Heimdebakel gegen SpVgg Unterhaching
Sieben Gegentreffer nach dem Seitenwechsel: Fußballerischer Offenbarungseid des FC Pipinsried

10.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:47 Uhr

Mächtig frustriert: Pipinsrieds Keeper Daniel Witetschek musste am Montagabend gleich achtmal hinter sich greifen. Foto: M. Schalk

Daniel Witetschek sprachlos zu machen: normalerweise unmöglich. An diesem Ostermontagabend passierte es jedoch – nach der schwärzesten zweiten Halbzeit in der Regionalligageschichte des FC Pipinsried. Gleich siebenmal schlug es da im Kasten des 22-jährigen Keepers ein, am Ende stand eine desaströse 1:8 (1:1)-Heimklatsche gegen die SpVgg Unterhaching.

Der FCP-Schlussmann aus Schrobenhausen konnte am allerwenigsten dafür. Immer wieder wurde er von seinen Vorderleuten alleingelassen, wurde vor unlösbare Aufgaben gestellt. „Da bekommst du als Torwart fast schon Angstzustände, wenn du siehst, wie leicht es dem Gegner gemacht wird“, gibt Witetschek ehrlich zu: „Man kann ja mal verlieren, erst recht gegen den souveränen Tabellenführer. Aber es darf keinesfalls ein 1:8 sein, man darf keinesfalls so abschlachten lassen.“

Kaum war das Match abgepfiffen, dröhnte „Steh auf, wenn du am Boden bist“ von den Toten Hosen durch die Lautsprecher. Stadion-DJ Hubert Fesl hatte es in diesem Moment bestimmt gut damit gemeint – aber dass sich die Pipinsrieder in der laufenden Regionalligasaison nochmals erheben können, daran glaubt spätestens nach diesem österlichen Debakel niemand mehr. Ihre zweite Halbzeit gegen die SpVgg: ein fußballerischer Offenbarungseid, da gibt es nichts zu beschönigen.

Das Ganze wirkt umso bitterer, weil die Gelbblauen einen wirklich starken ersten Durchgang hingelegt hatten. Bereits in der zweiten Minute waren sie durch einen Freistoß von Faton Dzemailji, mit freundlicher Unterstützung durch Unterhachings Keeper René Vollath, in Führung gegangen – „und auch in der Folgezeit waren wir richtig gut im Spiel“, sagt Witetschek zurecht. Der 22-Jährige weiter: „Die SpVgg hatte zwar gefühltermaßen rund 80 Prozent Ballbesitz, wir standen allerdings sicher und trugen auch immer wieder gefährliche Gegenstöße vor.“

Tatsächlich gab es unter den offiziell 650 Zuschauern den einen oder anderen Fußballfreund, der plötzlich auf eine Überraschung durch den FCP hoffte. Bloß dann kam die 34. Minute, bei den Pipinsriedern trat wieder einmal ihre eklatante Standardschwäche zutage – und als Folge davon durfte Hachings Top-Goalgetter Patrick Hobsch mutterseelenallein zum Ausgleich einköpfen.

Trotzdem immerhin ein 1:1-Remis zum Pausenpfiff: Wer hätte das den Gelbblauen vor der Partie zugetraut? „Und wir hatten uns dann auch für den zweiten Durchgang einiges vorgenommen“, berichtet Witetschek. Allerdings dauerte es dann, nach dem Seitenwechsel, keine zwei Minuten, bis das zuvor so stolze FCP-Gebilde wie ein Kartenhaus zusammenfiel. Die Kugel landete da vor den Füßen von Manuel Stiefler, jener vollendete aus kurzer Distanz eiskalt zur ersten Unterhachinger Führung an diesem Abend – und schon gingen alle Pipinsrieder Köpfe schnurstracks nach unten. All das Selbstbewusstsein, die Gier aus der erste Halbzeit: plötzlich wie weggeblasen. Der Tabellenführer aus dem Süden von München ließ sich da nicht zweimal bitten, bestrafte knallhart jeden FCP-Fehler – und zog dank Hobsch (50./Foulelfmeter), Mathias Fetsch (56.) sowie nochmals Stiefler (61.) innerhalb von nicht einmal einer Viertelstunde auf 5:1 davon.

In dieser Phase hätte es echte Typen bei den heimischen Gelbblauen gebraucht, die sich mit aller Macht gegen das Debakel stemmen. Die vielleicht auch das eine oder andere Zeichen setzen. Aber nichts da. „Ich wusste einige Mal gar nicht mehr, wo ich den Ball hinspielen soll“, gibt Witetschek zu: „Meine Mannschaftskameraden drehten sich einfach weg, wollten bitte schön auf keinen Fall die Kugel haben.“

In der Schlussphase erhöhten Stephan Hain (81./90.+1) und Hobsch (84./Foulelfmeter) gar noch auf 8:1, die höchste Heimpleite in der Pipinsrieder Regionalligageschichte war dadurch perfekt. Der Abstieg in die Bayernliga Süd ist es zwar noch nicht – aber die FCP-Chancen auf den Klassenerhalt gehen mittlerweile gegen Null. „Ich verspüre momentan einfach nur eine komplette Leere“, gibt Witetschek ehrlich zu. Aber wenn es jemand schafft, sich wieder aufzurichten, dann ist es der Schrobenhausener. Bei einigen seiner Teamkollegen bestehen in dieser Hinsicht deutlich größere Zweifel.

SZ