Marius Zug punktet in der DTM
„Der Zug hat keine Bremse“

Pfaffenhofener Rennfahrer beendet abschließendes DTM-Rennen in Hockenheim sensationell als Vierter

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:41 Uhr
Erhard Wallenäffer

Voller Stolz präsentieren Marius Zug und sein Team von Attempto Racing den in der Optik eines Football-Eis geformten Audi R8.

Pfaffenhofen – „Marius Zug fliegt mit seinem Football vor vollen Tribünen auf den vierten Platz“, meldete der Attempto-Rennstall am Sonntag. Auf Anhieb kaum zu kapieren, was hier gemeint ist: Der Audi R8 LMS des Pfaffenhofener Rennfahrers bekam vor den DTM-Rennen in Hockenheim die Optik eines Football-Eis verpasst. Ein Marketing-Gag natürlich, und dann waren sie tatsächlich eingeheimst, die ersten Meisterschaftspunkte. 13 an der Zahl, als Lohn für eine spektakuläre Leistung, die allgemeines Erstaunen auslöste. Noch dazu, weil Zug beim Samstagsrennen in eine gespenstische Havarie verwickelt war.

Ein zerbeulter Motor liegt mitten auf der Fahrbahn, aus ihm lodern Flammen. Was sich daneben abspielt, ist schwer zu erkennen. Zuviel Staub und schwarzer Rauch. Jedenfalls ist die Szenerie mit Reifenfetzen und anderen Teilen übersät. Dann merkt man, wo die Trümmer herkommen: Mehrere Wracks, die fürchterlich aussehen. Wie ein Horrorfilm sieht das aus , was am Samstag, beim vorletzten DTM-Rennen der Saison, passiert ist.

Ernsthaft verletzt hat sich zum Glück kein Pilot, auch Zug nicht. Verheerend war Rolf Ineichen (Schweiz) mit seinem grünen Lamborghini in den Attempto-Audi eingeschlagen. Das Rennauto war sichtbar ramponiert. Wie aber ging es dem Fahrer? „Mir fehlte eigentlich nichts“, erzählte Zug hinterher – aber zum Durchchecken in das Medical-Center musste er: „Dort war großes Chaos angesagt, weil alle gecrashten Kollegen sich dort untersuchen lassen mussten.“

Mechaniker retteten den Sonntag

Nach dem Einschlag legten die Attempto-Mechaniker eine Nachtschicht ein, um den Audi R8 wieder heil zu machen. Mit enormem Aufwand wurden nicht nur die akut benötigten Ersatzteile geliefert, sondern auch das Football-Outfit wieder auf Vordermann gebracht. „Das war ein riesen Job von den Jungs. Sie haben bis um halb vier gearbeitet und ich bin froh, dass ich ihnen mal was zurückgeben konnte“, jubelte Marius Zug nach dem Qualifying. Mit dem „rasenden Football“ schaffte er die drittbeste Rundenzeit. Schon dafür wurde der allererste DTM-Punkt auf seinem Konto gutgeschrieben, aber es kam noch viel besser.

Mit dem späteren DTM-Champion Sheldon van der Linde am Heck ging es in eine brenzlige Startphase. Der BMW beschleunigte deutlich besser als Zugs Audi, doch der 19-Jährige behauptete sich Tür an Tür gegen van der Linde, verlor aber eine Position an den Audi-Piloten Dev Gore (USA). Beim Konter-Angriff kassierte van der Linde die beiden, aber Zug schien mit dem richtigen Fuß aufgestanden zu sein: Er überholte den Meisterschaftsführenden noch vor dem Boxenstopp. Dann wechselte die Attempto-Crew die Räder etwas langsamer, weshalb Zug den „Football-Audi“ wieder hinter van der Lindes BMW um den Kurs fuhr.

Es gibt da einen Mallorca-Hit, der heißt: „Der Zug hat keine Bremse“. Die Kommentatoren von ProSieben erinnerten sich daran, als die Schlussphase angebrochen war. Passend, denn Zug fuhr offensichtlich das Rennen seines Lebens – war also kaum zu bremsen. Runde für Runde heizte er näher an den rot-gelben BMW von Sheldon van der Linde heran und irgendwann muss dieser den „fliegenden Football“ groß im Rückspiegel gesehen haben. „Van der Linde denkt bestimmt: Ich kann mich doch nicht von diesem 19-Jährigen Pfaffenhofener überholen lassen“, kommentierte ProSieben-Moderator Edgar Mielke den Angriff des Pfaffenhofeners. Schließlich blendende Zug auch per Lichthupe auf, doch letztlich war auch die Zeit sein Gegner. Er schaffte es nicht mehr, einen Angriff zu starten. Nur 0,3 Sekunden nach dem DTM-Champion von 2022 überquerte der Pfaffenhofener die Ziellinie und war anschließend, trotz des knapp verpassten Podiums, glücklich: „Ich kann gerade gar nicht sauer sein. Vor dem Wochenende hätte ich Platz vier sofort genommen. Schade, dass es so knapp war, aber ich denke, dass wir heute auf jeden Fall mit den schnellsten Audis mithalten konnten.“

wff