Lindach
Windrad-Maibaum als Denkanstoß

Die drei geplanten Anlagen in Lindach stoßen nicht überall auf Gegenliebe

28.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:50 Uhr

Plötzlich war er da, der Lindacher Windrad-Maibaum. Die Geschichte dahinter birgt Zündstoff. Foto: Archiv

Von Julia Röder

Lindach – Ein Maibaum in Lindach? Wohl eher nicht. Genau genommen steht im kleinen Hohenwarter Ortsteil nun ein Windrad – kein echtes freilich, sondern eines aus Holz. Mehr von diesen Erneuerbaren-Energie-Erzeugern soll es nach dem Willen der Erbauer auch nicht geben, wenn man dem Schild „Kein Windpark in Lindach“ Glauben schenken mag.



Dabei ist die Idee, in Lindach Windräder zu bauen – genau genommen sollen es einmal drei sein –, alles andere als neu. Ein Investor war bereits im November 2020 auf Bürgermeister Jürgen Haindl (FW) zugekommen. Der zeigte sich von Anfang an offen dieser Idee gegenüber.

„Mir war es auch wichtig, dass wir als Gemeinde transparent mit dem Thema umgehen“, sagt Haindl. Genau deshalb sei von Anfang an berichtet worden, alle Informationen seien frühzeitig verfügbar gewesen. Nie sei jemand mit etwas Negativem an ihn herangetreten.

„Hat so was von Micky-Maus-Realität“

In Lindach sehen das viele anders. „Das“, sagt ein Lindacher (Name der Redaktion bekannt) recht deutlich, „hat so was von Micky-Maus-Realität, die Leute zu verarschen.“ In Lindach Windräder zu bauen, das erscheine ihm wenig sinnvoll. Bei dem Schwachwind hier in der Gegend lieferten die geplanten Windräder viel zu wenig Ertrag. Da könne man sich schon fragen, ob das sinnvoll sei. „Ich bin niemandem neidisch, der mit den Windrädern Geld verdient, aber ich will nicht, dass die Natur zerschandelt wird“, macht der Lindacher deutlich. Da werde gerade sehr viel Reibach gemacht, weil es da um viele Fördergelder gehe. Dabei würde die Gemeinde doch schon einen großen Teil an erneuerbaren Energien beitragen. „Wir können nicht den ganzen Landkreis Pfaffenhofen retten“, schimpft er.

In Lindach ist er nicht der Einzige, der am liebsten keine Windräder vor der Haustüre sehen möchte. 85 Prozent der Leute seien dagegen, das habe eine Unterschriftensammlung ergeben. Er stört sich daran, dass man die Energiewende nicht auf kleine Ortschaft abwälzen könne. „Die Grundstücksbesitzer kriegen da einen Riesenbatzen Geld hingeschmissen“, sagt er, „die Dorfgemeinschaft leidet darunter.“ Das merke man zum Beispiel im Schützenverein, wo sich die Leute aus dem Weg gingen. Der Windrad-Maibaum solle einfach ein Denkanstoß sein, dass man so mit den Bewohnern nicht umgehen könne. Bürgermeister Haindl sollte sich mehr um seine Mitbürger kümmern, ist er überzeugt.

Fronten nicht gar so verhärtet

Nicht alle Lindacher sehen die Fronten so verhärtet. Eine Lindacherin (Name der Redaktion bekannt) drückt es so aus: „Streit ist das aus meiner Sicht nicht.“ Natürlich gebe es da unterschiedliche Meinungen und bei einer Versammlung sei es teils hitzig hergegangen und manche seien aufgebracht gewesen. „Aber trotzdem können wir Lindacher noch miteinander reden“, sagt die Bewohnerin, „ich mag die Leute ja trotzdem und kann auch die Grundbesitzer verstehen, auch wenn ich selber nicht unbedingt Windräder hier stehen haben muss.“ Man könne immer noch durch die Ortschaft fahren und mit jedem reden.

Das Thema beschäftigt seit geraumer Zeit auch den Hohenwarter Gemeinderat, der sich in absehbarer Zeit mit einem entsprechenden Aufstellungsbeschluss beschäftigen wird. Auch online beim Bürgerdialog ist darüber gesprochen worden. „Wegen Corona konnten wir ja draußen nichts machen“, sagt Bürgermeister Haindl. Vor dem Bürgerdialog habe es genau eine Anfrage per E-Mail gegeben, die habe er im Vorfeld beantwortet. Vor kurzem sei man noch mal in Lindach draußen gewesen und habe nun noch einiges an den Plänen geändert. 650 Personen seien für die Versammlung, zu der auch der zuständige Windkümmerer des Freistaates, Peter Beermann, eingeladen war, eigens direkt angeschrieben worden. „In meinen Augen sind alle sachlichen Fragen geklärt“, so Haindl. Die Diskussion vor Ort sei sehr gut und sachlich verlaufen. „Ich stehe hinter diesen Windrädern“, betont Haindl, „wir sind angetreten wegen der Nachhaltigkeit.“

Und das sei ja auch eine wirtschaftliche Lawine, die da auf uns zukomme. Jeder könne nun selbst vor Ort gewinnbringend Energie erzeugen. Die Energiegewinnung solle ja gerade dezentralisiert werden. „Man muss da viel größer denken“, ist Haindl überzeugt. Es gehe auch um die Frage, was mit dem Zuviel an Strom passiere. „Da kommen dann Speichermedien ins Spiel, zum Beispiel Wasserstoff“, erklärt der Bürgermeister. Und er betont: „Wer mit mir reden möchte, kann das gerne tun, da nehme ich mir gerne die Zeit.“

„Aber bitte nicht hier“

Auf die Versammlung angesprochen, antwortet Windkümmerer Peter Beermann: „Mein Eindruck war, dass es in Lindach ein paar Familien gibt, die gegen die Windräder sind.“ Die hätten aber nicht einen Grund gegen das Projekt, sondern mehrere. Oft heiße es dann, man sei ja gar nicht generell gegen Windräder, aber bitte nicht hier. Das ist ein Argument, das Beermann oft zu hören bekommt, wenn er an Bürgerversammlungen teilnimmt. Schall, Beschattung, der Wert der Immobile, die Natur, das seien ebenfalls Bereiche, die oft angeführt werden, nicht nur in Lindach. „Unser Dorf wird zerstört und die Windkraft ist Schuld daran“, das sei so ein Satz, der während der Versammlung gefallen sei. Bei solchen Projekten, sagt der Windkümmerer, gehe es oft um finanzielle Themen. Die einen verdienten Geld damit, die anderen nicht. Aber alle müssten es ertragen. Der Vorhabenträger, sagt Beermann, hätte vorher vielleicht auch die anderen Nachbarn miteinbeziehen können. „Dabei ist das Projekt in Lindach ein tolles Vorzeigeprojekt“, ist der Windexperte überzeugt.

SZ