Heuer keine Wahl geplant
Pfaffenhofener Volksfestkönigin: Vielleicht die letzte ihrer Art?

Juliane Heindl ist als Pfaffenhofener Volksfestkönigin von 2019 weiter im Amt

31.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:12 Uhr

Ihre Schärpe zeugt von Juliane Heindls langer Amtszeit. „Volksfestkönigin PAF 2019/2020 Stiftlwirt“ ist darauf zu lesen. Da es heuer keine Wahl gibt, bleibt sie weiterhin die royale Spitze des Pfaffenhofener Volksfests. Ob dafür die Schärpe neu bestickt werden soll, da will sie bei der Stadt noch nachfragen. Wann und ob es wieder eine Wahl gibt, ist derweil unklar. Foto: Zinner

Nicht auf den Mund gefallen, von Berufs wegen Bierexpertin, mehr als genug Dirndl im Kleiderschrank: Es bringt vermutlich kaum jemand bessere Voraussetzungen für das Amt einer Volksfestkönigin mit als Juliane Heindl aus Au. Das fanden wohl auch die Pfaffenhofener, die sie 2019 wählten.



Wenig hatte sie seitdem im Amt zu tun, die Pandemie machte vielen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Doch da es heuer in Pfaffenhofen keine Königinnen-Wahl gibt, hat Heindl nun die Chance einer zweiten Amtszeit.

Im September 2019 wollte die damalige Müllerbräu-Auszubildende sich eigentlich nur mit Kollegen die Königinnenwahl auf dem Volksfest anschauen – doch dann trat sie spontan selbst an. Gegen vier andere Kandidatinnen setzte sie sich durch. Als Königin war sie bei der Grünen Woche in Berlin, beim Auftakt des Geisenfelder Volksfestes, eröffnete den Pfaffenhofener Christkindlmarkt und besuchte im Frühjahr 2020 das Starkbierfest in Ismaning. „Eine Woche später war Lockdown.“ Lange war sie dann nur in Sommermonaten immer wieder vereinzelt bei Veranstaltungen der Stadt eingeladen.

„Mit den anderen Königinnen bildet man sofort eine Clique“

Umso mehr begeistert die 23-Jährige sich für eine weitere Amtszeit. Die Termine machten ihr Spaß. „Auf dem Geisenfelder Volksfest wurde man herzlich begrüßt. Mit den anderen Königinnen bildet man sofort eine Clique“, berichtet sie lebhaft. Das Präsentieren bei Veranstaltungen ist sie ohnehin gewohnt. Für die Hopfen-Secco-Manufactur ihrer Mutter steht sie oftmals ganz ohne Amt im Dirndl – deswegen die Sammlung – hinterm Secco-Stand. Zwar geht sie auch gerne mit Freunden in die Kneipe. Aber: „Ich fühl mich hinter der Bar fast wohler, als vor der Bar.“ Etwaige Betrunkene nimmt sie mit Humor. „Am Sonntag habe ich erst wieder einen Heiratsantrag bekommen“, erzählt Heindl lachend.

Momentan hat die Auerin Semesterferien. Nachdem sie ihre Ausbildung zur Brauerin und Mälzerin Anfang vergangenen Jahres abgeschlossen hatte, begann sie im Oktober ein Studium in Brau- und Getränketechnologie an der Fachhochschule Weihenstephan. Heindl ist also durchgehend in einer Männerdomäne unterwegs.

Vor ihrer Ausbildung hatte sie eigentlich ein duales Studium angestrebt, aber dafür keinen Arbeitsplatz in einer nahen Brauerei gefunden. Es seien zwar immer andere Gründe genannt worden, aber sie hatte den Eindruck, die Ablehnung hatte damit zu tun, dass sie eine Frau war. Eine Zusage bekam sie für Bremen, aber das war ihr zu weit weg. Deswegen die Ausbildung. Im Vorstellungsgespräch bei Müllerbräu war Heindl überrascht, da offenbar gleich klar war, dass sie genommen wird. Dort arbeitete sie unter Männern. „Man darf nicht auf den Mund gefallen sein“, bemerkt sie. Doch sie fühlte sich sehr wohl. „Es hat von Anfang an gepasst.“ Zwischen Ausbildung und Studium blieb sie dort als Gesellin.

Sprung in die Selbstständigkeit geplant

Nach dem Studium will sie eine passende Stelle finden und eines Tages wohl die Hopfen-Secco-Manufaktur ihrer Mutter übernehmen, bei der sie mithilft, seit sie 18 Jahre alt ist. Die Firma würde sie wie ihre Mutter erst mal neben ihrer Arbeit führen. „Den Sprung in die Selbstständigkeit muss man sich trauen.“ Tatsächlich habe ihre Mutter vor der Pandemie darüber nachgedacht, doch dann seien sie beide froh gewesen, dass sie es nicht getan hat. „Secco trinkt man beim geselligen Beisammensein“, bemerkt Heindl. Das gab’s im Lockdown nun mal nicht. Man dürfte meinen, für einen geselligen Menschen wie Heindl war es eine recht schwere Zeit. „Ach, ich weiß mit mir schon was anzufangen. Ich habe unser komplettes Haus innen neu gestrichen. Mir wird nicht so schnell langweilig.“

Als Volksfestkönigin freilich hatte sie im Lockdown gar nichts zu tun und sei als solche auch nicht kontaktiert worden. Weshalb sie sich manchmal fast fragte, ob sie noch Königin sei. Seit vergangener Woche nun steht die Erweiterung ihrer Amtszeit fest. Erste Termine ebenso: Bei der Bierprobe zum Pfaffenhofener Volksfest war sie dabei und zur Eröffnung des Geisenfelders darf sie ebenfalls wieder.

Königinnen-Wahl „schwierig zu organisieren“

Grund für die Amtszeitverlängerung ist auch, dass der Wirt des großen Festzelts, Lorenz Stiftl, keine Königinnen-Wahl mehr abhalten will. „Die ist schwierig zu organisieren“, erklärt er. Der Wirt hat für die Wahl früher mit dem Ingolstädter Anzeiger zusammengearbeitet, doch der sei nicht mehr dabei. So fehlten für Organisation und das Abhalten der Wahl die Leute. „Wir schaffen das nicht mehr. Wir sind froh, dass wir das andere schaffen.“ Der Wirt schließt es deshalb für die Zukunft aus, wieder eine Wahl für die Pfaffenhofener Volksfestkönigin auszurichten. Das müsse wenn dann die Stadt übernehmen. Die berate darüber noch, weiß Königin Juliane Heindl zu berichten. „Ich hoffe, dass es wieder Wahlen gibt.“

PK