Speedway-Spektakel auf dem See
„Drift on Ice“-Rennserie findet außergewöhnlichen Abschluss – Rückkehr nach Pfaffenhofen geplant

14.02.2024 | Stand 14.02.2024, 17:05 Uhr

Auch auf dem See nicht zu stoppen: Ronny Weis (links) siegte in Oberau vor Richard Geyer und Sergej Malyschew und holte sich auch den Gesamtsieg der Serie. Foto: wojtas2012@interia.pl

„Eine Seefahrt, die ist lustig – eine Seefahrt, die ist schön“, so heißt ein legendäres Kinderlied. Die Speedwayfahrer der „Drift on Ice“-Rennserie – die auch regelmäßig in Pfaffenhofen Station macht – dürften es mögen, denn auch sie fuhren Ende Januar auf einem See. Nicht mit Schiffen oder Booten, sondern mit Speedwaybikes.

So zogen sie Fontänen aus Eiskristallen hinter sich her, weil sich hunderte Schrauben auf den Stollen ihrer Reifen in das harte Eis frästen. „Okay“ – wird sich mancher Fan denken – „Ronny Weis und seine Kontrahenten werden nach Finnland oder Schweden gereist sein?“ Aber falsch: Den Verantwortlichen vom MC Eisdrifters Meißen im ADAC gelang es, ein Eisrennen auf einem zugefrorenen Badesee in Oberau (Sachsen) zu organisieren.

Die Zahl 15 war entscheidend, wie einer der Funktionäre aus Meißen klarstellte: „Für ein Speedwayrennen brauchst du eine gefrorene Schicht von gut 15 Zentimetern. Es muss aber ordentliches Eis sein, möglichst ohne Regen- oder Schnee-Einschlüsse.“ Weniger anfällig für Spannungsrisse sei es dann. So bohrten die Meißener in der Woche vor dem geplanten Renn-Sonntag immer wieder in die gefrorene Decke. Und die Hoffnung, dass es mit dem ersten „See-Rennen“ nach fünf Jahren etwas werden könnte, wurde mit jedem kalten Tag und jeder Messung größer. Die Genehmigung der Behörden lag schon lange im Vereinsheim in irgendeiner Schublade – so konnten kurzfristig die Mails zu den Ämtern geschickt werden: „Wir werden fahren!“

Wann weiß man dann endgültig, dass es klappen wird? Ronny Weis´ Antwort erstaunt: „Nach dem Rennen.“ Und das musste der mehrfache Drift-on Ice-Gesamtsieger natürlich genauer erklären: „Wenn der Wetterdienst kalte Temperaturen voraussagt – aber es hat dann trotzdem Plusgrade, dann kannst du das Ding abblasen oder abbrechen. Also waren wir auch während der Veranstaltung nervös. Lass das Eis ungünstig reißen, sodass Wasser von unten kommt und dann die Piste wackelt.“ Auch dieses Szenario hätte es schon gegeben, ergänzte Weis mit ernster Miene.

Auf der großen Runde: „Den Hahn aufreißen!“

An jenem Sonntagnachmittag des 21. Januar gab es aber keinen Riss – im Gegenteil: Als die Meißner Organisatoren merkten, dass das Eis enorm hart war, wurde das Programm auf vielfachen Wunsch der Fahrer geändert. „Das macht so eine Laune, auf dem See. Auf der großen Runde kannst du richtig den Hahn aufreißen.“ Jedenfalls war von der Rennleitung zu erfahren, dass solche Sätze gefallen seien, weshalb noch Zusatzläufe eingebaut wurden. Auch zu Freude der zahlreichen Zuschauer natürlich, die das Spektakel vom Ufer aus anschauten. „Den Hahn aufreißen“ ging deshalb so gut, weil der See viel mehr Fläche bot, als beispielsweise das Eishockey-Spielfeld im Pfaffenhofener Eisstadion. So konnte das Oval fast dreimal so groß sein, wie sonst bei den Drift-on-Ice-Rennen. Und wer hat gewonnen? Man ahnt es: Weis fährt auch in diesem Winter enorm stark, er siegte bei allen Läufen. Richard Geyer und Sergej Malyschew wiederum sicherten sich im Finallauf die Plätze zwei und drei.

Stichwort Pfaffenhofen: In der Stadtwerke-Arena wurde in diesem Winter eine Pause eingelegt: Eishockey, Eiskunstlauf, Stockschießen, öffentlicher Schlittschuhlauf – aber kein Speedwayrennen. Das soll sich aber in einem Jahr wieder ändern, wie Erhard Wallenäffer vom MSC Pfaffenhofen ankündigt: „Die Nachfrage ist enorm, wir bekamen viele Mails aus allen Ecken Deutschlands. Die Fans wollten wssen, warum im Januar kein Eisrennen bei uns stattfindet. Wir können aber alle beruhigen, zu Jahresbeginn 2025 wollen wir wieder durchstarten.“

Die kurze „Verschnaufpause“ sei nicht unbedingt verkehrt gewesen, ergänzte der Speedwayleiter des Pfaffenhofener Motorsportclubs: „Die Leute bleiben heiß auf das Spektakel und wir konnten ein bisschen Luft holen.“ „Heiß“ seien auch die Drift-on-Ice-Funktionäre aus Meißen und die Verantwortlichen des EC Pfaffenhofen, stellt Wallenäffer klar: „Wir wollen die Speedwayfahrer wieder auf dem Pfaffenhofener Eis haben und unsere beiden Partner-Clubs wollen das auch unbedingt.“ Eine „Mega-Ausgangslage“ sei das: „Es wird riesigen Spaß machen, wieder die Organisation in Angriff zu nehmen“, sagt der MSC-Sprecher. „An alle Pfaffenhofener Motorsportfans: Geht davon aus, dass am 4. oder am 11. Januar 2025 im Pfaffenhofener Eisstadion die Motoren heulen werden“, legt Wallenäffer noch nach.

„Drift on Ice“ soll international werden

Derweil wird in Meißen daran getüftelt, die beliebte Rennserie sogar noch zu erweitern: „Drift on Ice“ soll international werden. „Im nächsten Winter werden wohl erstmals auch Rennen im Ausland stattfinden“, sagt Wallenäffer und fügt hinzu: „Auch das Fahrerfeld soll größer werden.“

Oberau war indes das Finale in diesem Winter, bei dem Weis nebenbei den Gesamtsieg der Rennserie einheimste: Der Routinier und Organisator des Eis-Spektakels siegte auch bei den Veranstaltungen in Freital und Jonsdorf (beides ebenfalls Sachsen).

wff