FC Pipinsried im Abstiegskampf
Teammanager Atdhedon Lushi: „Ich hätte ein schlechtes Gewissen“

23.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:33 Uhr

Fragende Blicke beim FC Pipinsried: (v. l.) Teammanager Atdhedon Lushi, Spielertrainer Herbert Paul und Trainer Enver Maltas haben es aktuell nicht gerade leicht. Foto: M. Schalk

Atdhedon Lushi wirkt enttäuscht. Bitter enttäuscht. Immer wieder hatte der Teammanager des FC Pipinsried schützend seine Hände über die Seinen gehalten, versuchte Optimismus auszustrahlen. Und dann diese jüngste 1:4-Auswärtsniederlage bei Türkgücü München, die fast schon einem fußballerischen Offenbarungseid der Gelbblauen glich...

„Abstiegskampf geht definitiv anders“, weiß der 30-Jährige: „Ich persönlich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich Geld für meinen Sport bekommen würde und dann so einen Auftritt hingelegt hätte.“

Zwei Heimsiege innerhalb von drei Tagen sind Pflicht

Lushi wäre nicht Lushi, wenn er nicht trotzdem noch einen Funken Resthoffnung in Sachen Klassenerhalt besitzen würde. „Aber dafür müssen wir die beiden nächsten Heimpartien unbedingt gewinnen“, weiß der 30-Jährige. Also jene gegen die DJK Vilzing (Samstag, Anstoß um 16 Uhr) und den 1. FC Nürnberg II (Dienstagabend, 17.30 Uhr).

Dass Faton Dzemailji und Benedikt Lobenhofer ihre jeweiligen Sperren abgesessen haben, vor allem das macht Lushi für die nächsten Aufgaben Mut. Auch dass Spielertrainer Herbert Paul nach seiner monatelangen Verletzungspause immer besser in Tritt zu kommen scheint, stimmt den Teammanager zuversichtlich. Aber er weiß auch, dass das trotzdem viel zu wenig sein könnte – wenn nicht endlich auch der Rest der Mannschaft kapiert, auf was es im Abstiegskampf der Fußball-Regionalliga Bayern zwingend ankommt.

Nämlich auf die sogenannten Grundtugenden wie Laufbereitschaft, Kampfgeist und hundertprozentiger Einsatzwille. „Genau da hat es bei uns vor einer Woche an allen Ecken und Enden gefehlt“, so Lushi. Verständnislos und verärgert sagt er das – aber auch unübersehbar niedergeschlagen: „Unsere beiden Trainer Herbert Paul und Enver Maltas arbeiten hart, geben ihr Bestes – aber von manchen Spielern kann ich das leider nicht behaupten. Mir fehlt bei dem einen oder anderen die Bereitschaft, auch Eigenverantwortung zu übernehmen.“

Was der Teammanager damit genau meint: „Eigentlich sollte es im Herrenbereich jeder Einzelne wissen, dass er ein Stück weit selbst für seinen Fitnesszustand verantwortlich ist und er sich dementsprechend zu verhalten hat. Aber bei uns kamen manche tatsächlich unfit aus der Winterpause – was aus meiner Sicht nicht nur erschreckend, sondern so auch nicht hinnehmbar ist.“

Drei weitere Ausfälle für Partie gegen DJK Vilzing

Einmal in Fahrt, geht Lushi sogar noch einen Schritt weiter: „In jener körperlichen Verfassung, in der sich Einzelne von uns aktuell befinden, hätten sie es selbst in der Kreisliga schwer, zu bestehen.“ Konkrete Namen kann der Teammanager natürlich nicht in diesem Zusammenhang nennen. Denn trotz aller Enttäuschung weiß er auch: Es wird weiterhin jeder Mann dringend benötigt. Der aktuelle Kader ist zu dünn besetzt, um irgendein Exempel zu statuieren.

So gilt auch für das Heimspiel am Samstag gegen die DJK Vilzing: Große personelle Rochaden sind nicht möglich. Zu den bereits verletzten Simon Rauscheder und Daniel Jelisic gesellen sich nun auch Fabian Willibald (Muskelfaserriss), Sebastian Keßler (Zerrung) sowie Claudio Milican (krank) ins FCP-Lazarett. Etwaige Überlegungen, Herbert Paul ein bisschen weiter nach vorne zu ziehen, damit er vom Mittelfeld aus die Mannschaft noch mehr führen kann: dadurch bereits wieder über den Haufen geworfen. „Durch Willibalds Ausfall haben wir momentan nur noch einen fitten Innenverteidiger neben Paul – nämlich ,Bene’ Lobenhofer. Also muss unser Spielertrainer wohl leider im Abwehrzentrum bleiben“, vermeldet Lushi.

Zuschauer könnten zu einem wichtigen Faktor werden

Umso mehr sei jetzt die richtige Mentalität gefragt („Wir bekommen am Samstag und am Dienstagabend nochmals zwei Chancen, um Charakter zu beweisen“). Wie das im Konkreten auszusehen hat, dafür ist ausgerechnet der nächste Gegner aus dem Landkreis Cham ein hervorragendes Beispiel: „Das Vilzinger Team weiß, dass es im Kampf um den Klassenerhalt in erster Linie um hundertprozentigen Einsatzwillen und um gute Defensivarbeit geht. Der Rest kommt von allein“, so Lushi.

In der Tat hat die DJK schon jetzt elf Punkte mehr gesammelt als der FCP. Nun gut: Bei nur vier Zählern Vorsprung auf den ersten Relegationsrang ist auch sie noch längst nicht gerettet – aber ihre Chancen hierfür sind um einiges höher als jene der Pipinsrieder.

Zu einem wichtigen Faktor im Abstiegskampf könnten zudem die Zuschauer werden. „Natürlich wäre es schön, wenn wir in den nächsten Heimspielen lautstark unterstützt werden würden “, gibt Lushi gerne zu: „Aber dafür müssen wir auch selbst etwas tun. Wenn wir leidenschaftlich kämpfen und laufen, dann verzeihen uns die Fans wohl sogar den einen oder anderen Fehler.“

SZ