Rohrbach
Ballerina, Mannequin, Gourmetköchin: Berthi Rieck feiert ihren 70. Geburtstag

21.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:53 Uhr

Ein Leben für den Tanz: Berthi Rieck hat unzähligen Kindern das Tanzen beigebracht. Das Foto zeigt sie als junge Ballettschülerin. Fotos: Rieck

Rohrbach – Sie fegt über das Tanzparkett, sie schwebt über den Laufsteg. Sie steht hinter dem Herd, aber offenbar dreht niemand bei ihr an der Uhr. Kürzlich hat Berthi Rieck ihren 70. Geburtstag gefeiert, doch die Jahre scheinen geradezu spurlos an ihr vorbeigegangen zu sein. Dennoch ist es wohl gerade jetzt an der Zeit, einmal auf ihr im wahrsten Sinne bewegtes Leben zurückzublicken.

Ballerina, Mannequin, Gourmetköchin und noch so vieles mehr – Berthi Rieck hat sich auf vielen Berufsfeldern einen Namen gemacht. Einigen dürfte sie in erster Linie als Inhaberin des Rohrbacher „Studio 91“ bekannt sein, wo sie seit über 30 Jahren Tanz- und Gymnastikkurse gibt. Aber sie kann noch mehr. So hat die 70-Jährige außerdem als Modell für bekannte Modehäuser gearbeitet oder in ihrem Studio zusätzlich einen Wohlfühltempel samt kleinem Bistro eingerichtet. Eines hat sie aber ihr ganzes Leben lang begleitet: die Liebe zum Tanz.

Schon früh das nötige Rüstzeug bekommen

So war es einst der Großvater der gebürtigen Ingolstädterin, der ihr musikalisches Talent erkannt und gefördert hat. „Mein Opa hat mich immer unterstützt“, ist ihm die passionierte Tänzerin heute noch dankbar. Im Alter von gerade einmal drei Jahren durfte Berthi Rieck bereits ihre erste Ballettstunde nehmen. Mit diesem Tag war der Startschuss für ihr Lebenswerk gefallen. Ein knappes Jahr später, nachdem die erste Lehrerin der damals noch so kleinen Tanzmaus nach München gewechselt hatte, wurde sie zehn Jahre lang von ihrer zweiten Lehrerin Christa Weidenhiller unterrichtet. Eine Zeit, die Berthi Rieck bis heute prägt: „Wir haben damals das Rüstzeug für alles bekommen“, erklärt sie. „Also die ganze Palette, die es im Revuetanz gibt: vom klassischen Ballett bis hin zum Stepptanz mit vereinzelten Ausflügen sogar in den orientalischen oder afrikanischen Tanz.“ Nur folgerichtig ist es daher, dass die junge Schülerin ab sofort hauptsächlich mit einem beschäftigt war: Auftritten auf Faschingsbällen, Weihnachtsfeiern und beinahe allem, was man sich nur vorstellen kann. „Aber immer innerhalb eines schönen Rahmens“, sagt sie. Auf irgendwelchen Hinterhöfen oder in heruntergekommenen Spelunken zu tanzen, das kam für sie beziehungsweise ihre Lehrerin Christa Weidenhiller nämlich nie in Frage. „Kinder prägen sich so etwas ein“, begründet Berthi Rieck, warum sie selbst auch immer großen Wert auf ein schönes Ambiente gelegt hat, wenn es darum ging, eine geeignete Bühne für ihre eigenen Ballettschüler zu finden.

Bis es aber so weit sein sollte, musste erst noch etwas Zeit vergehen. Und damit auch ein paar Jahre, in denen die dann Jugendliche das Tanzen kurzfristig ein wenig vernachlässigen musste. Denn irgendwann war es an der Zeit, ins Berufsleben zu starten. Eine Lehre als – wie es damals noch etwas sperrig hieß – „Einzelhandelskauffrau, verkaufsbetont“ – folgte und die heute 70-Jährige arbeitete im elterlichen Unternehmen, einem Lebensmittelgeschäft mit eingegliederter Metzgerei.

Ihren kreativen und künstlerischen Geist hat sich die ausgebildete Einzelhandelskauffrau allerdings behalten. So kam schließlich alles, wie es wahrscheinlich kommen musste. Berthi Rieck entdeckte eine Stellenanzeige des Münchner Pelzhauses im Karlstor, das auf der Suche nach einer Hilfe im Verkauf war, und begann, dort zu arbeiten. „Aber am ersten Tag musste ich schon selbst Mode vorführen“, verrät sie, wie sie fortan begann, ebenfalls als Mannequin tätig zu sein. Bis heute ist sie bereits unzählige Modenschauen für bekannte Auftraggeber wie beispielsweise dem „HSE“ oder „Peter Hahn“ gelaufen.

Erste Ballettkurse im Freizeitzentrum

Im Jahr 1985 fand Berthi Rieck dann aber die Inspiration, die sie ermutigte, ihre eigentliche Passion für den Tanz wieder aufleben zu lassen. Denn als sie im Urlaub in Spanien so beeindruckt war von der Arbeit der dortigen Animateure mit kleinen Kindern, entdeckte sie, „dass man so etwas auch machen kann.“ So ist in der damals 33-Jährigen der Entschluss gereift, sich letzten Endes auch in einen derartigen Beruf zu wagen und sie begann, zunächst im einstigen Rohrbacher Freizeitzentrum „Vitalia“ erste Ballett- und Aerobickurse anzubieten. 1991 unterrichtete die passionierte Ballerina die Kurse schließlich in ihren eigenen Räumlichkeiten in ihrem Zuhause in der Rohrbacher Lindenstraße. Das „Studio 91“ war geboren. Unzählige Kindergruppen hat die heute 70-Jährige seither in die Welt es Tanzes eingeführt, ihnen erste Aufritte, hauptsächlich zur Weihnachts- oder Faschingszeit ermöglicht und ihren Schützlingen somit bis heute die wohl schönsten und aufregendsten Kindheitserinnerungen bereitet.

Komplett aufhören will Berthi Rieck erst mit 80

So hat Berthi Rieck sich jahrelang dem Kinderballett gewidmet, wobei dazu schon bald auch ihre hauseigene Schmankerlstube kommen sollte. „Ich habe mir gedacht, die Leute, die zu mir zum Sport kommen, wollen hinterher vielleicht auch etwas trinken“, erzählt die Tanzlehrerin, weshalb sie ein kleines Bistro in ihr „Studio 91“ eingliederte und dort letztlich sogar ganze Menus für Kommunions- oder Hochzeitgesellschaften kochte.

Bei all diesem Engagement auf den verschiedensten Ebenen ist es aber wohl nur verständlich, dass Berthi Rieck nach etlichen fleißigen Jahren doch ein wenig kürzertreten wollte. „Irgendwann muss man es langsamer angehen lassen“, hat die heute 70-Jährige für sich erkannt.

Komplett sein lassen konnte es die Jubilarin aber bislang noch nicht. Aktuell bietet sie einzelne Kurse für ihre langjährige Kundschaft an und kann sich sogar vorstellen, ihr „Studio 91“ eines Tages doch wieder zu aktivieren. Dann aber in erster Linie als Wellness-Oase. So spielt Berthi Rieck mit dem Gedanken, ihren Gästen dort künftig einen kurzen „Urlaub vom Alltag“ zu ermöglichen – Sauna, Magnetfeld und Aromabäder inklusive. „Aber mit 80 Jahren mach ich nichts mehr“, sagt die Jubilarin. Bis sie aber tatsächlich so alt ist, bleibt jedoch noch etwas Zeit und wer weiß, welche Ideen ihr bis dahin noch in den Kopf kommen. Immerhin hat Berthi Rieck ja schon oft genug bewiesen, wie viele verschiedene Talente in ihr stecken. So oder so, die Leute werden es ihr mit Sicherheit danken.

PK