Von Christian Tamm
Zell – Der 27. Oktober 1947 ist für den FC Zell/Bruck ein ganz besonderes Datum. Dieser Tag markiert nichts weniger als den Startschuss der Vereinshistorie. Die Gründungsmitglieder kamen damals im Zeller Gasthof Mödl zusammen. Heuer ist das 75 Jahre her. Und der Verein feiert sein Jubiläum – und zwar durchaus groß.
Veranstaltungen sind bis in den April 2023 hinein geplant. Dahinter steckt ein cleverer Gedanke – und Corona. „Wir wissen ja nicht, wie es mit der Pandemie weitergeht“, meint Vereinschef Stefan Fischer gegenüber unserer Zeitung und erklärt: „Wir wollten nicht alles in ein Wochenende packen. Was, wenn dann wegen Corona alles ausfallen muss? Daher haben wir uns dazu entschieden, lieber mehrere kleinere Veranstaltungen anzubieten.“ Alles könne ja nicht abgesagt werden, lautet die Devise.
„Historisches Spektakel“ am Sportplatz
Dabei ist „kleiner“ relativ. An diesem Samstag, 25. Juni, gehen die Feierlichkeiten – nach ersten vereinsinternen Terminen – in die heiße Phase: Der FC lädt zu einem „Historischen Spektakel zu Zell“ auf seinem Sportgelände an der B16 ein. „Viele unserer Mitglieder sind begeistert vom Schlossfest. Und da auch das Schlossfest wegen Corona abgesagt wurde, kamen wir auf die Idee, selbst ein historisches Fest auszurichten“, erklärt Fischer, der bereits seit 2014 den Verein als erster Vorsitzender leitet.
Mit der Planung des Ganzen ist unter anderem Vereinsmitglied Rüdiger Mahlo betraut. Er steht auf dem Vereinsgelände und zeigt, wo welcher Stand aufgebaut werden soll. Im Laufe dieser Woche wird das Spektakel Gestalt annehmen, wie er erklärt. Wie viele Stunden neben dem eigentlichen Beruf in die Vorbereitungen geflossen sind, ist kaum zu beziffern. Wichtig ist: Ohne Fußball wird das „Historische Spektakel zu Zell“ nicht ablaufen.
Wer nun an ausgelatschte Fußball-Stiefel mit stumpfen Stollen aus den frühen 70ern denkt, der irrt gewaltig. Nein, Mahlo hat „historisch“ wörtlich genommen und ein Spiel im florentinischen Stil arrangiert. Beim Calcio storico handelt es sich um ein Sportereignis, welches offiziell nur in der Metropole Florenz ausgetragen wird. Im Grunde ist es eine Mischung aus Fußball und Rugby. Mannschaften der historischen Viertel der toskanischen Stadt versuchen mit Füßen und Händen, mit einem, an einen Medizinball erinnerndes, Gerät Tore zu erzielen. Wer sich die Bilder des Ganzen anschaut, stellt rasch fest: dabei geht es handfest zu.
Gegner ist die Neuburger Stadtwache
Das soll beim FC Zell/Bruck natürlich nicht der Fall sein. „Die Regeln haben wir selbstverständlich entschärft. Jeder wird am Montag in die Arbeit gehen können“, sagt Mahlo lachend. Er hat für das Team des Vereins übrigens prominente Gegner gefunden: Die Stadtwache Neuburg wird sich in historischem Gewand dem Kampf stellen. Es geht um einen Pokal – und die Ehre. Nette Randnotiz: Das Finale des „echten“ Calcio storico in Florenz wird am Vortag ausgetragen.
Beginnen wird das „Historische Spektakel“ um 11 Uhr; der „Wegzoll“ beträgt 3 Euro für Besucher über 18 Jahren. Vereinschef Fischer hofft auf 300 Gäste – gerne mehr. „Wir haben ja keine Erfahrung mit solchen Veranstaltungen.“ Es wird allerlei Speis und Trank geben, versichert er. Zudem sind Spiele wie Hufeisenwerfen oder Edelsteinsuche geplant. Auch Pony-Reiten darf nicht fehlen, ehe am Abend die Mittelalterband Zackenflanke aufspielt.
Zeremoniell wird es am Wochenende aber noch nicht. Fischer erklärt, dass für Festschriften und derlei noch keine Zeit gewesen sei. „Doch wenn sich das Gründungsdatum im Oktober nähert, wollen wir so etwas schon fertig haben.“ Am 29. Oktober soll nämlich – so es die Pandemie im Herbst zulässt – ein Festabend zum 75. Jubiläum samt feierlichem Teil und Ehrungen stattfinden.
DK
