Pfaffenhofener auf Weltklasse-Niveau
Marius Zug rast beim Drei-Stunden-Rennen der GT World Challenge Europe bis auf Rang sechs

01.08.2023 | Stand 13.09.2023, 1:44 Uhr
Erhard Wallenäffer

Kaum zu bremsen waren Marius Zug und seine Kollegen in ihrem Mercedes AMG. Fotos: SRO

„Gold für Zug” – das könnte als Aufreißer für das Rennwochenende am Nürburgring herhalten: Als Letzter der Besatzung jagte Marius Zug beim Drei-Stunden-Rennen der GT World Challenge Europe das Auto über die Ziellinie. Zuvor hatten David Schumacher und Miklas Born (Schweiz) den Mercedes AMG von Winward Racing um die mit 16 Kurven legendäre Grand-Prix-Strecke gepeitscht. Und dann war es eingeheimst: Das beste Ergebnis der laufenden Saison – Platz sechs im Feld der 54 Supersportwagen, die allesamt zur Weltklasse gehören. Und auch der Sieg in der speziellen Gold-Cup-Wertung ging an die drei Winward-Piloten um den Pfaffenhofener Zug.

„Gold-Cup“, in dieser Wertung sind Autos gelistet, bei welchen sowohl Top-Piloten als auch hoffnungsvolle Talente in das Lenkrad greifen. Zug gehört zu ersteren und war am Sonntag für die letzte Stunde eingeplant, wie sein Team-Manager Steve Buschmann vor der Wettfahrt verriet: „David ist ein guter Starter, das kennt er von den DTM-Rennen. Miklas setzen wir beim Mittelstint ein, wenn sich das Rennen ein bisschen setzt, und hinten raus könnte Marius nochmal zünden. Das ist unsere Idee.“

Der Zwiespalt: Verwalten oder riskieren?

„Zünden“ war im dichten Verkehr von über 50 Rennern aber schwierig, erklärte Zug nach der Siegerehrung: „Die Kollegen, die zu überrunden waren, zeigten heute wenig Einsicht. Gefühlt bin ich 40 Minuten lang im Stau gewesen.“ Der Pfaffenhofener wäre gerne noch in Richtung Gesamt-Podium geprescht, aber dafür die bisher beste Platzierung des Jahres aufs Spiel setzen? „Ein Zwiespalt – überholen ist auf dem Nürburgring immer mit Risiko verbunden“, erläuterte Zug, der noch klarstellte: „Wir sind besonnen gefahren, haben kaum Fehler gemacht und hatten keine Hektik. Das führt meistens zu etwas Gutem.“

Der 20-jährige Pfaffenhofener sorgte schon am Sonntagmorgen für einen Paukenschlag, als er in seiner Session des Zeittrainings die zweitbeste Zeit verbuchte. Nur drei Hundertstelsekunden hinter Fabian Schiller, einem weiteren Mercedes-Piloten. „Da war aber Pech dabei“, hörte man in der Winward-Garage von einem Mechaniker: „Marius wurde beim schnellsten Umlauf klar aufgehalten.“ An den vermeintlichen „Einbremser“ erinnerte sich Zugs Vater Thomas: „Er kam dem Marius schon bei den Kart-Juniorenrennen manchmal in die Quere“, sagte er und schmunzelte, ohne den Namen des Kontrahenten zu nennen.

Viel Lob für ein überragendes Qualifying

In der Mittagspause war Team-Manager Buschmann jedenfalls voll des Lobes: „Es war unser bestes Qualifying in diesem Jahr, bei chaotischen Bedingungen da draußen. Von extrem nass bis trocken, hatten wir alles. Ein exzellenter Job, von den Fahrern und vom Team. Für die 157 wünsche ich mir jetzt eine Top-Ten-Platzierung, vielleicht auch noch ein bisschen mehr.“ Die „157“ klebt als Startnummer auf Zugs Renner und ein „bisschen mehr“ kam ja mit Platz sechs zustande, wenngleich David Schumacher kurz vor der Einführungsrunde haderte: „Man hat uns zehn Kilo BOP-Ausgleichsgewicht in das Auto gepackt, jetzt müssen wir sehen, wie sich das auswirkt.“ „BOP“ bedeutet „Balance of Performance“. Der Veranstalter versucht durch das Verteilen von Zusatz-Kilos die jeweiligen Vor- und Nachteile der Fahrzeugtypen auszugleichen.

Schumacher war natürlich nicht begeistert von den gestapelten Metallplatten in seinem Auto, einen guten Start legte er aber trotzdem hin: Die addierte Qualifying-Zeit der drei 157er-Piloten reichte für Platz sieben in der Aufstellung, wobei Schumacher die Rangelei unter den Konkurrenten nutzte und plötzlich auf Platz zwei auftauchte. Diese Top-Platzierung war nicht zu halten, im mittleren Top-Ten-Ranking waren Schumacher/Born/Zug aber immer zu finden.

Und vor der Heimreise blickte Zug voraus: „Jetzt folgt eine längere Pause bis zum letzen Endurance-Rennen am 1. Oktober in Barcelona. Der Eifel bleibe ich aber noch etwas erhalten, denn am Wochenende werde ich beim DTM-Rennwochenende wieder das Renntaxi unseres Teams fahren.“

PK