Bayernliga Nord
VfB muss zum „heimlichen Tabellenführer“

04.09.2023 | Stand 12.09.2023, 22:12 Uhr

Immer besser in Tritt kommen – abgesehen von dieser Szene beim 3:0-Sieg gegen den TSV Neudrossenfeld – in dieser Saison Dominik Wolfsteiner und sein VfB Eichstätt. Heute Abend geht es zum Spitzenspiel beim SC Eltersdorf. Foto: Traub

„Wir sind schon ein Stück davon entfernt, eine Spitzenmannschaft zu sein“, sagt Dominic Rühl vor dem Spitzenspiel der Bayernliga Nord am heutigen Dienstagabend (19 Uhr) beim SC Eltersdorf. Dass es eben ein solches Spitzenspiel ist, liegt allerdings natürlich daran, dass der VfB Eichstätt nach neun Spieltagen als Dritter eben sehr wohl zu den Topteams gehört und dabei auf den Zweiten trifft, der auch noch so etwas ist wie der „heimliche Tabellenführer“ – ein richtungsweisendes Spiel also. Denn der Sieger würde damit durchaus ein Zeichen setzen und zeigen, dass er aktuell eben sehr wohl dazugehört: zur Ligaspitze.

Sieben Spiele, sechs Siege, Platz zwei. Der SC Eltersdorf hat bisher zwei Partien weniger ausgetragen als die Konkurrenz, liegt aber nur einen Punkt hinter Tabellenführer ASV Cham – und gilt daher als heimlicher Tabellenführer. Und so sieht nicht nur Dominic Rühl vor der schweren Auswärtsaufgabe heute Abend den SC Eltersdorf in der Favoritenrolle – für das Spiel, wie auch für die Meisterschaft in der Bayernliga Nord. Aber auch beim Gegner hat man großen Respekt vor dem Regionalliga-Absteiger aus dem Altmühltal. „Dass Eichstätt oben mitspielen wird, war eigentlich auch vor der Saison klar“, sagt der erfahrene SC-Trainer Bernd Eigner im Interview mit dem Fußballportal Fupa. „Nach einem holprigen Start – was nach einem Abstieg normal ist – sind sie immer besser reingekommen. Das wird sicher ein sehr interessanter Vergleich, bei dem beide Teams zeigen können, dass sie zurecht an der Spitze stehen.“

Für Dominic Rühl ist diese „Spitze“ aktuell gar nicht so wichtig, wie er sagt. „Punktetechnisch können wir absolut zufrieden sein“, betont er mit Blick auf den Umbruch bei seinem neuen Team vor der Saison. „Wir haben allerdings auch einiges liegen gelassen“, fügt er hinzu – dann doch wieder mit dem Blick nach oben in der Tabelle: an die Spitze.

Aber er freue sich in seiner Bilanz nach rund einem Viertel der Saison viel mehr, dass sein Team in den letzten Wochen „eine richtig gute Entwicklung genommen hat“ – sowohl fußballerisch, als auch von der Mentalität her. „Der Start war nicht einfach“, sagt der nach der langen Mattes-Ära noch recht Neue und Junge an der Seitenlinie, der demnächst seinen 38. Geburtstag feiern wird. Da war die deutliche 4:1-Auftaktniederlage in Cham oder auch das Spiel beim FC Ingolstadt II, in dem sein Team nach einer 2:0-Pausenführung in der zweiten Hälfte noch mit 5:2 unterging. Da war das Pokal-Aus in Manching. Da waren die späten Tore zum Ausgleich gegen Hankofen-Hailing , die die noch recht unerfahrene Mannschaft – das Durchschnittsalter liegt bei unter 23 Jahren – nach hochverdienter 2:0-Führung ebenso unnötig in den Schlussminuten verspielt hat wie die 2:1-Führung beim SSV Jahn Regensburg II – Dinge, die einem Spitzenteam nicht passieren sollten.

Aber auch hier sieht Rühl nicht erst seit dem 2:0-Erfolg in Würzburg und dem 3:0-Heimsieg gegen Neudrossenfeld zuletzt eine Entwicklung. „Wir sind wesentlich stabiler geworden“, freut sich der Trainer, dem Weggefährten eine große Leidenschaft für den Fußball bescheinigen. Die Zahlen geben ihm Recht: Nach zehn Gegentoren in den ersten drei Saisonspielen waren es in den letzten sechs Partien nur noch vier Treffer, die sein Team kassiert hat. Das Offensivpressing, das er meist spielen lässt, funktioniere immer besser, die Abwehr stehe dennoch gut. Und so wird Rühl auch in Eltersdorf seine Mannschaft mutig nach vorne spielen lassen – auch wenn der Gegner selbst insgesamt erst sechs Gegentreffer kassiert hat. Ob auch der „heimliche Tabellenführer“ das Spitzenspiel offensiv angehen wird, da ist sich Rühl nicht so sicher. „Eltersdorf hat mit Bernd Eigner einen Toptrainer“, sagt er. „Sie spielen aber eher Ergebnisfußball und haben ihre Spiele meist knapp gewonnen.“

Auf jeden Fall erwartet der Trainer der Grün-weißen ein intensives Spiel, in dem er zudem auf einige Akteure verzichten muss. Die Zwillinge Elias und Yannis Herger fallen aus, Ferat Nitaj ist weiter angeschlagen, und bei Jonas Halbmeyer wird es aus beruflichen Gründen knapp. Dafür stehe Johannis Zimmermann wieder zur Verfügung.

Aber auch das mache sein Team stark, sagt Rühl: die Breite und Variabilität im Kader. „Alle hängen sich rein und entwickeln sich weiter“, sagt er. Besonders im Sturm sei man daher auch für die Gegner schwer auszurechnen. Mit Lucas Schraufstetter als „Box-to-Box-Spieler“, der immer wieder aus der Tiefe gefährlich in offene Räume hineinstößt und so bereits sechs Saisontore erzielt hat, hat man einen unerwarteten Torjäger in den eigenen Reihen. Die restlichen Treffer aber verteilen sich auf vielen Schultern wie Pascal Schittler, Nik Leipold, Leo Eberle oder Timo Meixner – immer wieder bedient von variabel nach vorne spielenden Außen wie dem zuletzt wiedererstarkten Florian Lamprecht. Mit dieser Variabilität will Dominic Rühl mit seinem Team heute Abend auch den „heimlichen Tabellenführer“ bezwingen – Spitzenspiel hin oder her.

EK