtathletin Alica Schmidt hat es geschafft - und doch irgendwie auch nicht.

Die 23-Jährige wurde in diesem Jahr kurzfristig für die 4x400-Meter-Mixed und Frauenstaffel der Olympischen Spiele in Japan nominiert. In Tokio selbst kam Schmidt allerdings nicht zum Zug. In einem vor Ort internen Ausscheidungsrennen liefen vier deutsche Konkurrentinnen schneller als die ehemalige Athletin des MTV Ingolstadt. Schmidt war nur Ersatzläuferin und dennoch - dank der sozialen Medien - das wohl bekannteste deutsche Gesicht der Spiele.

Für die gebürtige Wormserin ist es Fluch und Segen zugleich, dass sie 2017 vom australischen Männermagazin "Busted Coverage" zur "Heißesten Athletin der Welt" gekürt wurde. Seitdem explodieren Schmidts Followerzahlen in den sozialen Medien: Derzeit sind es 2,5 Millionen (! ) Anhänger auf Instagram, 78000 Abonnenten auf Youtube und fast 700000 Follower auf dem Videoportal TikTok, die die 400-Meter-Läuferin zu einer Weltberühmtheit machen. Die Marketing-Maschinerie der 23-Jährigen läuft auf Hochtouren. Der Terminkalender ist voll. So voll, dass sie ein Gespräch, bei dem unsere Zeitung über ihr Jahr sprechen wollte, aus zeitlichen Gründen absagen muss.

Doch der Sport, der - wie sie selbst immer wieder betont - an erster Stelle stehen soll, gerät dabei in den Hintergrund. Trotz Top-Leistungen wird die ehemalige Ingolstädterin immer wieder auf ihr Aussehen reduziert. Bilder, die sie mit kurzen Sportoutfits und knapper Abendgarderobe zeigen, tun ihr Übriges. Umso erfreulicher war dann im Sommer die kurzfristige Zusage für die Olympischen Spiele, die sie von ihrem Bundestrainer per Telefon erhielt. Wie sie im Juli unserer Zeitung erzählte, hatte sie bis zum letzten Moment nicht gewusst, ob es reicht. "Es ist ein wahr gewordener Traum. Für Momente wie diesen trainiere ich täglich mehrere Stunden", sagt Schmidt.

Ihre Erleichterung zeigte, dass die Nominierung kein Selbstläufer war. Zuvor war nämlich lange unklar, ob Schmidt in der Saison überhaupt an den Start gehen kann. Ein Bänderriss, muskuläre Probleme und eine Corona-Erkrankung warfen die Läuferin, die mittlerweile für den SCC Berlin an den Start geht, aus der Bahn. Im Juni, bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig, zeigte Schmidt im Halbfinale mit einer Zeit von 52,74 Sekunden und einer Saisonbestleistung, dass mit ihr immer zu rechnen ist. Im Finale ging der 400-Meter-Läuferin dann allerdings die Luft aus. Am Ende musste sie sich mit Platz sieben zufrieden geben.

Immer mit dabei sind ihre Fans, die sie mit kurzen Videosequenzen auf den sozialen Medien auf dem Laufenden hält. "Ich muss sagen, dass ich leider nicht zufrieden bin mit meinem Rennen heute. Es war nicht einfach auf Bahn acht", sprach Schmidt nach dem DM-Finale zu ihren Followern. Womöglich war es die 52er-Marke im Halbfinale, die Schmidt den Traum von Olympia wahr werden ließ.

Im Juli ging es für die deutsche Leichtathletik-Delegation dann los. Zuerst stand für Schmidt und ihre Teamkollegen ein Pre-Camp in Aoshima, Miyazaki, einer kleinen Insel südlich von Japan an. Ende Juli zog die 23-Jährige dann ins olympische Dorf ein. Mit im Gepäck: ganze zwei Millionen Follower auf Instagram.

Obwohl bereits klar war, dass Schmidt nicht Teil der deutschen Staffel sein wird, schnellten ihre Followerzahlen rasant nach oben. Waren es vor den Spielen in Tokio noch 1,89 Millionen, knackte Schmidt während ihres Aufenthalts die Zwei-Millionen-Marke. Trainingseinheiten in der Hitze, Essen in der sogenannten Dining-Hall, Erlebnisse mit ihrer Zimmernachbarin Corinna Schwab oder auch die kuriosen Pappbetten teilte die SCC-Läuferin mit ihren Anhängern. Um ihren Hals sah man dabei immer eine Kette mit den fünf olympischen Ringen, die jeweils für einen Kontinent stehen. Schmidt wirkte überwältigt von den Eindrücken. "Hier zu sein, gibt mir noch einmal extra Motivation für die nächsten Jahre", sagte sie in die Handy-Kamera. Dennoch hatte sie sich ihr Olympia-Debüt etwas anders vorgestellt. Ihr nächstes großes Ziel: Die Olympischen Spiele 2024 in Paris - auf der Bahn und nicht als Ersatzläuferin.

Die Tartanbahn ersetzte die blonde Schönheit dann im September gegen einen Laufsteg. Bei der Mailänder Fashion-Week lief Schmidt, die mit 1,75 Metern und 55 Kilogramm durchaus die passenden Maße hat, mit Model-Größen wie Gigi Hadid und Cristiano Ronaldos Exfreundin Irina Shayk für die Kleidermarke Hugo Boss. Dort war weniger der Sprint als erstmals der elegante Lauf als Model gefragt. Aber auch das meisterte Schmidt souverän.

Dass sie nun zu Deutschlands High Society zählt, zeigte zuletzt ihre Einladung zu der "Bild"-Spendengala "Ein Herz für Kinder", wo sie in einem lila Hosenanzug und einem bauchfreien Top alle Blicke auf sich zog. Ihr Blick galt dabei aber nur einem: ihrem Freund Fredi Richter-Mendau, mit dem Schmidt seit ihrem 17. Lebensjahr liiert ist und der sie oftmals begleitet. Er wird bestimmt auch an ihrer Seite stehen, wenn sie ihr Potenzial in Paris auf der Laufbahn zeigen wird.

DK

Daniela Blaimer