Pfaffenhofen
BN zu Kuglhof II: Kampf dem Flächenfraß!

Naturschutz-Ortsverband kritisiert Ausweisung des Gewerbegebiets bei Pfaffenhofen

07.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:57 Uhr

Die Idylle am Kuglhof – hier eine Winteraufnahme von Florian Flammensbeck – könnte bald Vergangenheit sein. Die Hopfengärten sollen einem 40 Hektar großen Gewerbegebiet weichen.

Pfaffenhofen – Fast 40 Hektar groß plant die Stadt Pfaffenhofen das neue Gewerbegebiet Kuglhof II an der Äußeren Moosburger Straße. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) spricht – soweit man das bei einem derartigen Vorhaben sagen kann − von einem naturnahen Gewerbegebiet, in dem naturschutzrechtliche Festsetzungen den Flächenverbrauch kompensieren sollen.

An diesem Donnerstag wird im Bauausschuss über das Projekt diskutiert und wohl der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst. Entwickelt soll das Areal von der Herkules Grund und Boden GmbH werden. Auf den künftigen Gewerbeflächen sollen mehrere Auslagerungen von Firmen realisiert werden, die im Stadtkern angesiedelt sind – etwa die Baufirmen Schelle und Uhsler, der Kreisbauhof, die Post und Müllerbräu. Auch Daiichi Sankyo will sich Flächen für eine Erweiterung sichern – und innovative Firmen sollen neu angesiedelt werden .

Angesichts der Größe des Vorhabens rechnet Herker mit Gegenwind. Und der ließ – in Form einer Pressemitteilung von Christine Janicher-Buska, der Ortsvorsitzenden des Bund Naturschutz Pfaffenhofen, nicht lange auf sich warten. „Aktuell wird das Problem Flächenfraß von der Politik nicht konsequent angegangen, was aber dringend nötig wäre“, führt sie in die Thematik ein. „Jetzt also wieder ein neues, gigantisches Gewerbegebiet Kuglhof II mit viel Verkehr und Flächenversiegelung. Wir sprachen mal von fünf Hektar pro Tag für ganz Bayern – und liegen immer noch bei elf Hektar. Der stärkste Klimakiller ist der Flächenverbrauch. Auch der Artenschwund ist überwiegend darauf zurückzuführen“, teilt sie mit. Da nütze es auch nichts, den Landwirten den schwarzen Peter zuzuschieben und Hopfen- und Maisfelder als wertlose Böden zu deklarieren, die zu viel gespritzt und gedüngt würden. Man könnte mit der städtischen Bodenallianz bei einem Projekt umdenken und die Ackerböden bei Bedarf reaktiveren – was mit versiegelten Flächen nicht mehr möglich sei. Die Landwirte monierten immer wieder den Druck auf Ackerland. „Wenn man es aber gewinnbringend verkaufen kann, steht man dafür bereit“, so Janicher-Buska. Auf diese Weise entstünden immer mehr Gewerbegebiete, damit einhergehend Wohngebiete mit neuen Straßen und noch mehr Verkehr. Im Landkreis herrsche faktisch Vollbeschäftigung. Trotzdem würden großflächige Gewerbegebiete ausgewiesen, obwohl die vorhandenen zum Teil noch ausreichende Kapazitäten hätten. „Investoren und die Politiker sollten sich einsetzen, diese Flächen für die heimischen Gewerbetreibenden zu bekommen.“ Auch wenn dabei die Kassen nicht so klingeln würden als beim Vermarkten von günstigem Ackerland.

Die Ausgleichsfläche für Kuglhof II liegt nicht auf Pfaffenhofener Flur, sondern in einer Nachbargemeinde. „Geht es schon los mit dem Ökokonto-Tourismus“, wettert Janicher-Buska. Der Ausläufer des Schindelhauser Forsts werde durch die Verlegung der Umgehungsstraße zudem zerschnitten. „Was wegen dem Wald nicht hinnehmbar ist“, wie sie sagt. Hier werde nicht auf Fauna und Flora geachtet. „Es winkt dafür viel Geld für die Investoren und die Stadt.“

„Wo soll das enden“, fragt die BN-Ortsvorsitzende. „Immer weiter, höher und schneller? Immer mehr Geld einnehmen und ausgeben, um den Konsum anzuheizen?“ Im Gegenteil: Sparen und bescheiden Wirtschaften sei gefragt. Die Stadt leiste sich für viel Geld einen Nachhaltigkeitsbeirat, eine Bodenallianz und eine Biodiversitätsgruppe. Die jungen Leute von Fridays for Future gingen für den Klimaschutz auf die Straße. „Und was geschieht, wenn viel Geld winkt? Alle fallen um!“

Der BN habe sich auf die Fahnen geschrieben, gegen Flächenfraß vorzugehen. „Wir entscheiden heute über die Versorgungssicherheit von unseren Kindern und Enkeln“, sagt Janicher-Buska. „Wir lagern jetzt schon unsere Futtermittelproduktion auf ärmere Kontinente aus – und dort wird deshalb gehungert. Wozu Abhängigkeit führt, sehen und erleben wir ja momentan schmerzhaft.“

PK