Regionalliga Bayern
Ein Ordner als Glücksbringer?

Werner Schaller hat in dieser Funktion noch keine Heimniederlage des VfB Eichstätt live vor Ort miterlebt

21.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:35 Uhr

Schlechtes Omen? Das Heimspiel gegen den TSV Rain am Lech am Dienstagabend wird Eichstätts Ordner Werner Schaller aufgrund seiner Trainertätigkeit beim SC Irgertsheim verpassen. Foto: Traub

Eichstätt – Werner Schaller ist Gastronom, Fußballtrainer des SC Irgertsheim und Ordner beim Regionalligisten VfB Eichstätt. In letztgenannter Funktion scheint er auch eine Art Glücksbringer zu sein – sofern er anwesend ist. Denn der 63-Jährige hat beim Ausüben dieses Ehrenamtes noch nie eine Heimniederlage live vor Ort miterleben müssen.

Herr Schaller, die wichtigste Frage vorneweg: Sind Sie am Dienstag beim Heimspiel gegen den TSV Rain am Lech im Liqui-Moly-Stadion?
Werner Schaller: Leider kann ich bei den nächsten drei Heimspielen nur einmal anwesend sein, weil ich entweder selbst Training habe oder auf dem Eichstätter Volksfest arbeiten muss. Ich bin aber überzeugt, dass die VfB-Jungs den TSV Rain am Lech besiegen werden – und das müssen sie auch, wenn sie sich von der hinteren Tabellenhälfte etwas absetzen wollen. Am Freitag gegen die SpVgg Ansbach bin ich dann wieder da.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als die Club-Amateure im letzten Heimspiel kurz vor der Pause das 2:0 gemacht haben?
Schaller: Ich habe mir in der Halbzeit ein Getränk geholt und zum Fotografen Johannes Traub gesagt, dass es das jetzt mit meinem Nimbus der Unbesiegbarkeit gewesen ist. Denn nach dieser ersten Halbzeit war – auch mit meiner Erfahrung aus über 30-jähriger Trainertätigkeit – an eine so furiose Aufholjagd überhaupt nicht zu denken. Er hat aber nur gemeint, ich solle abwarten.

So war es dann auch.
Schaller: Trainer Markus Mattes kam nach nur zwei Minuten schon wieder aus der Kabine. Seine Ansprache war kurz, dafür aber wohl recht knackig. Die Mannschaft hat auf dem Platz jedenfalls die richtige Reaktion gezeigt und manche Spieler haben mich danach auch angesprochen, weil sie um meine „Ungeschlagen-Serie“ wissen. Zu den bislang nur vier Unentschieden kam also ein weiterer Sieg in meiner persönlichen Statistik hinzu.

Fußballer haben die verschiedensten Rituale. Sind Sie abergläubisch?
Schaller: Sehr. Ich ziehe, wenn ich zum VfB gehe, seit Jahren immer die gleichen Klamotten an: T-Shirt, Hose, Schuhe und Socken – nur die Unterhose wird gewechselt (lacht). Ist das Wetter schlecht, dann trage ich die kurze Hose einfach drunter. Mit Irgertsheim haben wir 19 Spiele in Folge nicht verloren. Und ob Sie es glauben oder nicht: Auch während dieser Serie hatte ich immer die gleiche Kleidung an.

Im Falle einer Niederlage: Muss sich der VfB dann einen neuen Ordner suchen oder müssen Sie sich neu einkleiden?
Schaller: Dann müsste ich mir auf jeden Fall was überlegen. Da bin ich schon sehr eigen. Bei mir steht auch die Bierbank immer an der gleichen Position der Werbebande. Hat sie jemand verrutscht, dann schiebe ich sie wieder auf ihren angestammten Platz zurück.

Sie waren viele Jahre ganz eng mit der DJK Eichstätt verbunden. Wie lässt man sich trotzdem für ein Engagement beim Lokalrivalen überzeugen?
Schaller: Obwohl ich 15 Jahre die DJK trainiert hatte, war ich einer von denen, die gesagt haben, dass man nicht immer zwischen DJK und VfB trennen soll, sondern dass es ein Eichstätt gibt. Letztendlich hat mich Sepp Schiebel, Chef-Ordner des VfB Eichstätt und ein langjähriger sowie guter Freund von mir, vor drei Jahren einfach angesprochen und ich habe zugesagt. Seitdem bin ich – wenn es mir zeitlich möglich ist – als Ordner im Einsatz.

Beschreiben Sie Ihr Aufgabengebiet.
Schaller: Ich treffe bei den Heimspielen rund eine Stunde vor Spielbeginn ein und bin dann immer vor der Fangruppierung der Gäste angesiedelt. Wichtig ist, dass man zu den mitgereisten Zuschauern gleich am Anfang ein gutes Verhältnis aufbaut und vernünftig mit ihnen redet. Bis jetzt habe ich – auch bei den sogenannten Hochrisikosicherheitsspielen – noch keine Handgreiflichkeiten miterlebt.

Das Gespräch führte Norbert Dengler.