Bayernliga Nord
VfB Eichstätt trifft in Kornburg auf Ex-Spieler Marcel Schelle - „Ich wäre gerne im Profifußball geblieben“

09.11.2023 | Stand 09.11.2023, 16:12 Uhr

Bislang wurden Timo Meixner (vorne) und der VfB Eichstätt häufig ihrer Favoritenrolle gerecht, wenn es gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel ging. Fotos: Traub, imago images

Marcel Schelle war in der Saison 2018/19 beim Gewinn der Bayerischen Amateurmeisterschaft als Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld einer der prägenden Akteure des VfB Eichstätt. Am Freitagabend (19 Uhr) trifft der 26-jährige Edeltechniker mit seinem neuen Verein TSV Kornburg am 21. Spieltag der Bayernliga Nord auf die Domstädter (siehe unten). Wir haben uns mit ihm über das Ende seiner Profikarriere, die Ausbildung zum Physiotherapeuten und Vertragsangebote aus Luxemburg, der Schweiz oder Portugal unterhalten.

Herr Schelle, war Ihre Station in Eichstätt die schönste, weil erfolgreichste Zeit?
Marcel Schelle: Definitiv war es eine tolle und unvergessliche Saison. Deshalb war ich Anfang 2020 auch nochmal zurückgekehrt, da hat uns dann allerdings Corona ausgebremst. Bei meinem ersten Engagement kam ich nach einer schweren Operation vom SV Seligenporten zum VfB. Mit Markus Mattes hatte ich einen super Trainer, der mir die Möglichkeit gegeben hat, als Stammspieler performen zu dürfen. Wir konnten mit einer echt coolen Truppe einen herausragenden Erfolg feiern.

Mit wem stehen Sie noch in Verbindung?
Schelle: Vom damaligen Kader sind gar nicht mehr so viele da, wenn ich jetzt spontan an Julian Kügel, Atdhedon Lushi oder Markus Steinhöfer denke. In Kontakt bin ich nur noch gelegentlich mit Jonas Fries. Aber klar, ich freue mich auf jeden Einzelnen, den ich am Freitag nach langer Zeit mal wieder sehe – wie zum Beispiel Torwarttrainer Norbert Scheuerer.

Sie laufen seit Anfang September für den Ligakonkurrenten TSV Kornburg auf. War Eichstätt bei der Rückkehr nach Deutschland keine Option?
Schelle: (lacht) Lustigerweise hatte ich mich darüber auch mit Jonas Fries ausgetauscht. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt noch guter Dinge, meine Laufbahn als Profifußballer trotz eines Knorpel- und Meniskusschadens fortsetzen zu können. Die gesundheitliche Situation hat sich dann aber leider ganz anders entwickelt als erhofft. Das Knie macht die Belastung für einen Leistungssport nicht mehr mit. Deshalb habe ich eine Ausbildung zum Physiotherapeuten begonnen und da würde die Pendelei nach Eichstätt auf Dauer viel zu zeitintensiv sein.

Nach Ihrer Leseart wird in der Bayernliga also kein Leistungssport betrieben?
Schelle: Doch, schon. Die Bayernliga ist körperlich auch fordernd, aber das Tempo, die Belastung und die Intensität sind dann doch nochmal ein Anderes. Außerdem kann ich das Pensum durch weniger Trainingseinheiten besser steuern, was mir gerade vor Spielen sehr entgegenkommt. Ich fühle mich grundsätzlich fit, es ist aber nicht alles top.

Sie hatten für den SV Horn bis zu Ihrer schweren Verletzung in der 2. österreichischen Bundesliga 44 Punktspiele bestritten und wurden in der Saison 2022/23 sogar Herbstmeister.
Schelle: Der Wechsel ins Nachbarland war die absolut richtige Entscheidung. Ich habe mich in der Nähe von Wien super wohlgefühlt. Kurioserweise hatte mich mit Rolf Landerl genau der Trainer geholt, der mich beim VfB Lübeck trainierte. Wir sind Meister der Regionalliga Nord geworden und in die 3. Liga aufgestiegen, allerdings war ich persönlich mit meinen Einsatzzeiten nicht ganz zufrieden – und bin dann über Eichstätt und Aschaffenburg in Österreich gelandet.

Mit der Ausbildung zum Physiotherapeuten haben Sie nun beruflich ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Schelle: Ich wäre wirklich sehr gerne im Profifußball geblieben. Es gab zuletzt Bestrebungen für einen Vertrag unter anderem in der 1. Liga in Luxemburg, Portugal oder Belgien jeweils in der 2. Liga, aber auch lose Kontakte zu österreichischen Bundesligisten. Mit der Verletzung hat sich das alles zerschlagen. Durch die Ausbildung bleibe ich dem Fußball jedoch im weitesten Sinne verbunden. Ich werde zukünftig vieles aus einer anderen Perspektive erleben – und wer weiß, vielleicht kann ich diesen Beruf irgendwann bei einem Verein auf professioneller Ebene ausüben.

Sie haben Ihre Tore stets mit einem sehenswerten Flickflack-Salto gefeiert. Auch am Freitag gegen den Ex-Verein?
Schelle: Natürlich würde ich mich über ein persönliches Erfolgserlebnis sehr freuen. Die akrobatische Darbietung wird es aber auf Grund meiner Kniebeschwerden nicht mehr gegeben. Dem VfB Eichstätt wünsche ich – logischerweise abgesehen von der Partie gegen uns – ganz viele Punkte für den Regionalliga-Aufstieg. Denn dort gehört der Verein meiner Meinung nach auch hin.

Das Gespräch führte Norbert Dengler.



Vorfreude auf Flutlichtspiel

Freitagabend, 19 Uhr, Flutlichtspiel: „Solche Spiele haben immer ihren gewissen Reiz“, sagt Trainer Dominic Rühl vor dem Auswärtsspiel seines VfB Eichstätt beim TSV Kornburg. „Außerdem haben wir dann alle am Samstag und Sonntag frei und können die zwei Tage mal richtig – auch ohne Fußball – genießen“, führt der VfB-Coach einen weiteren Vorteil des Freitagabend-Termins aus.

Beim TSV Kornburg, der mit Rang 14 einen Platz im hinteren Tabellendrittel einnimmt, stehen mit Marcel Schelle und Andreas Schuster zwei ehemalige Eichstätter Spieler unter Vertrag. „Zudem haben sie mit Danilo Dittrich einen Akteur, der für die SpVgg Unterhaching als Profi schon in der 3. Liga gespielt hat“, verweist Rühl auf die vorhandene Qualität beim Gegner und betont: „Kornburg ist alles andere als eine Laufkundschaft. Losgelöst von der Tabellensituation sind das die Spiele, die wir siegreich gestalten wollen, um vorne dabei zu bleiben. Dazu gehört aber vor allem, dass wir sie mit der nötigen Ernsthaftigkeit und Intensität angehen.“ Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt, dass sich der VfB Eichstätt in solchen Duellen bisher schadlos hielt – während beispielsweise der SC Eltersdorf beim 1:2 gegen SV Fortuna Regensburg patzte und seinerzeit die Tabellenführung einbüßte.

Im Vergleich zu den Vorwochen hat Rühl personell wieder mehr Möglichkeiten. Elias Herger und Ferat Nitaj sind ebenfalls zurück wie Johannes Mayer nach seiner Rotsperre. Pascal Schittler und Jonas Halbmeyer konnten Anfang der Woche krankheitsbedingt nicht mittrainieren, sollen für die Partie aber zur Verfügung stehen.

dno