Pfaffenhofen
Pfaffenhofener Volksfest: Ganz wild aufs Feiern

Alles ausgebucht: Tausende zumeist junge Besucher bringen die Festzelte zum Beben

04.09.2022 | Stand 25.10.2023, 10:19 Uhr

Endlich wieder Volksfest: Schon am frühen Abend war die Stimmung im großen Festzelt außer Rand und Band. Fotos: Herchenbach

Von Albert Herchenbach

Pfaffenhofen – Die Sehnsucht, endlich wieder ausgelassen feiern zu können, muss gewaltig gewesen sein: Am Wochenende tobte in den Festzelten auf dem Pfaffenhofener Volksfestplatz der Bär.



Die Zelte platzten aus allen Nähten, und dass es sie überhaupt in ihren Verankerungen gehalten hat, grenzt fast schon an ein Wunder. Schon um halb acht am Samstagabend hatte in der Weißbierhütte und im großen Festzelt die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht. Die feierseligen Besucher standen auf den Bänken, umschlangen mit dem einen Arm ihren Nebenmann und ließen mit der anderen Hand die Maßkrüge gegeneinander scheppern. Was für eine Stimmung!

Für Festwirt Lorenz Stiftl, der das große Festzelt betreibt, ist das wenig erstaunlich: Vornehmlich junge Leute seien anwesend. „Die waren zwei Jahre eingesperrt, die wollen raus und möchten wieder feiern und Party machen.“ Stiftl steht neben dem Ausschank, die Männer an den Zapfhähnen können gar nicht so schnell die Gläser füllen wie die Bedienungen sie zu den Tischen bringen wollen. „Der Freitagabend“, freut er sich, „war besser besucht als 2019.“

Beim Spitz haben am Samstagabend die Pfahofara Buam die Stimmung schon nach kürzester Zeit auf den Höhepunkt getrieben, die Hütte ist rappelvoll, auch auf der Terrasse gibt’s keinen Sitzplatz mehr, um den Außenausschank drängen sich an die 100 Besucher. Wirtin Julia Spitzenberger ist mehr als zufrieden: „Die Leute sind ganz wild aufs Feiern. Es lief besser als vor drei Jahren, auch auf dem Platz waren abends viel mehr Leute als früher.“ Die Plätze an den Wochenenden seien schon lange ausgebucht gewesen.

Strahlende Augen bei der Eröffnung

Im Traditionszelt der Klosterbrauerei Scheyern freut sich am Sonntagmittag Pater Benedikt Friedrich bei Rehragout mit Knödeln am Gespräch mit Familien. „Das ist doch schön“, sagt er, „auf diese Weise miteinander in Kontakt zu kommen.“ Am Nebentisch sitzt Pfaffenhofens Volksfestreferent Richard Fischer mit seiner Familie. Er ist noch immer ganz begeistert von den strahlenden Augen bei der Eröffnung am Freitagabend. Da sei eine so große Sehnsucht nach Volksfest-Ambiente spürbar gewesen.

Am Samstagnachmittag war noch nicht zu erahnen, dass wenige Stunden später der Volksfestplatz überrannt wird. Der Besuch ist spärlich, was wohl auch an den heraufziehenden dunklen Wolken gelegen hat. Oswald Baumgärtner, dessen Familie seit über 50 Jahren auf dem Pfaffenhofener Volksfest mit einer Schießbunde vertreten ist, weiß aus Erfahrung: „Die Pfaffenhofener kommen – aber erst spät.“ Er ist glücklich. „In den vergangenen zwei Jahren“, erzählt der 70-Jährige schmunzelnd, „hat sich mein Alltag angefühlt, als sei ich schon im Seniorenheim.“ Mit frühem Schlafengehen wird’s jetzt nichts: Um zehn brummt seine Bude.

Viel Spaß für Kinder

Isabella Müller, die in der vierten Generation mit ihrem Vater Manfred die Spielzeugtruhe betreibt, bläst für eine Zweijährige einen Luftballon auf. Die beiden sind mit ihrem Stand in ganz Oberbayern unterwegs, aber Pfaffenhofen mögen sie ganz besonders. „Weil es kleiner und gemütlicher ist“, sagt die 32-Jährige.

Auf dem Kinderkarussell reitet die dreijährige Lili einen zahmen Löwen. Sie ist mit Oma und Uroma hergekommen. „Das ist so schön zu beobachten“, strahlt sie 78-jährige Uroma, „wie viel Spaß die Kleine hier hat.“

Die Perspektive hat sich auch für einen jungen Geisenfelder Vater verändert. An der einen Hand hält er die dreijährige Sophie, mit der anderen schiebt er im Kinderwagen den eineinhalb Jahre alten Moritz. Er hat sich hier mit einem befreundeten Pfaffenhofener Paar getroffen, deren drei Monate alter Sohn Sami im Kinderwagen schläft. Die Eltern sind begeisterte Volksfestbesucher. „Bevor die Kinder kamen“, sagt Papa Thomas, „war ich jeden Abend hier.“ „Bis vier Uhr“, ergänzt Samis Mama, „haben wir durchgemacht.“ Wenn die Zelte geschlossen wurden, sei man rüber zum „Sepp“. Jetzt sieht ihre Freude anders aus: „Wir freuen uns, wenn sich die Kinder freuen“, sagt der junge Vater – zugegebenermaßen nicht ganz ohne Wehmut.

Am Sonntag dann platzte der Volksfestplatz aus allen Nähten. Ob an diesem Wochenende die Marke von 10000 Besuchern geknackt wurde, konnte der Volksfestreferent nicht sagen – viel wird allerdings nicht dran gefehlt haben.

PK