Schrobenhausen
Warum das Landkreis-Wappen genauso aussieht, wie es aussieht

Die Schrobenhausenerin Marlies Bauer weiß es

24.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:28 Uhr

Marlies Bauer saß in den Zeiten der Landkreisgebietsreform im Kreistag und war aktiv in die Ausgestaltung des Landkreiswappens integriert. Fotos: Petry

Von Mathias Petry

Schrobenhausen – Es gab früher in Zeitschriften dieses beliebte Spiel – Original und Fälschung. Da musste man die Unterschiede auf zwei Bildern suchen. Hier also haben wir zweimal das Neuburg-Schrobenhausener Landkreiswappen. Und? Welches ist das Richtige? Und warum sieht es so aus, wie es aussieht? Wahrscheinlich niemand kennt die Lösung besser als Marlies Bauer, denn sie war damals dabei, als das Landkreiswappen geboren wurde.

Im Zuge der Landkreisreform war das. Nachdem man sich darauf verständigt hatte, dass Schrobenhausen nicht zu Aichach kommt, sondern zu Neuburg, weil der Schrobenhausener Landrat Walter Asam so sein Amt behalten konnte.

Nach vielen, vielen Vorbesprechungen kam es dann zur entscheidenden Beratung wegen des Namens und des Wappens, erinnert sich Marlies Bauer, die damals Anfang 40 war. Eine junge Frau in der Männerwelt der Kommunalpolitik. Manche nannten sie „das Mädchen“. Im Zuge dieser Gespräche damals sollten die wichtigen Herren das Mädchen allerdings kennenlernen.

„Es gab damals zwei Fraktionen, aber nicht CSU und SPD, sondern uns Schrobenhausener und die Neuburger“, erzählt Marlies Bauer. Bei der Frage, wie der neue Landkreis denn nun heißen soll, wollten die Schrobenhausener, dass ihr Name nicht untergeht. „Und die Neuburger sagten: Das geht ja gleich gar nicht, denn es muss nicht nur ,Neuburg‘ allein heißen, sondern ,Neuburg an der Donau‘!“. Das war die Ausgangssituation.

„Nun hat es sich ergeben, dass ich zwar stellvertretende Fraktionssprecherin war, und alle, die normalerweise vorndran standen, waren ausgerechnet bei dieser Diskussion nicht da“, erzählt Marlies Bauer amüsiert lächelnd weiter. „,Das Mädchen‘ wurde ja immer nur gewählt in der Hoffnung, dass es nicht zum Zug kommt“, bringt sie die Situation auf den Punkt. „Und nun war ich plötzlich dran.“

Marlies Bauer hatte sich gut vorbereitet. Sie hatte sich ein paar Argumente überlegt und sie handschriftlich notiert. Einer ihrer Söhne sagte dann, das gehe so ja gar nicht, und tippte den Text dann dreimal ab, für mich und für die Presse. „Kopierer hatten wir da ja noch nicht.“

Und noch etwas war im Vorfeld passiert: „Wir Schrobenhausener haben ja damals sehr gute Beziehungen zu den Gemeinden rundherum gehabt und zu den Bürgermeistern. Und die haben wir auch schnell mit den Gemeinden im Neuburger Raum geschaffen“, berichtet sie. Die Neuburger selbst hatten das versäumt, und so gab es schnell eine breite Mehrheit, die auf der Seite der Schrobenhausener stand.

„Wir waren uns dann sehr einig, dass es nicht ,Landkreis Neuburg an der Donau‘ heißen soll“, erinnert sich Marlies Bauer. Und dann sagt sie einen dieser Sätze, den sie damals aufgeschrieben und im Kreistag gesagt hatte: „... weil es gibt nur ein Neuburg bei Schrobenhausen“. Gegen so viel Selbstbewusstsein waren die Männer damals machtlos. Und die Neuburger gegen eine Kleinstadt, die so klug war, sich mit ihren Umlandgemeinden zu verbünden.

Dann ging es ums Landkreiswappen. „Da hatten wir also den Neuburger Löwen und den Schrobenhausener Bären und die Paar und die Donau – dann war die Frage: Was machen wir damit?“ Das mit den Flüssen war einfach, wie auf der Landkarte ist der eine im Norden, der andere im Süden.

Dass die beiden Symboltiere sich nun den Rücken zuwenden, schied von vornherein aus. Ganz schlechte Nachricht für einen zwangsverheirateten Neu-Landkreis.

Aber sie gegenüberstellen? Auch schwierig. „Dann hätte man sich ja gegenseitig die Zunge rausgestreckt!“, erzählt Marlies Bauer. Also war klar, dass Bär und Löwe nebeneinandergestellt werden mussten.

Aber wie? Es kam dann so: „Der Neuburger läuft uns hinterher“, beschreibt Marlies Bauer augenzwinkernd das Ergebnis. Das Argument dafür, dass der Schrobenhausener Bär nach vorn und der Neuburger Löwe nach hinten kommt, war, dass der Bär ja keine Hände hat.

Die Entscheidung von damals hat Tragweite bis heute. „Überall wäre der Name ,Schrobenhausen‘ ja sonst weg gewesen. Nun aber heißt es überall Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen.“ Beim BRK, bei den Parteien, bei den Gartenbauern und, und, und. „Das Mädchen“ Marlies Bauer hatte ganz entscheidenden Anteil daran, dass das heute so ist.

SZ