Auf den Spuren der Bernauerin
In Vohburg steht nicht nur das Gefängnis der Baderstochter

Führungen durchs Verließ am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals

08.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:56 Uhr

Eine Statue der Agnes Bernauer zeigt die Baderstochter, die später als Hexe in der Donau ertränkt wurde. Die Figur steht im Burghof in Vohburg. Foto: PK-Archiv

Agnes Bernauer begegnet den Besuchern in Vohburg an vielen Stellen. Eine Straße ist nach ihr benannt, genauso eine Halle, eine Apotheke und vieles mehr. Am Burgtor lässt seit 1996 eine Statue der Künstlerin Antje Tesche-Mentzen die Bernauerin fast zum Leben erwachen. Die Füße der Figur sind von steinernen Wellen der Donau umspült, in deren Wasser Agnes Bernauer ertränkt wurde – inzwischen ranken sich dort Rosen.



Für die Vohburger ist die Bernauerin ein Stück Heimatstolz: 1909 fanden erstmals Agnes-Bernauer-Festspiele statt, anschließend immer wieder zu markanten Vereinsjubiläen – und seit mehr als 20 Jahren nun in einem zweijährigen Turnus. 2001 erzählten die Vohburger der Baderstochter zu Ehren ihr Leben nach. Inzwischen gehören die Aufführungen – zwar mit anderen Bühnenstücken – fest zum Vohburger Kulturleben.

Die Augsburger Baderstocher hatte wohl um 1432 heimlich Herzog Albrecht von Bayern-München geheiratet, drei Jahre lang lebte das Paar offenbar auf der Vohburg, erzählen manche Historiker. Schwiegervater Ernst war mit der Beziehung allerdings nicht einverstanden, brachte Agnes Bernauer 1435 nach Straubing – und ließ sie dort als Hexe ertränken. Die genaue Geschichte zu Agnes Bernauer lässt sich nur schwer beweisen – genauso ist es nicht einwandfrei zu klären, ob das Turmstüberl im nordöstlichen Schalenturm tatsächlich ihr Gefängnis war.

Eben dieses Verließ können Interessierte an diesem Sonntag näher ansehen: Im Zuge des Tags des offenen Denkmals gibt es Führungen. Dazu treffen sich die Teilnehmer ohne Anmeldung um 12 sowie um 15 Uhr direkt vor dem Turmstüberl im zwölf Meter hohen Hungerturm. Ein besonderer Höhepunkt ist dabei die dortige Holzdecke: Sie ist etwa 650 Jahre alt. Ein Relief in der Tür erzählt außerdem die Geschichte der „unglücklichen Agnes Bernauer“, die „von hier aus nach Straubing verbracht worden sei. Dort wurde sie andern Tages zum Tode verurteilt und in die Donau gestürzt“. Das Verließ ist auch unabhängig von diesen Führungen zugänglich: Man tritt durch das Burgtor und wendet sich nach links, eine kleine Mauer entlang und weiter links herum – ein wenig versteckt ist es dann zu finden.

Und auch bevor man die Burg wieder verlässt, sollte man noch einmal innehalten: Direkt über dem Tor sind die ältestens Steinwappen Bayerns zu sehen, die aus dem Jahr 1477 stammen.

clm