Co-Spielertrainer und Goalgetter in einer Person
Marco Rechenauer: „Mister Mühlried“ funktioniert auch in Burgheim

29.02.2024 | Stand 29.02.2024, 11:42 Uhr

Kaum zu stoppen: Marco Rechenauer (vorne) hat in der laufenden Punktrundensaison schon 20 Scorerpunkte gesammelt.   Foto: D. Worsch

Ob der SC Mühlried aktuell besser dastehen würde, wenn sich Marco Rechenauer immer noch in seinen Reihen befände? Fakt ist, dass der 34-Jährige inzwischen für den TSV Burgheim auf Torejagd geht. Und er tut das richtig gut, hat nach 13 Saisonpartien bereits 13 Treffer beziehungsweise 20 Scorerpunkte auf seinem Konto – während sein Heimatverein im Osten von Schrobenhausen insgesamt erst zehnmal in der laufenden Runde einnetzte.

Das Wappen des SCM auf dem linken Oberarm

Natürlich lässt es Rechenauer nicht kalt, was die Fußballmannschaft des SCM momentan so treibt. Dass sie – im ersten Jahr ohne ihn – zurzeit auf dem letzten Tabellenrang der Kreisklasse Aichach liegt. Wie sehr er mit den Mühlriedern verbunden ist: Ein Blick auf seinen linken Oberarm genügt. Dort nämlich ist voller Schönheit das Klubwappen der Blauweißen zu entdecken. Rechenauer hatte es sich im Februar 2019 dorthin tätowieren lassen. Nicht aus irgendeiner Laune heraus, sondern aus voller Überzeugung.

Und doch ging er im Sommer 2023 weg. Weil ihm bewusst geworden war, dass es irgendwann zu spät für ihn sein könnte, noch einmal etwas Neues kennenzulernen. Angebote, woanders einen Spielertrainerjob zu übernehmen, hatte es schon in den Jahren zuvor immer wieder gegeben. Aber „Mister SCM“ hatte sie auch immer wieder vom Tisch gewischt. Vereintreue: Für ihn weit mehr als nur ein Wort. Und es lief ja auch in sportlicher Hinsicht. So verging zwischen 2012 und 2022 keine Saison, in der es Rechenauer nicht auf eine zweistellige Anzahl an Scorerpunkten brachte.

Bloß dann kam die Spielzeit 2022/23, in der beim SCM eigentlich von Beginn an der Wurm drin war. Vom Start weg befanden sich die Blauweißen im Tabellenkeller, der Abstieg aus der Kreisliga Augsburg Ost zeichnete sich bereits vor der Winterpause ab. Und als dann auch noch eine Offerte aus Burgheim bei ihm einging, beim dortigen TSV ab dem Sommer 2023 als Co-Spielertrainer zu fungieren, kam Rechenauer endgültig ins Überlegen. „Wenn nicht jetzt zu einem anderen Verein gehen, wann dann?“: Diese Frage schoss ihm immer wieder durch den Kopf. „Als Folge davon unterhielt ich mich gleich mehrmals mit den Burgheimer Klubverantwortlichen – und nachdem diese Gespräche top verliefen, sagte ich prompt beim TSV zu“, erinnert sich der 34-jährige Vollblutfußballer.

Absichtlich weit weg von seinem Heimatverein

Also Burgheim – stolze 30 Kilometer von Mühlried entfernt. „Und das ist auch gut so“, betont Rechenauer: „Ich wollte nichts in der unmittelbaren Nähe des SCM – sondern etwas komplett Neues. Das habe ich nun – nicht nur in Sachen Verein, sondern auch in Sachen Liga, denn mit der Kreisklasse Neuburg hatte ich zuvor noch keinerlei Berührungspunkte.“

Bloß funktioniert der Ur-Mühlrieder auch außerhalb von Mühlried? Böse Zungen trauten es ihm nicht zu. Zu extrovertiert war der 34-Jährige immer mal wieder im SCM-Trikot aufgetreten, nicht selten war er mit seinem schier grenzenlosen Ehrgeiz ein Stück weit über das Ziel hinausgeschossen. Bei den Blauweißen hatten sie ihm seine kleineren Eskapaden gerne verziehen. Aber bei einem anderen Verein?

Dass sich Rechenauer selbst ändern könnte, das glaubte wohl niemand so recht. Aber genau das ist nun eingetreten. So kassierte er in der laufenden Saison in der Kreisklasse Neuburg noch keine einzige Gelbe Karte – von einer Zeitstrafe oder Roten Karte ganz zu schweigen. „Anscheinend bin ich tatsächlich ruhiger geworden“, wirkt auch der Ex-Mühlrieder selbst darüber ein bisschen überrascht: „Anscheinend hat der Fakt, dass ich als Co-Spielertrainer deutlich mehr Verantwortung habe als bisher als reiner Spieler, etwas mit mir gemacht – ohne dass ich mir das explizit vorgenommen habe. Ich gebe weiterhin, wenn ich auf dem Platz stehe, 100 Prozent. Sollte ich das nicht mehr tun, wäre ich nicht mehr ich selbst.“

Gute Zusammenarbeit mit Harald Grimm

Dass Rechenauer außerhalb des Platzes sowieso ein äußerst umgänglicher Typ ist: Wohl jeder, der mal mit ihm ins Gespräch gekommen ist, dürfte das ohne Wenn und Aber bestätigen. Dementsprechend beliebt ist der 34-Jährige mittlerweile auch schon in Burgheim. Die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Harald Grimm: Sie funktioniert einwandfrei. Aus dem TSV, der in der Vorsaison bis zum allerletzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern musste, ist dadurch urplötzlich ein heißer Aufstiegskandidat geworden – mit aktuell nur einem winzigen Zähler Rückstand auf das punktgleiche Führungsduo SG Münster-Holzheim/BSV Berg im Gau.

„Wir können weiterhin ganz in Ruhe arbeiten“

Gleich in seiner ersten Saison in Burgheim den Sprung hoch in die Kreisliga Augsburg Ost realisieren: Das würde Rechenauer natürlich so passen. „Wir wollen zum Schluss zumindest in die Relegationsrunde kommen“, sagt er – unterstützt mit seinem bekannt energischen Blick, den es immer dann bei ihm zu sehen gibt, wenn er sich etwas ganz besonders vornimmt. Und falls es zum Schluss doch nicht zu mindestens Rang zwei in der Kreisklasse Neuburg reichen sollte? „Dann ginge die Welt bei uns trotzdem nicht unter“, so Rechenauer: „Der Aufstieg heuer ist definitiv kein Muss, wir können weiterhin ganz in Ruhe arbeiten.“

„Ich fühle mich momentan pudelwohl“

Apropos weiterarbeiten: Der 34-Jährige wird auch in der Saison 2024/25 als Co-Spielertrainer für den TSV Burgheim tätig sein, darauf haben sich er und der Verein schon vor einigen Wochen verständigt. Ebenso steht bereits fest, dass Rechenauer ab dem Sommer einen neuen Chef an seine Seite bekommen wird, denn der aktuelle Boss Grimm macht beim derzeitigen Tabellendritten der Kreisklasse Neuburg nicht weiter. Würde es da nicht auf der Hand liegen, dass Rechenauer selbst in der Hierarchie aufsteigt, also zur Nummer eins der Burgheimer Trainer in der Saison 2024/25 wird? „Nein“, entgegnet der 34-Jährige sofort: „Ich fühle mich in meiner momentanen Rolle beim TSV pudelwohl, ich möchte diese bis zum Sommer 2025 behalten – und dann können wir ja immer noch weiterschauen.“

Weshalb es für ihn bislang so toll in Burgheim läuft? So recht kann es auch Rechenauer nicht erklären. „Vielleicht habe ich durch den Vereinswechsel im Sommer eine zusätzliche Portion Motivation bekommen, vielleicht liegt mir die neue Spielklasse ganz besonders“, mutmaßt der Goalgetter: „Rein von meiner Position auf dem Platz hat sich im Vergleich zu meiner Mühlrieder Zeit nichts verändert. Ich agiere jetzt auch beim TSV Burgheim auf der Zehnerposition, genieße dort alle Freiheiten − genau so, wie es am liebsten mag.“

Auf Position zwei, direkt hinter Martin Froncek

Dass dies keine leeren Worte von ihm sind: Seine 13 Torerfolge sowie sieben Assists in der laufenden Saison belegen das. Die Goalgetterliste der Kreisklasse Neuburg, in der er nur drei Treffer hinter dem führenden Martin Froncek vom BSV Berg im Gau liegt, interessiere ihn jedoch nur am Rande. „Als ich jung war, habe gerne auf so etwas geschaut. Aber diese Zeiten sind vorbei“, so der 34-Jährige schmunzelnd.

Ja, er wirkt rundum zufrieden mit seinem derzeitigen fußballerischen Tun. Beziehungsweise mit seiner derzeitigen fußballerischen Heimat. Womit sich die Frage stellt: Hat sich Rechenauer eventuell sogar ein bisschen zu spät dazu entschieden, den SCM mal zu verlassen? „Diesen Gedanken hatte ich bislang noch nie“, antwortet der 34-Jährige: „Ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, dass der Sommer 2023 genau der richtige Zeitpunkt dafür war.“

Einmal ganz davon abgesehen ist Rechenauer auch jetzt nicht komplett weg aus Mühlried – sondern unterstützt Alexander Bruß und Ralf Skoruppa beim Trainieren des dortigen A-Juniorenteams. Wie anfangs schon einmal erwähnt: Rechenauer hat sich das SCM-Wappen aus vollster Überzeugung auf den linken Oberarm tätowieren lassen. „Und ich werde wohl auch mein gesamtes Leben ein Fußballverrückter bleiben“, sagt der 34-Jährige lachend. Ein Stück weit wie sein Vater Sven, der ja im stolzen Alter von 54 Jahren immer noch für die DJK Sandizell auf Punktejagd geht? „Ob ich es auch so lang durchhalte, das weiß ich nicht“, so der aktuelle Burgheimer: „Aber wenn es meine Füße mitmachen, dann möchte ich schon noch einige Jahre auf dem Platz stehen.“ SZ