Boxen, WBC
„Megabock“ auf zweiten WM-Gürtel

Weltmeisterin Tina Rupprecht freut sich auf Titelvereinigungskampf am 25. März in Kalifornien

20.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:00 Uhr

Die Gegnerin fest im Visier: Tina Rupprecht (l.) ist bereits seit dem Juni 2018 WBC-Weltmeisterin im Minimumgewicht. Foto: S. Olfen

Von Roland Kaufmann

Augsburg/Schrobenhausen – Manfred Irrenhauser-Kress weiß, was er am 25. März zu tun hat. „An diesem Tag werden ein weiteres Mal ganz fest die Daumen gedrückt“, sagt der Chef der Schrobenhausener Aktion „Disco-Fieber“ bereits jetzt leicht aufgeregt. Weil dann, in neun Wochen, nämlich wieder Tina Rupprecht in den Ring steigen wird. Also jene WBC-Boxweltmeisterin im Minimumgewicht, die schon seit einigen Jahren als Botschafterin für seine gute Sache tätig ist.

WBA-Championesse Seniesa Carmen Estrada wartet

Und „Tiny Tina“ hat nicht irgendeinen Fight vor sich, sondern den größten in ihrer bisherigen Karriere. „Für mich erfüllt sich am letzten Märzwochenende tatsächlich ein Riesentraum“, berichtet die 30-Jährige. Erstmals nämlich darf sie da in den USA boxen – zur besten Sendezeit live im TV-Sender ESPN. Und nicht nur um einen WM-Titel, sondern gleich zwei.

Vereinigungskampf: So lautet das Zauberwort. Rupprecht bringt den Weltmeisterinnengürtel des WBC (World Boxing Council) mit, ihre Gegnerin Seniesa Carmen Estrada den Weltmeisterinnengürtel der WBA (World Boxing Association) – und am Ende werden der Gewinnerin des Duells beide gehören. „Also mir“, sagt „Tiny Tina“ – mit ihrem gewohnt sympathischen Lächeln, aber auch sehr bestimmt: „Die Zuschauer werden am 25. März die beste Tina Rupprecht aller Zeiten sehen.“

Die Blondine weiß um die Riesenchance, die ihr mit diesem Megafight geboten wird. Nun gut: Bereits seit dem 16. Juni 2018 ist sie WBC-Championesse in ihrer Gewichtsklasse, aber ins oberste Regal der öffentlichen Wahrnehmung hat es die Augsburgerin trotzdem noch nicht geschafft. „Weil das Boxinteresse an sich in Deutschland leider nicht mehr so hoch ist wie beispielsweise noch zu den glorreichen Zeiten einer Regina Halmich, eines Henry Maske oder der Klitschko-Brüder“, erklärt sie traurig. So reicht ein WM-Titel gerade bei den Frauen momentan kaum aus, um hierzulande groß Geld zu verdienen. Das geht aktuell nur jenseits des Großen Teichs.

Also etwa in den USA. Oder, nun im Falle von Rupprecht, in Kalifornien: Dort, genauer ausgedrückt in Fresno am Fuße der Sierra Nevada, wird ihr Kampf gegen Estrada über die Bühne gehen. „Natürlich ist das auch in finanzieller Hinsicht eine andere Sache als sonst“, gibt die Schwäbin gerne zu. Wobei das für sie definitiv nur eine Nebenrolle spielt. Es geht vorrangig um Ruhm, Ehre sowie zwei Weltmeisterschaftstitel – alles andere ist nur schönes Beiwerk.

„Die Besten aus zwei Weltverbänden treffen direkt aufeinander – mehr geht schlichtweg nicht“, sagt Rupprecht mit leuchtenden Augen: „Das ist einfach nur geil.“ Dass ihre in Los Angeles geborene sowie wohnhafte Kontrahentin eine Art Heimvorteil am 25. März genießen wird – „Tiny Tina“ stört es nicht im Geringsten. „Dass ich von außen nun ein bisschen als Underdog gesehen werde, ist zwar eine neue Erfahrung für mich – aber ich habe trotzdem ,Megabock’ auf diesen Fight“, so die WBC-Championesse.

„Es steigt die beste ,Tiny Tina’ aller Zeiten in den Ring“

Erst recht, weil Estrada nach 23 Profikämpfen immer noch komplett ungeschlagen ist. „Was ich so höre, ist sie sich ihrer Sache schon ziemlich sicher“, erzählt Rupprecht: „Bloß das alles interessiert mich überhaupt nicht. Ich konzentriere mich auf meine eigene Person, arbeite aktuell so hart an mir wie nie zuvor – und werde dann eben, wie bereits erwähnt, als beste ,Tiny Tina’ aller Zeiten in den Ring steigen.“

Also noch besser als sonst..? „Es ist zwar schwer, aber es geht“, bestätigt die 30-jährige Augsburgerin mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Tatsächlich hat sie diesmal in Sachen Kampfvorbereitung einiges verändert. Nun gut: Das Boxtraining an sich liegt schon weiterhin fest in den Händen ihres Entdeckers Alexander Haan. Aber drei Tage pro Woche ist Rupprecht zudem bei Sepp Maurer, der Fitnesscoaching-Koryphäe in Neukirchen beim Heiligen Blut. Dort, im Bayerischen Wald, wird von ihr vor allem in Richtung Kraft, Athletik und Ausdauer geschuftet.

„Die Möglichkeiten bei Maurer sind ein Traum für jeden Profisportler. Er hebt jeden auf ein noch höheres Level“, berichtet „Tiny Tina“ regelrecht begeistert. Aber damit nicht genug: Auch im mentalen Bereich (mit Yasin Seiwasser) und in Sachen Hypnose (mit Christina Herrmann) begibt sie sich zurzeit auf neue Wege, um erfolgreich denn je zu sein. „Es geht darum, das Unterbewusstsein ebenfalls auf Sieg zu programmieren“, erklärt Rupprecht.

Sieg gegen Peruanerin Rocio Gaspar als Zwischenstation

Der klare Sieg (98:92; 99:91; 97:93) gegen die Peruanerin Rocio Gaspar im Dezember in Heilbronn war nur eine Zwischenstation für sie auf ihrem Weg in die USA. Beziehungsweise die Voraussetzung für den Trip dorthin. „Es passt momentan alles“, so die 30-Jährige glücklich: „Auch ,mein Team hinter mir ist perfekt eingespielt.“ Estrada im fernen Kalifornien kann sich also schon mal warm anziehen.

SZ