Fußball-Hallenrunde
FC Fatih behält die Nerven

Ingolstädter Bezirksligist gewinnt oberbayerische Hallen-Meisterschaft durch 1:0-Finalsieg gegen Favorit Penzberg

15.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:26 Uhr

Siegertänzchen vor den Fans: Die Fatih-Spieler (von links) Akif Abasikeles, Baris Soysal, Alen Patak, Dardan Berisha, Thomas Schreiner und Marco Ernhofer feiern in Manching den Gewinn der oberbayerischen Hallenmeisterschaft. Foto: Meyer

Von Norbert Roth

Manching – Der Schlusspunkt der oberbayerischen Fußball-Hallenmeisterschaft am Samstag in Manching war ein hochdramatischer: Im Finale vor gut und gerne 600 Zuschauern hatte es zwischen dem FC Fatih Ingolstadt und Turnierfavorit FC Penzberg nach den regulären 14 Spielminuten noch 0:0 gestanden. Erst in der Verlängerung gelang dem Herausforderer 1:52 Minuten vor dem Ende durch Deniz Sari dann der entscheidende Treffer zum umjubelten 1:0-Erfolg der Ingolstädter. Als Turniersieger wird somit erstmals der FC Fatih den Bezirk Oberbayern am 28. Januar bei der bayerischen Meisterschaft in Kronach vertreten.

Noch Minuten später standen FC-Trainer Fatih Topcu die Schweißperlen auf der Stirn, als er versuchte den Überraschungserfolg in Worte zu fassen. „Ich war die letzten sechs Jahre immer dabei, stand mit verschiedenen Mannschaften fünfmal im Finale und sage dennoch: Es ist unglaublich, was unser Team heute geleistet hat. Mit unseren drei Gastspielern, von denen Deniz Sari im Finale auch das entscheidende Tor geschossen hat, haben wir eine tolle Einheit gebildet und genau die richtige Einstellung gezeigt. Es ist ein Highlight für uns, dass wir zur Bayerischen fahren dürfen.“

Von Beginn an hatten die beiden Endspielgegner mit effektiver Defensivordnung agiert und offenbarten so den gegenseitigen Respekt – schließlich kennen sich beide Mannschaften seit Jahren. Penzberg hatte die nahezu komplette Futsal-Bundesligamannschaft mitgebracht und galt als Favorit. Fatih, bei denen brisanterweise mit Maximilian Kalus ein Penzberger als Gastspieler aushalf, spielte indes munter mit. „Beide Mannschaften haben im Finale sehr gut verteidigt. Ich glaube, wir hatten mehr Chancen, hätten auch schon früher führen können, aber der Torwart von Penzberg hat unglaublich gehalten“, meinte Topcu. Mit zunehmender Spieldauer wurde klar, dass der erste Treffer die Weichen zugunsten des Siegers stellen würden. Der gelang Sari dann in der Verlängerung aus kurzer Entfernung. Und da die Penzberger kurz darauf ihre vielleicht beste Chance neben das Ingolstädter Tor setzten, stand der Gesamtsieger fest.

Auf Rang drei landete mit dem MTV Ingolstadt im Übrigen der zweite Vertreter des Donau/Isar-Kreises. Der A-Klassist, der in der Halle auf die Akteure seines Futsal-Regionalligateams vertraut, hatte mit drei 3:1-Siegen in der Vorrunde beeindruckt. Neben den Erfolgen gegen Aubing und Traunreut überzeugte das Team um Keeper und Abteilungsleiter Ivan Covic dabei vor allem gegen das Topteam aus Penzberg. „Wir können sehr zufrieden sein“, erklärte Covic anschließend und nannte das danach anstehende Halbfinale gegen Fatih ein „50:50-Spiel“.

Der Stadtrivale hatte in der Parallelgruppe bewusst gepokert, wie Topcu verriet, und sich nach dem 2:2 gegen Zorneding und dem 2:1 gegen Murnau im letzten Spiel gegen Traunstein „mit Absicht“ mit einem 1:1 zufrieden gegeben. „Wir wollten Penzberg zunächst aus dem Weg gegen“, erklärte der Fatih-Coach.

Im Halbfinale ergab sich dann „ein typisches 0:0-Spiel“, wie Covic meinte. Doch es kam anders, wobei der 49-jährige Torhüter selbst zur tragischen Figur wurde. 2:34 Minuten vor dem Ende ließ er einen Fernschuss von Sari durch die Handschuhe und ermöglichte Fatih so das glückliche 1:0. Der MTV warf nun alles nach vorne, ehe in der Schlussminute ein Rettungsversuch von Ivo Karlovic im eigenen Tor landete. 2:0 für Fatih – die endgültige Entscheidung. „Ein Halbfinale durch zwei so dumme Tore zu verlieren, ist schon sehr bitter“, meinte Covic anschließend. Im zweiten Vorschlussrundenspiel hatte sich Penzberg mit einem 3:1-Sieg gegen Traunstein für das Finale qualifiziert.

DK



WM-Spieler für den MTV

Manching – Noch vor der Pokalübergabe an Turniersieger FC Fatih Ingolstadt wurden in Manching die besten Einzelspieler geehrt. Dabei erhielt Martin Maier vom FC Penzberg die Trophäe als bester Torhüter, zum besten Spieler des Turniers wurde mit Mykola Bilotserkivets derweil ein durchaus spektakulärer Neuzugang des MTV Ingolstadt ausgezeichnet. Der 36-jährige Urkrainer ist aufgrund des Krieges in seiner Heimat vor rund sieben Monaten nach Deutschland geflohen, wohnt inzwischen in Thalmässing und wird in der Rückrunde bei den Lilaweißen das Futsal-Regionalligateam und die A-Klassenmannschaft verstärken, wie MTV-Abteilungsleiter Ivan Covic verriet.

Dabei verfügt Bilotserkivets gerade im Futsal über eine enorme Erfahrung. So gewann der Stürmer mit dem Erstligisten Cherson zweimal die Meisterschaft und spielte zudem in der Champions League. Mit der Nationalmannschaft seines Heimatlandes nahm er überdies 2014 und 2018 an Europameisterschaften teil, 2016 spielte er zudem bei der Weltmeisterschaft in Kolumbien. Noch im Jahr 2022 bestritt Bilotserkivets EM-Qualifikationsspiele für die Ukraine, ehe er mit seiner Frau und den beiden Kindern (elf und drei Jahre alt) nach Deutschland floh. „In der Ukraine zu leben, ist derzeit nicht möglich. Deshalb sind wir nach Deutschland gekommen. Ich lerne die Sprache und würde natürlich auch gerne hier arbeiten“, erzählt er. Aufgrund seiner enormen Erfahrung wäre dabei ein Job als Trainer natürlich naheliegend. „Mal schauen, ich brauche dazu auch die Lizenz“, sagt Bilotserkivets, der sich bereits auf deutsch mit seinen MTV-Teamkollegen verständigt.

nor, Foto: Meyer