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„Theoretisch kann es nochmals nach oben gehen“

Tobias Reisner sowie das erste Dartteam des SV Steingriff stiegen zunächst ungeschlagen auf und sind jetzt schon wieder Tabellenführer

04.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:13 Uhr

Ein Aushängeschild des Dartsports im Altlandkreis Schrobenhausen: Tobias Reisner vom SV Steingriff. Foto: SVS

Steingriff – Die Dart-WM 2023 im legendären Ally Pally zu London ist nun vorbei, mit dem Engländer Michael Smith wurde ein würdiger Champion gefunden – und der inoffizielle Titel der größten Shootingstars bei diesem Turnier ging diesmal tatsächlich an einen Deutschen, nämlich den Sensations-Halbfinalisten Gabriel „Gaga“ Clemens. Aber auch die Sportart an sich gewann an diesen Tagen vom 15. Dezember bis zum 3. Januar – nämlich eine Vielzahl an neuen Freunden hinzu, wie nicht zuletzt die tollen TV-Quoten der übertragenden Fernsehanstalten bewiesen.

Ein Mann wie Tobias Reisner nimmt das Ganze natürlich mit großer Freude zur Kenntnis. Der 25-Jährige ist ja bereits seit Langem ein begeisterter Dartspieler – und ein besonders guter obendrein. Gerade erst, in der Saison 2021/22, hatte er es mit der ersten Vertretung des SV Steingriff geschafft, ohne jeden Verlustpunkt den Meistertitel in der 1. NSDV-Liga einzufahren – was allein schon ein Riesenerfolg war. Aber damit nicht genug: Nach dem Aufstieg in die Landesliga Süd ging sein Siegeszug mit den Lilaweißen fast unvermindert weiter, sie durften nun sogar wieder als Tabellenführer Silvester feiern.

Tobias, was bleibt Dir (hauptsächlich in sportlicher Hinsicht) ganz konkret vom vergangenen Jahr in Erinnerung?
Tobias Reisner: Ganz oben in der Liste steht natürlich der erstmalige und ungeschlagene Aufstieg in die Dart-Landesliga Süd mit dem SV Steingriff. Das war zweifellos meine wohl schönste und auch erfolgreichste Saison mit einer Einzelbilanz von 30:0 Siegen, was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Stark in Erinnerung blieb auch ein Doppelturnier im spanischen Calella mit meinem Teamkollegen Nicklas Specht, als wir in einer internationalen Konkurrenz aus ganz Europa mit vielen Profispielern das Viertelfinale erreichen konnten.

Außerdem gewann ich endlich meine ersten regionalen Einzelturniere. Für mich persönlich am wichtigsten war hierbei der Titel bei den Donauwörther Stadtmeisterschaften: Dort habe ich mich gegen einige sehr gute Spieler durchgesetzt und somit meine kleine Siegesserie bei den Turnieren eröffnet. Abgesehen davon ist es generell immer schön, die Entwicklung des gesamten Vereins zu beobachten, denn der SV Steingriff gehört nun bereits zu einem der größten sowie erfolgreichsten im nordschwäbischen Dartverband – und das auch in der Breite.

Wer sind Dein Sportler des Jahres 2022, Deine Sportlerin des Jahres 2022 sowie Deine Mannschaft des Jahres 2022 und warum (kann in Sachen Lokalsport, aber auch in Sachen "großer Sport" sein)?

Reisner: Da ich im Dartsport eher gerne die Newcomer und vor allem junge Akteure beobachte, ist mein Spieler des Jahres wohl einer, den noch nicht jeder kennt: Josh Rock aus Nordirland spielte 2022 sein erstes Profi-Jahr und startete auf dem Circuit mit herausragenden Leistungen, die wohl noch kein Neuling so gezeigt hat. In meinen Augen wird es nicht mehr allzu lange dauern, bis man auch ihn einen Weltmeister nennen darf.

Aus ähnlichen Gründen heißt meine Spielerin des Jahres Beau Greaves. Die erst 18-Jährige stand im Dezember bereits im Ally Pally auf der großen WM-Bühne, nachdem sie auf der PDC Womens Series 52 Spiele in Folge gewonnen hatte. Das ist eine riesige Leistung, mit der sie in den kommenden Jahren bestimmt auch mit den Männern auf der großen Profi-Tour mithalten kann.

Bei der Mannschaft des Jahres komme ich nochmals auf mein eigenes Team vom SV Steingriff zurück, mit welcher ich den Aufstieg in die Landesliga klar machen konnte. Wir sind immer als Einheit aufgetreten und hatten wahnsinnigen Spaß bei jedem Spiel. Genau deshalb war und ist es nicht einfach, uns zu schlagen, da wird uns immer aufeinander verlassen können.

Wenn Du die Möglichkeit hättest: Was würdest Du nun anders machen, als Du es 2022 getan hast?
Reisner: Rückblickend fällt mir da aus sportlicher Sicht auf Anhieb gar nicht so viel ein. Ich hatte mir vorgenommen, viele Turniere zu spielen und mich auf besondere Events immer intensiv vorzubereiten – denn ehrlich gesagt bin ich nicht gerade der Trainingsfleißigste, wenn mal nicht so viel ansteht. Ich liebe den Wettkampf und suche, so oft wie es geht, die Möglichkeit, mich mit anderen in Drucksituationen zu messen. Das ist mir, so glaube ich, 2022 alles ganz gut gelungen.

Welche Ziele hast Du Dir für 2023 gesetzt, gibt es irgendwelche gute Vorsätze für 2023 (muss nicht nur in sportlicher Hinsicht sein)?
Reisner: Natürlich liegt das Hauptaugenmerk in sportlicher Hinsicht auf der restlichen Landesligasaison. Dort stehen wir momentan ja recht gut da. Und wer weiß: Wenn alles optimal läuft, kann es ja theoretisch sogar nochmals eine Liga nach oben gehen.

Abgesehen davon möchte ich einfach weiterhin viele Turniere spielen, natürlich im besten Fall weitere Turniersiege einfahren und mein Niveau dadurch auf das nächste Level bringen. Es ist zudem in Planung, eventuell mit ein paar Vereinskollegen das ein oder andere WDF (World Darts Federation) Weltranglistenturnier in 2023 zu spielen, um weitere Erfahrung zu sammeln und vielleicht in den kommenden Jahren auch mal bei Quali-Turnieren der PDC (Professional Darts Corporation) anklopfen zu können.

Wie hat sich Deiner Meinung nach der Sport ganz allgemein im vergangenen Jahr entwickelt, nachdem Corona nun anscheinend immer mehr auf dem Rückzug ist?
Reisner: Während der Pandemie war es für viele Spieler schwierig, die Motivation aufrecht zu erhalten, denn Online-Turniere über Kamera konnten meiner Meinung nach das gewohnte Eins-gegen-Eins am Board nicht ersetzen. Seitdem Corona aber endlich wieder etwas in den Hintergrund gerutscht ist, sehe ich die Entwicklung vor allem auf regionaler Ebene absolut positiv: Viele neue Vereine sind entstanden – und dass man momentan fast alle paar Wochen die Möglichkeit hat, ein Turnier in der Umgebung zu spielen, spricht auf jeden Fall für das Wachstum und das Interesse an dem Sport, der mir hoffentlich auch in Zukunft noch viele schöne Momente bereiten wird.

SZ

Die Fragen stellteRoland Kaufmann