Der Teamplayer zieht sich zurück
Hermann Schottnar gibt sein Amt als Leiter der Abteilung Leichtathletik im TSV Neuburg ab

22.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:21 Uhr

Hermann Schottnar hat sich als Abteilungsleiter als Teamplayer verstanden und zeigte sich stets offen für Anregungen. Jetzt will er es ruhiger angehen lassen. Foto: Bartenschlager

In der Leichtathletik-Sparte des TSV Neuburg ist eine Ära zu Ende gegangen. Nach 17 Jahren hat Hermann Schottnar das Amt des Abteilungsleiters in jüngere Hände gelegt. In diesen fast zwei Jahrzehnten hat die Abteilung einen großen Sprung nach vorne gemacht und eine positive Entwicklung durchlaufen. Schottnars berufliche Kompetenz spielte dabei eine wichtige Rolle.

Aller Anfang ist schwer. Das musste auch Hermann Schottnar erfahren. Er wurde sozusagen ins kalte Wasser geworfen, als es darum ging, Verantwortung zu übernehmen. Zwar war er stellvertretender Abteilungsleiter, aber mit der Mail, die er Ende 2004 erhielt, hatte er nicht gerechnet: Der damalige Abteilungsleiter teilte darin mit, dass er wegen Diskrepanzen mit sofortiger Wirkung zurücktreten würde. Damit wartete auf Schottnar – zunächst in kommissarischer Position – eine große Herausforderung: der prestigeträchtige Silvesterlauf. „Und ich stand da“, schildert der Neuburger die Situation. „Gibt’s irgendwelche Unterlagen?“, fragte er bei seinem Vorgänger nach. „Nö, hab’ ich immer so ausgemacht“, lautete die lakonische Antwort, wie sich Schottnar erinnert.

Schottnar zieht ein Ass aus dem Ärmel

Also berief er eine Abteilungsversammlung ein und versicherte sich zugleich der Unterstützung der „Jedermänner“, auf die der Silvesterlauf zurückgeht. Und er hatte ein Ass im Ärmel: In seiner beruflichen Tätigkeit bei einem Audi-Zulieferer kannte sich Schottnar hervorragend mit der Erstellung von Personaleinsatzplänen aus. Dieses Wissen spielte er jetzt auch für den TSV aus. „Wir haben den Silvesterlauf ganz gut hinbekommen“, erinnert sich der Neuburger. „Bei den nächsten Läufen hatte ich es leichter und seitdem lief es rund.“

Nach der fälligen Neuwahl, bei der ihm die Versammlung offiziell zum Abteilungsleiter wählte, nahm Schottnar einige grundsätzliche Umstrukturierungen vor. „Früher hat der Abteilungsleiter alles selber gemacht. Ich habe Teams für die verschiedenen Aufgaben gebildet, zum Beispiel für den Aufbau.“

Ein großes Anliegen war Schottnar stets die Jugendarbeit. „Damals hatten wir 60 Kinder und Jugendliche, aktuell sind es 120“, bilanziert er. Die Abteilung insgesamt wuchs von 149 auf 259 Mitglieder. Die Sparte ist außerordentlich aktiv. Das beweisen die Erfolge – gerade der Jugend – bei Oberbayerischen, Bayerischen, Süddeutschen und sogar Deutschen Meisterschaften. „Wir haben eine starke Läufergruppe“, freut sich Schottnar.

Seit 2015 gibt es die 5000-Meter-Vereinsmeisterschaften, eine Idee der Jugendleiter, die der Abteilungsleiter gern aufgriff. Alle Sparten, von den Basketballern, Handballern und Volleyballern bis hin zu den Schwimmern und Turnern gehen dabei an den Start. Frühjahrslauf und natürlich der Silvesterlauf sind nicht mehr wegzudenkende Fixpunkte im Jahresrund. Ein weiterer steht unmittelbar bevor: Alljährlich beziehen die Leichtathleten Ende Februar oder Anfang März ihr Trainingslager in Mallorca.

Eine große Bedeutung, auch für Hermann Schottnar persönlich, ist das Sportabzeichen. „Das haben wir stark forciert“, bekräftigt er. Voriges Jahr gab es die stattliche Anzahl von 77 Abnahmen. Schottnar selbst ist berechtigt, die Abzeichen abzunehmen. Darüber hinaus hat er die Ausbildung zum Kampfrichter in der Leichtathletik absolviert. 2022 war er erstmals bei einer Bayerischen Meisterschaft im Einsatz. „Das macht Spaß“, berichtet er. Seine Verdienste blieben nicht unbemerkt. 2020 bekam Schottnar die Sportplakette der Stadt Neuburg verliehen.

Allerdings lief in den vergangenen 17 Jahren nicht alles nach Wunsch. Einst gab es den Stadtlauf, zusammen mit dem Stadtmarketing. „Wir waren der Veranstalter, das Stadtmarketing der Organisator. Dann waren wir beides. Aber die Stadt hat nichts mehr gemacht und kein Interesse mehr gezeigt und da haben auch wir aufgehört. Schade, das war ein schöner Lauf“, findet Schottnar im Rückblick. Auch die Überlegung einen Triathlon ins Leben zu rufen, zerschlug sich. „Die Hürden vom Verband waren für uns zu hoch.“

Rechtzeitig die Nachfolge gesichert

Mit 70, so sagte sich Schottnar, wäre es Zeit, das Amt zu übergeben. Diesen runden Geburtstag hat er vor Kurzem gefeiert. Er hatte sich rechtzeitig um die Nachfolge umgeschaut und intensive Gespräche mit Uli Hetmanek-Rogler geführt. Sie sagte zu, aber unter der Bedingung, dass sie zuvor ein Jahr auf der Position der Stellvertreterin mit den Aufgaben vertraut gemacht wird. Schottnar nickte zustimmend. Die erste Aufgabe in eigener Verantwortung war für Uli Hetmanek-Rogler die Durchführung des Silvesterlaufs und einige Wochen später, gerade eben, das Schüler-Hallensportfest. Beides bewältigte sie mit Bravour und so konnte Schottnar ruhigen Gewissens die Verantwortung abgeben. Er stehe immer zur Mithilfe bereit, aber: „Einmischen tue ich mich nicht“, betont er.

„Es war eine schöne, eine aufregende Zeit, und nun freue ich mich, wenn es etwas ruhiger zugeht“, lautet Schottnars Bilanz – eventuell etwas vorschnell, denn dem TSV bleibt er erhalten: Als 3. Vorsitzender ist er für die Liegenschaften zuständig. Das nächste Projekt in diesem Aufgabenbereich, das schon auf die Schienen gestellt wurde, ist die Installierung einer Solaranlage. Schottnar hegt zudem den Gedanken, eine Boulderwand zu errichten. Langweilig wird es dem 70-Jährigen vorerst wohl nicht werden.

DK