Pfaffenhofen
Sozialer Wohnungsbau in Pfaffenhofen: Zu wenig Hilfe vom Staat

SPD-Bayernchef Florian von Brunn informiert sich über Probleme bei Schaffung von günstigem Wohnraum

14.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:17 Uhr

Die einen reden sich den Frust von der Seele, die anderen hören aufmerksam zu: der Bundestagsabgeordnete Andreas Mehltretter (von links), Bayern-SPD-Chef Florian von Brunn, der alte und neue Kreisvorsitzende Markus Käser, Rita Obereisenbuchner von der Wogeno, Bürgermeister Thomas Herker und WBG-Geschäftsführerin Birgit Mitterhuber in Heißmanning. Foto: Ermert

Von Patrick Ermert

Heißmanning – Beim Kicken auf der Straße lassen sich die Burschen nicht stören. Weder von Lastwagen, noch von Kleintransportern. Und schon gar nicht von der kleinen Gruppe, die zwischen den Blöcken diskutiert. Auf der einen Seite hat die Pfaffenhofener Wohnraumbeschaffungsgesellschaft (WBG) gerade 30 Sozialwohnungen in die Höhe gezogen. Gegenüber wird am Genossenschaftsprojekt der Wogeno gewerkelt. Mittendrin hören Florian von Brunn und Andreas Mehltretter eifrig zu.

Mehltretter ist SPD-Novize im Bundestag, von Brunn der Kopf der bayerischen Genossen und mutmaßlicher Herausforderer von CSU-Ministerpräsident Markus Söder bei der nächsten Landtagswahl. Für ihre politischen Grabenkämpfe können die beiden frische „Munition“ immer gut gebrauchen. Vor allem wenn es um den brisanten Themenkomplex „Bezahlbarer Wohnraum“ geht. Daher hat Markus Käser die beiden kurz vor seiner Wiederwahl zum SPD-Kreisvorsitzenden (siehe Kasten) am Montagabend ins Heißmanninger Neubaugebiet geladen. „Wir reden, ihr hört zu – und versucht dann an den Stellschrauben zu drehen“, fasst Käser die Intention zusammen. Zur argumentativen Unterstützung rund um das genossenschaftliche Wohnen holt sich Käser seine Wogeno-Mitstreiterin Rita Obereisenbuchner zur Seite. Die Hemmnisse für den kommunalen Sozialwohnungsbau beschreiben Bürgermeister Thomas Herker und WBG-Geschäftsführerin Birgit Mitterhuber. Das Quartett berichtet viel, was die beiden Zuhörer zu ungläubigem Kopfschütteln animiert. „Wir nehmen diesen Input auf und geben ihn weiter. Ich an die Landesgremien, Andreas auf Bundesebene“, fasst Florian von Brunn das Gehörte zusammen. „Wir werden daran arbeiten, dass wir die Hindernisse aus dem Weg räumen.“

Genossenschaftswohnenist kein Schnäppchen

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Pfaffenhofen ist ähnlich angespannt wie überall in Oberbayern. Die Käufer von Eigentumswohnungen müssen pro Quadratmeter bis zu 8000 Euro auf den Tisch legen. Auf dem überlasteten Mietmarkt werden in Neubauten bis zu 18 Euro pro Quadratmeter fällig. „Für alle, die sich in Pfaffenhofen umschauen müssen – etwa nach einer Kündigung des Mietvertrags oder weil sie herziehen wollen – gibt es kaum Alternativen“, sagt Käser. Das Genossenschaftswohnen sei zumindest eine Möglichkeit. Auch wenn in Zukunft etwa 1200 Euro pro Quadratmeter an einmaliger Einlage (man erhält sie bei Auszug wieder zurück) plus eine Monatsmiete von zwölf Euro pro Quadratmeter fällig werden. „Ein Schnäppchen ist das nicht“, kommentiert von Brunn die Zahlen. Rita Obereisenbuchner nickt. „Das ist nichts für Arme. Aber zumindest erhält man so Planungssicherheit“, sagt sie. Nötig sei das. Im Landkreis würden nicht nur Erben und Großverdiener leben, ergänzt Käser – und wünscht sich daher eine staatliche Anschubhilfe für derartige Projekte oder zumindest Infos über Mittel und Wege, wie sich Genossenschaftswohnen verwirklichen lässt.

Für bezahlbaren Wohnraum setzt sich die Stadt Pfaffenhofen über die WBG ein. Aktuell stehen in der Stettbergstraße für Singles, Paare oder Familien 24 Wohneinheiten kurz vor der Fertigstellung. Bürgermeister Herker sieht es als große Herausforderung für die Stadt an, „mittelfristig hunderte Wohnungen für schwache und mittelstarke Einkommensgruppen“ schaffen zu müssen. Über die WBG will die Stadt selbst als Bauherr auftreten. „Wir unterstützen aber auch andere Träger oder private Bauherren beim Bau von bezahlbaren Wohnungen“, so Herker weiter. So sind an der Kellerstraße vor gut zwei Jahren 36 Wohnungen mit drei Gewerbeeinheiten entstanden, in der Wolfstraße die ersten acht Wohnungen in Modulbauweise. Dieses Verfahren wurde auch für die 30 Wohneinheiten in Heißmanning angewandt. „Es bringt uns Zeit“, sagt Mitterhuber, „spart aber leider kein Geld.“ Die Mieteinnahmen, die sich die Bewohner und der Staat teilen und mit denen die Gesellschaft so kalkulieren muss, dass am Ende die „schwarze Null“ steht, sind bei elf Euro gedeckelt. Auf die ohnehin ständig zunehmenden Preise für Grundstücke und Bau kommen künftig steigende Zinsen obendrauf, ergänzt sie. Um ordentlich wirtschaften zu können, bräuchte Mitterhuber 13 Euro pro Quadratmeter. „Und bessere und vor allem mehr Kreditmöglichkeiten“, fügt sie an.

Von Brunn wirft Freistaat„Verhinderungspolitik“ vor

Nächste Woche kommt ein Vertreter der Regierung von Oberbayern nach Pfaffenhofen, um diese Forderung zu besprechen. „Wir hoffen, dass da was bei rauskommt“, sagt Herker. Wenn nicht, muss er von Brunn „belästigen“. Der müsse dann schauen, wie da was zu ändern sei, fordert Herker. Bayerns oberster Genosse nickt nur und spricht von „Verhinderungspolitik des Freistaats beim Schaffen von bezahlbarem Wohnraum“. Dann löst sich die Gruppe auf.

Die kickenden Burschen stört das wenig. Ihr Ball springt von einem parkenden Auto in die Verkehrsinsel. Ein Bub hinterher. Ein letzter Laster rauscht vorbei. Dann kehrt Ruhe ein in Heißmanning. Die Bewohner der drei Blöcke dürfen zufrieden sein. Zumindest sie leben hier bezahlbar.

PK



DER NEUE VORSTAND DER KREIS-SPD

Die Neuwahl der Führungsmannschaft des SPD-Kreisverbands im Landkreis Pfaffenhofen ist am Montagabend im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung im Manchinger Hof gestanden. Der alte Chef bleibt der neue Chef: Markus Käser wurde von den Genossen im Amt des Kreisvorsitzenden bestätigt. „Nach zwei Jahren mit Corona und ohne Präsenzveranstaltungen wäre das für jeden anderen ein absoluter Kaltstart gewesen“, kommentiert Käser den Schritt, sich noch einmal für das Amt zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich könne er sich aber gut vorstellen, das Amt in Zukunft in andere Hände abzugeben, um die Aufgaben besser zu verteilen.

Das Vorstandsteam: Markus Käser, Pfaffenhofen (Vorsitzender); Christian Keck, Rohrbach, und Marianne Strobl, Wolnzach (Stellvertretende Vorsitzende); Adolf Lohwasser, Pfaffenhofen (Schatzmeister); Magdalena Stemmer, Pfaffenhofen (Schriftführerin).

Zu Beisitzern im Kreisvorstand wurden außerdem Martin Noß, Robert Bügl, Martin Stoll, Lukas Westner, Sabine Ruhfaß, Jörg Mittermaier, Hermann Schaubeck, Johannes Salvermoser, Wolfgang Freudenberger, Manfred Breitsameter, Hakan Özdemir und Gisela Knöferl gewählt.

Die Schiedskommission besteht aus dem Vorsitzenden Peter Keck, seinen Stellvertretern Alfred Gabriel und Maddalena Totzauer sowie den Beisitzern Sandra Lob, Marianne Kummerer-Beck und Volker Hoppe.

Die Delegierten für den Bezirksparteitag sind Markus Käser, Magdalena Stemmer, Manuel Hummler und Christian Keck.

Zu Delegierten auf dem Landesparteitag wurden Markus Käser, Thomas Herker, Magdalena Stemmer und Manuel Hummler gewählt.

Ehrung: Walter Regensburger wurde für seine langjährige SPD-Mitgliedschaft und sein großes Engagement für die Kleiderkammer und den Wolnzacher Awo-Laden ausgezeichnet.

wok, pat