Pfaffenhofen
Protest-Aktion vor Hipp-Werk: „Sind bereit, auf die Straße zu gehen“

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:52 Uhr

NGG-Verhandlungsführer Mustafa Öz schwört Hipp-Mitarbeiter auf einen möglichen Arbeitskampf ein. Foto: Kraus

Im Tarifstreit der Nährmittelindustrie in Bayern zeichnet sich ein Arbeitskampf ab, sollte die Schlichtungsverhandlung an diesem Dienstag scheitern: Vor dem Hipp-Werk hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) beim Schichtwechsel am Montagnachmittag jedenfalls schon einmal gut 100 Streikwesten an Teile der Belegschaft ausgegeben.



Nachdem die tarifgebundenen Unternehmen der Branche zunächst von Juni bis September monatliche Einmalzahlungen von 150 Euro brutto leisteten, unterbreiteten die Arbeitgeber bei erneuten Tarifverhandlungen Ende Oktober das Angebot einer monatlichen Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 150 Euro netto bis Mai 2023. Im Anschluss sollten dann die Tarifentgelte um 3,25 Prozent steigen. Die Gewerkschaft lehnte dies entschieden ab und erklärte die Verhandlungen für gescheitert. Im nächsten Schritt steht nun die Schlichtung an. „Wir hoffen, dass unser Arbeitgeber dabei zeigt, dass wir ihm wirklich so viel wert sind, wie er immer betont“, sagt mit Bernd Ruckdäschel der Vertreter der Hipp-Belegschaft in der NGG-Tarifkommision. Sollten die Vermittlungsversuche des Schlichters Harald Wanhöfer, Präsident des Landesarbeitsgerichts München, jedoch scheitern, endet die Friedenspflicht: „Dann sind die Belegschaften bereit, auf die Straße zu gehen“, versichert der Verhandlungsführer der NGG, Mustafa Öz. Die Beschäftigten hätten berechtigte Ängste und Sorgen, weshalb die Bereitschaft zu einem Streik groß sei.

Tarifverhandlungen betreffen rund 8000 Beschäftigte

Das zu untermauern, war auch der Sinn der Protestaktion vor dem Hipp-Personaleingang: Zwar lehnten einige Beschäftigte die Streikwesten dankend ab, dennoch schlossen sich etwa 55 Beschäftigte an. Wobei Hipp nur eines von mehreren Unternehmen ist – hinzu kommen beispielsweise auch Bernbacher, Leimer, Wela, Ireks oder Mondelez. Die NGG spricht von rund 8000 betroffenen Beschäftigten in Bayern. „Die Belegschaften geben ein klares Zeichen: Wir brauchen gute und echte Lohnerhöhungen – nicht nur Netto-Einmalzahlungen“, fordert Öz. Vor allem im Lebensmittelbereich seien die Preissteigerungen mit bis zu 23 Prozent überdurchschnittlich – die Rekordgewinne kämen aber nicht bei den Mitarbeitern an. „Die Beschäftigten können sich ihre eigenen Lebensmittel bald nicht mehr leisten.“

Die Arbeitgeber führen hingegen äußerst schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen ins Feld: „In Anbetracht der ökonomischen Gesamtsituation sehen wir dieses Angebot als sehr krisengerecht an“, heißt es seitens des Fachverbands Nährmittel-Industrie, der als Mitglied des Arbeitgeberverbands der Bayrischen Ernährungswirtschaft mit am Verhandlungstisch sitzt, gegenüber seinen Mitgliedsbetrieben.

PK