Auszeichnung für „Mister Pipinsried“
Fünf Jahre nach seinem Rücktritt wird FCP-Gründer Konrad Höß am Samstag zum Ehrenpräsident ernannt

18.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:57 Uhr
Horst Kramer

So kennt man ihn, nicht nur in Pipinsried: Konrad Höß mit seiner markanten Schiebermütze. Foto: Kramer

Der mittlerweile 83-jährige Konrad Höß wird an diesem Samstag zum Ehrenpräsidenten seines FC Pipinsried gekürt, fünf Jahre nach seinem von ihm selbst angekündigten, aber nur widerwillig vollzogenen Rücktritt.

Höß betrat danach vier Jahre nicht mehr die Pipinsrieder „Arena“, nach der Gründung des Vereins im Jahre 1967 sein zweites „Baby“, wie er sagt. „Dort kenne ich jeden Grashalm mit Vornamen“. Erst im April des vergangenen Jahres betrat Höß das Stadion wieder – nicht von der Seite des Vereinsheims, sondern durch den Eingang am Parkplatz. Im Sommer versöhnten sich sein Nachfolger Roland Küspert und Höß. Küspert übergab – wie gemeldet – kürzlich sein Amt an Benjamin Rauch. Dessen erste Tat war die Ankündigung, seinen Vorvorgänger als Ehrenpräsidenten zu installieren. Auf die Frage, ob er sich über den Titel freue, antwortete Höß in der ihm typischen Mischung aus Schalk und Wahrheit: „Selbstverständlich. Der steht mir zu.“

Tatsächlich hat Höß im Jahre 1967 nicht nur den FC Pipinsried gegründet, sondern den Verein (und sich) im Laufe der Jahrzehnte zu einer überregional bekannten Größe gemacht. Einerseits durch die sportlichen Erfolge, die 2017 in den ersten Regionalliga-Aufstieg mündeten. Andererseits durch seine öffentlichen Auftritte und seine Fehden mit dem Bayerischen Fußball Verband.

Die sportliche Karriere des FCP hat mit Höß' Händchen für Spielertrainer-Talente zu tun. Er fand immer wieder junge Kicker, denen er den Trainerjob in Pipinsried zutraute – etwa den Hepberger Tobias Strobl, mittlerweile Fußballlehrer mit Profilizenz beim FC Augsburg II, oder den Münchner Fabian Hürzeler, der im Frühling als Chefcoach des 1. FC St. Pauli für Furore in der 2. Bundesliga sorgte. Dieser Erfolg bescherte Höß zwei sehenswerte Auftritte im Fernsehen (im NDR-Regionalprogramm und bei Sky). In echter Höß-Manier bezeichnete er seine Entdeckung Hürzeler als „verzogenes Arztsöhnchen“, den er in Pipinsried „zum Mann“ gemacht habe. Hürzeler, inzwischen 30 Jahre alt, lächelte im Fernsehstudio dazu und meinte: „Da ist was dran.“

Der Ex-Präsident hat sich seine TV-Auftritte bis dato übrigens nicht angesehen. Seine Leidenschaft für den Verein hat nachgelassen, für Fußball insgesamt. Der Tod seiner Frau Kathi – die Seele des Vereins und Ersatzmutter vieler Spieler – im Februar 2021 hat Konrad Höß verändert.

Als er am Montag in der Tageszeitung lesend an die bevorstehende Ehrung erinnert wurde, fragte Höß einen langjährigen sportlichen Begleiter: „Muss ich da hin?“ Ohne die Antwort abzuwarten, schob er nach: „Muss ich da reden?“ Auch hier wartete er nicht auf die Erwiderung, sondern meinte: „Egal, ich hab so oft vor vielen Menschen gesprochen. Mir fällt schon etwas ein.“ Man darf gespannt sein.

PK