Frauenfußball
Eichstätter Talent rückt zur U21 von Carl Zeiss Jena auf

16-jährige Fußballerin Serena Horak nach einem Jahr in Thüringen künftig in der Frauen Regionalliga Nordost aktiv

13.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:18 Uhr

Mit ihrem ersten Jahr in Jena ist Serena Horak (l.) sehr zufrieden. In der nächsten Saison will sie als jüngste Spielerin im Kader bei der U21 der Carl-Zeiss-Frauen den nächsten Schritt gehen. Foto: Horak

Eichstätt/Jena – Vor einem Jahr wechselte Serena Horak von den U15-Junioren des VfB Eichstätt in die Mädchen-Nachwuchsschmiede des FC Carl Zeiss Jena. Als 16-Jährige wird sie dort in der Saison 2022/23 bereits für die U21-Frauen in der Regionalliga Nordost spielen. Wir haben uns mit dem Fußball-Talent aus der Domstadt unterhalten.

Frau Horak, leben Sie mit der Kombination von Fußball auf hohem Niveau und der schulischen Ausbildung auf einem Sportgymnasium weiter Ihren Traum?
Serena Horak: Der Schritt war genau der richtige, denn ich habe mich sowohl fußballerisch als auch persönlich sehr stark weiterentwickelt. Da ich mich nur an die Schul-, Trainings- und Essenszeiten halten muss, habe ich sogar mehr Freizeit als gedacht. Was den Fußball betrifft, bin ich mit dem ersten Jahr sehr zufrieden. Auch in der Schule gibt es bei einem Notendurchschnitt von 1,2 keine Probleme. Kurz gesagt: Ich fühle mich in Jena sehr wohl.

Wegen einer Verletzung an der Leiste gestaltete sich aber zumindest der Anfang schwierig.
Horak: Leider hatte ich mich bereits in der zweiten Woche verletzt und war für die ersten drei Partien nicht einsatzfähig. Ansonsten habe ich mich aber gut und schnell eingewöhnt – auch wenn ich eher der schüchterne Typ bin. Wenn man aber in ein Internat kommt, bleibt einem nichts anderes übrig, als sich einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Inzwischen bin ich mit den Mädels vom Nachwuchsleistungszentrum sehr gut befreundet.

Wie kommen Sie mit dem Dialekt zu Recht?
Horak (lacht): Den Trainer habe ich in den ersten zwei Wochen fast gar nicht verstanden. Umgekehrt war es anscheinend aber genauso.

Sie haben in der abgelaufenen Saison in der B-Juniorinnen-Bundesliga Nord/Nordost 17 von 26 Spielen bestritten. Welches Resümee ziehen Sie?
Horak: Die neun Partien habe ich verletzungsbedingt verpasst. Ansonsten bin ich mit den Einsatzzeiten und meiner Leistung mehr als zufrieden. Denn ich habe das erreicht, was ich wollte: Ich wollte wichtig für die Mannschaft sein. Bis auf mein Debüt bin ich auch immer in der Startelf gewesen – und das sogar, obwohl ich mir im Februar das Schlüsselbein gebrochen hatte, operiert werden musste und sieben Wochen ausfiel. Nur drei Tage nach der verletzungsbedingten Pause stand ich jedoch schon wieder direkt in der Startelf. Mehr Anerkennung gibt es nicht.

Das liegt wohl auch an Ihrer Vielseitigkeit.
Horak: Ich habe zu Beginn Innenverteidigerin und auf der Position des Sechsers gespielt. Aber die meisten Spiele habe ich als Außenverteidigerin bestritten. Meine Trainer haben gemeint, dass ich unverzichtbar und die beste Außenverteidigerin in der Mannschaft bin.

Erklären Sie uns den größten Unterschied zwischen Jungen- und Mädchenfußball.
Horak: Es ist schwierig, mit der Kreisliga der Junioren und der Bundesliga der Juniorinnen zwei vollkommen verschiedene Ligen zu vergleichen. Aber im Grunde genommen ist alles anders. Körperlich kam es mir bei den Mädchen sogar einiges ruppiger vor. Technisch ist es dort natürlich eine ganz andere Klasse. Auch ist das Spiel bei den Mädchen deutlich taktischer und schneller. Die vergangene Saison war für mich deshalb eine große Herausforderung.

Das wird auch die neue Spielzeit werden.
Horak: Das stimmt, auch das wird noch einmal eine gewaltige Umstellung. Ich rücke nämlich zu den U21-Frauen hoch. Die erste Vorbereitungsphase hat bereits begonnen. Und wie ich festgestellt habe, bin ich die mit Abstand jüngste Spielerin. Auch bin ich jetzt eine der Kleinsten und Schmächtigsten. Aber ich gehe zuversichtlich an diese Aufgabe heran.

Von den Fahrstrecken wird sich nicht viel ändern. Schließlich sind Sie mit den Juniorinnen schon durch halb Deutschland gereist.
Horak: ...was eine coole Sache war und sehr professionell abgelaufen ist. Zu den meisten Auswärtsspielen sind wir – dank einer Schulbefreiung – bereits einen Tag vorher mit dem Mannschaftsbus angereist und haben entweder im Hotel oder einer Jugendherberge übernachtet. Nach Kiel zum Beispiel waren wir insgesamt über 1000 Kilometer unterwegs und haben neun Stunden im Bus verbracht. Am Spieltag galt die volle Konzentration den drei Punkten, damit sich die weite und anstrengende Fahrt auch gelohnt hat. Mit Platz 8 und dem Klassenerhalt haben wir das Saisonziel erreicht.

Sie sind als 15-Jährige von zu Hause fortgegangen. Wen oder was haben Sie am meisten vermisst?
Horak: Ich hätte nicht gedacht, dass ich meine beiden Brüder so sehr vermissen würde. Das kam unerwartet, weil zuhause in Eichstätt haben wir irgendwie nebeneinander hergelebt. In Jena hat mir ihre Abwesenheit dann anfangs schon ein Gefühl von Einsamkeit gegeben. Das hat sich aber mit der Zeit gelegt. Ganz oben auf der ‚Vermissten-Liste‘ steht weiterhin meine Familie, zu der ich auch den Hund Kira zähle, sowie meine beste Freundin und Nachbarin Mira.

Wie haben Sie den Kontakt zu ihren Bezugspersonen aufrechterhalten?
Horak: Soweit es der Spielplan erlaubt hat, bin ich an den Wochenenden in Eichstätt gewesen. Wenn zum Beispiel Mama und Papa bei Heimspielen zugeschaut haben, bin ich direkt mit ihnen zurückgefahren. Am nächsten Tag ging es mit dem Zug aber auch schon wieder nach Jena. Was mich ein bisschen traurig macht, ist, dass mich keiner meiner Freunde besucht hat, obwohl sie es versprochen hatten.

Erlauben Sie noch eine letzte Frage: Wie kommt man als Bayerin dazu, für die thüringische Landesauswahl nominiert zu werden?
Horak: Durch gute Leistung im Verein. Bis jetzt war ich einmal bei einem Ländervergleich mit anderen Verbänden dabei. Das war aber leider genau zu der Zeit, als ich noch Probleme wegen meiner Leistenverletzung hatte. Deshalb konnte ich nicht voll mitwirken.

Das Gespräch führte Norbert Dengler.