FCI-Frauen im DFB-Pokal
„Wir brauchen natürlich einen Sahnetag“

Alina Mailbeck will mit Ingolstadt übermächtigen FC Bayern „ärgern“ – Über 1000 Fans im Sportpark

11.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:48 Uhr

Konzentrierte Vorbereitung: FCI-Kapitänin Alina Mailbeck (links) und Trainer Miren Catovic nehmen die Underdog-Rolle gegen den aktuellen Vizemeister FC Bayern München natürlich an. Zugleich fordern sie im Pokalspiel aber einen mutigen Auftritt von der Schanzer Elf. Foto: Meyer

Von Norbert Roth

Ingolstadt – An die eigene Chance glauben, sich vor den Zuschauern im Audi-Sport-Stadion und vor dem Fernsehern gut aus der Affäre ziehen – und vielleicht sogar die Sensation schaffen. Die Zweitliga-Fußballerinnen des FC Ingolstadt 04 gehen an diesem Montag (18.30 Uhr, Sky) zwar als klarer Außenseiter in die Zweitrundenbegegnung des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München, tun dies aber in jedem Fall mit einer ordentlichen Portion Optimismus. „Natürlich brauchen wir einen Sahnetag. Aber es ist ein K.o.-Spiel – wer weiß?“, fragt die gut gelaunte FCI-Kapitänin Alina Mailbeck mit einem Grinsen im Gesicht.

Dabei wissen die Ingolstädterinnen natürlich recht genau, wer da am Montag auf sie zukommt. Schließlich haben die Bayern, immerhin schon viermal Deutscher Meister und einmal DFB-Pokalsieger, fast ausschließlich Nationalspielerinnen in ihren Reihen. Bei der erst im vergangenen Monat beendeten Europameisterschaft standen mit Lena Magull, Linda Dallmann, Giulia Gwinn, Sydney Lohmann, Lea Schüller und Klara Bühl gleich sechs davon in der deutschen Auswahl, die am Ende Platz zwei sicherte. Mit der Engländerin Georgia Stanway haben die Bayern gar eine frisch gebackene Europameisterin in ihren Reihen. „Besser geht es glaube ich nicht“, meint FCI-Trainer Miren Catovic zum spektakulären Pokal-Los, „ein echtes Highlight – für die Spielerinnen und das Trainerteam“.

Während es die Bayern gewohnt sind, auf großer Bühne zu spielen, bringt die anstehende Partie für den FCI-Tross einige neue Erlebnisse mit sich. So freut sich Mailbeck, seit 2014 immerhin schon 167-mal für den FC Ingolstadt im Einsatz, auf das erste Frauen-Spiel im Audi-Sportpark. „Ein Sky-Team war schon bei uns zu Besuch, hat Interviews geführt, außerdem habe ich für Montag schon meinen Termin für die Liveschalte bekommen – da sind auch für mich schöne neue Dinge dabei“, erzählt Trainer Catovic, der erst seit Saisonbeginn bei den Schanzerinnen ist.

Dabei war die Vorbereitung auf das Topspiel gar nicht so einfach, schließlich haben die Bayern in der Bundesliga noch kein Pflichtspiel bestritten. „Wir haben uns mit Vorbereitungsspielen geholfen und die Partie gegen Manchester United, den FC Barcelona und Atletico Madrid angeschaut“, erklärt der 33-jährige FCI-Coach. Bei der Frage, was ihm beim Meisterschaftsanwärter besonders aufgefallen ist, grinst der gebürtige Serbe – und gerät fast ein wenig ins Schwärmen: „Die Bayern arbeiten unter Profibedingungen, da ist es fast logisch, dass sie technisch und taktisch auf einem ganz anderen Level sind. Sie versuchen immer zu dominieren, das ist schon überragend.“

Routinier Mailbeck hat derweil gar nichts gegen die Underdog-Rolle – schließlich kennt sie sich damit aus. In der Vergangenheit hat sie mit dem FCI im DFB-Pokal schon zweimal achtbare Ergebnisse gegen Bundesligisten erreicht: 2019/20 gab es ein 0:2 gegen den SC Sand, ein Jahr später ein 2:4 gegen die TSG Hoffenheim. „Wichtig in solchen Spielen ist, dass wir die Zweikämpfe wirklich zu hundert Prozent annehmen und auch die Bayern möglichst früh stören, damit sie nicht in ihr gewohntes Spieltempo kommen“, rät die 25-Jährige und hat gleich noch einen wichtigen Ratschlag für ihre Teamkolleginnen. „Natürlich brauchen wir auch eine gewisse Frustrationstoleranz und müssen uns damit abfinden, dass wir deutlich weniger Ballbesitz haben werden. Und wenn wir dann an den Ball kommen, dürfen wir keinesfalls gleich vor Ehrfurcht erstarren. Wir haben auf jeden Fall die Qualität, um sie zu ärgern.“

Auch Trainer Catovic, der bis auf die Langzeitverletzten (Ricarda Kießling, Ivana Slipcevic, Katharina Krist, Larissa Galvez-Estrada und Andrea Heigl) ebenso wie sein Gegenüber Alexander Straus (46) personell aus dem Vollen schöpfen kann, will einen mutigen Auftritt seiner Spielerinnen forcieren. „Wir versuchen das im Trainerteam vorzuleben, dass wir in einem solchen Spiel sicher keine Angst zu haben brauchen. Wovor denn? Allein dadurch, dass wir im Audi-Sportpark spielen, vermutlich klar über 1000 Zuschauer haben werden und auch noch im TV zu sehen sind, haben wir schon gewonnen“, stellt er klar. Er fordert gerade bei der Defensivarbeit „Disziplin und Cleverness“ und denkt in erster Linie gar nicht ans eigene Weiterkommen. „Wir wollen die Bayern ärgern, es ihnen schwer machen. Wenn wir es gegen diese Klasse-Mannschaft schaffen, dass sie sich in Ingolstadt richtig Mühe geben müssen, um weiterzukommen, ist es für uns ein gelungener Termin – und wir haben in der Stadt und der Region gute Werbung für den Frauen-Fußball gemacht.“

DK