Schlussspurt zum Sieg in Indersdorf
Pfaffenhofener Raphael Rakut gewinnt traditionsreichen Crosslauf – Julia Braun überrascht mit Silber

01.02.2024 | Stand 01.02.2024, 10:58 Uhr
Horst Kramer

Erster in Indersdorf, Dritter in Kemmern: Der Pfaffenhofener Crossläufer Raphael Rakut hat ein erfolgreiches Wochenende hinter sich. Bei den Frauen holte die Wolnzacherin Julia Braun den zweiten Platz. Fotos: Kramer

Es war eine hochklassige Cross-Veranstaltung, die am vergangenen Samstag in Markt Indersdorf stattfand. Nicht zuletzt dank der starken Auftritte der Läuferinnen und Läufer aus dem Pfaffenhofener Land – darunter Raphael Rakut (MTV Pfaffenhofen), Julia Braun (TSV Wolnzach), Kristin Ritzenthaler (TSV Jetzendorf) und Christiane Tillschneider (MTV Pfaffenhofen), die es alle auf das Siegestreppchen schafften. Rakut wurde zudem am Sonntag Dritter bei den bayerischen Meisterschaften auf der Kurzstrecke (siehe Kasten) – ein Doppeltriumph, der nicht zu erwarten war.

In Indersdorf setzte sich Rakut über die 8800 Meter des Hauptlaufs durch, in einem spannenden Dreikampf gegen den TUM-Marathoni Stefano De Nicola und Michael Sassnink von den Aichacher Diamonds. De Nicola hatten sich in den ersten drei (von acht) Runden leicht abgesetzt, in der vierten schloss Rakut auf. Im vorletzten Durchlauf übernahm der 28-Jährige erstmals die Führung, der drei Jahre ältere Wahl-Münchner blieb ihm noch auf den Fersen. In der Schlussrunde zog Rakut das Tempo an und kam nach sehr guten 32:16 Minuten ins Ziel. Sassnink fing De Nicola noch ab und wurde in 32:56 Zweiter mit sechs Sekunden Vorsprung. Als Fünfter lief Thomas Mittag (TSV Jetzendorf) nach 35:23 ein. Guter Neunter wurde Jonas Wilhelm (Scheyerer Lauftreff) in 37:06.

Im Hauptlauf der Frauen, die über 6600 Meter unterwegs waren, hatte sich schon nach der ersten (von sechs) Runden das Feld sortiert: An der Spitze lief Philine Meister (LG Stadtwerke München) – eine 38-Minuten-Läuferin über zehn Kilometer – einem ungefährdeten Sieg in 26:43 entgegen. Schon als Zweite kam die vom langjährigen MTV-Coach Georg Krippner trainierte Julia Braun (TSV Wolnzach) nach 29:13 an – ein Erfolg, der aufhorchen lässt. Dritte wurde Stefanie Starp (Soli Dachau) in 30:33. Mareike Sedlmeier (Lauftreff Pfaffenhofen) konnte sich bei ihrer Wettkampfpremiere über Rang sieben in 38:58 Minuten freuen.

Große Lücken gab es bei den Rennen der Klassen W45-65. Die Orientierungslauf-Expertin Kristin Ritzenthaler (TSV Jetzendorf) legte über 5500 Meter einen beeindruckenden Start-Ziel-Sieg in 25:10 Minuten hin. Sie spulte jede Runde konstant in etwa fünf Minuten ab, danach gestand sie: „Eigentlich wollte ich unter 25 Minuten bleiben.“ Silber ging an Christiane Tillschneider (MTV Pfaffenhofen), die im Ziel erschöpft, aber glücklich ausrief: „Die Sonne heute macht richtig Laune zum Laufen.“

Dabei ist Indersdorfer Crosskurs extrem kräftezehrend: mit seinen ständigen Höhenunterschieden, den tiefen Wiesen, zwei Steilabstiegen (pro Runde) und einigen Schlammlöchern. Ausgerechnet diesen Parcours hatte sich Anja Schmidt (TSV Jetzendorf) für ihr Crossdebüt ausgesucht, noch dazu mit Schuhen ohne Spikes. Schmidt wurde dennoch Vierte in 30:33 Minuten hinter Tillschneider und der Rosenheimerin Barbara Stich.
Dieses Quartett hätte sicherlich auch im Hauptlauf eine gute Rolle gespielt, Ritzenthaler wäre wohl auf einem Podestplatz gelandet.

Insgesamt nahmen rund 90 Aktive an der Veranstaltung teil, deutlich weniger als üblich. Der Grund: Der BLV hatte die bayerischen Crossmeisterschaften für den Folgetag angesetzt.

Hiss und Rakut holen Bronze bei der „Bayerischen“


Als Raphael Rakut am Samstag in Indersdorf der Pfaffenhofener Laufgemeinde erzählte, dass er keine 24 Stunden später auch bei den bayerischen Crossmeisterschaften im oberfränkischen Kemmern (bei Bayreuth) antreten wolle, schüttelten manche seiner Laufkollegen ihr Haupt.

Nicht nur wegen den 400 Autobahn-Kilometern hin und zurück, sondern weil Crossläufe zum Anstrengendsten zählen, was man mit Laufschuhen anstellen kann. Rakut grinste ob der Bedenken nur vergnügt und meinte: „Ich absolviere in Kemmern ja nur eine kurze Distanz.“ Tatsächlich ging der Pfaffenhofener über die Mittelstrecke mit 3750 Metern. Dort zählten die besten bayerischen Straßen- und Crossläufer zu seinen Gegnern, wie der Titelverteidiger Adane Wuletaw Belete oder der aktuelle Bayerische Meister über zehn Straßenkilometer, Tobias Ritter (beide LG Telis Finanz Regensburg).

Tatsächlich machten die zwei Topathleten den ersten Rang unter sich aus: Belete kreuzte schon nach rasanten 11:45 Minuten die Zeitschranke, Ritter folgte nach 11:52 Nur fünf Sekunden danach kam Rakut in 11:57 an. Ob er ohne die Anstrengung des Vortags vielleicht ein bisschen schneller gewesen wäre, ist müßig. Eine Meisterschaftsmedaille ist bekanntlich immer ein Gewinn.

Ähnlich wird es vermutlich auch die frühere MTV-Leichtathletin Karla Hiss (LG Telis Finanz Regensburg) sehen: Die junge Pfaffenhofenerin gewann in Kemmern U20-Bronze mit der Zeit von 14:16 Minuten auf dem 3750 Meter langen Kurs. Nur zwei Lokalmatadorinnen hatten eine schnellere Spur gefunden, die Zwillinge Jule Lindner in 13:26 Minuten und Emma Lindner in 13:30 Minuten (beide LG Bamberg).

Mit rund 380 Aktiven war die Veranstaltung übrigens deutlich schwächer besucht als die bayerischen Crossmeisterschaften 2023 in Markt Indersdorf mit damals 450 Teilnehmenden.

htk