Hohenwart
Unvergessliche Momente in Kenia

Pfarrer Peter Brummer arbeitet seit zwei Monaten in North Horr

16.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:19 Uhr

Lebensfreude pur: Pfarrer Peter Brummer genießt seine Zeit in der Missionsstation North Horr in Kenia. Fotos: privat

Seit gut zwei Monaten ist Pfarrer Peter Brummer nun schon in Afrika. Was er dort erlebt, ist alles – überwältigend, faszinierend, beeindruckend, manchmal auch frustrierend – vor allem aber eines: unvergesslich. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben ist er in Afrika, nun aber als Mann in den besten Jahren, der ein ganzes Berufsleben in Bayern schon hinter sich hat, kann er die Eindrücke, die während seiner Auszeit auf ihn einprasseln, ganz anders verarbeiten.



Ende September war die Zeit gekommen, in der Heimat Abschied zu nehmen. Er war noch mal in Tutzing am Starnberger See, wo er über zwei Jahrzehnte lang als Pfarrer wirkte und zum Ehrenbürger ernannt wurde. Er war daheim in Loch und in Waidhofen, wo er geboren wurde und aufwuchs. Er feierte im Kreise seiner Geschwister, seiner Freunde und Verwandten, dann kam der Tag, als er sich in den Flieger setzte und den Schnitt in seinem Leben wagte.

Raus aus dem Trubel der Gemeinschaft in der Heimat und rein in die Einsamkeit im Karmel Kloster, das 1964 in Uganda in der Diözese Mityana gegründet von der Diözese Augsburg in der Ära von Bischof Josef Stimpfle. Was das bedeutete, beschrieb Pfarrer Brummer so: „Sehr viel allein sein, sehr viel schweigen, in guter Gebetsgemeinschaft, in guter Gastfreundschaft, aber auch manchmal mühsam dieser langen Zeit.“ Für ihn eine gute Gelegenheit, um im Rückblick Erlebtes einzuordnen, und auch darauf zu schauen, was in nächster Zeit wichtig sein wird.

Gebete im kontemplativen Karmel-Kloster

Das Gebet wird in diesem kontemplativen Karmel-Kloster sehr ernst genommen, sagt Peter Brummer. Es ging darum, „in der Gegenwart Gottes einfach da sein“. Das mag leicht klingen, ist es aber nicht, schon gar nicht, wenn man ein schnelles, abwechslungsreiches, forderndes Leben am Starnberger See gewohnt war. Denn Pfarrer Brummer war ja nicht nur Seelsorger in seiner Gemeinde sowie im Krankenhaus und in der Klinik Höhenried, sondern er übte auch eine ganze Reihe von Funktionen in der Diözese aus, unter anderem übernahm er für sechs Jahr die Aufgabe als Regionaldekan im Bereich Weilheim-Oberland – und jetzt das: einen Monat lang Psalmengebet, Bibelbetrachtung und Schweigen.

Auch ein Thema in Uganda: Ebola. Das brandgefährliche Virus ist der Region sehr nahe gekommen. Das Dauerthema Malaria verblasst da fast, und zumindest damit kennt sich Pfarrer Brummer aus. Als Student war er vor 40 Jahren zum ersten Mal für ein halbes Jahr in Afrika – weitere Besuche folgten –, da hatte ihn die Krankheit erwischt. „Das ist schon eine heftige Geschichte“, stellt Pfarrer Brummer trocken fest.

Imposante Ankunft in Nairobi

Man kann nur erahnen, wie im November die Ankunft in der Fünf-Millionen-Stadt Nairobi gewesen sein muss, im pulsierenden Leben in einem Sammelbecken der verschiedensten Volksstämme Kenias, im Miteinander mit den vielen Menschen in ihrer bunten, fröhlichen Kleidung, dem freundlichen Miteinander. Die Fahrt in den Norden Kenias, nahe dem Lake Turkana, in die Region, wo Pfarrer Anton Mahl aus Weilenbach seit 1996 wirkt, war ein Abenteuer für sich. Für das, was auf manchen Streckenabschnitten in Kenia als Straße gilt, wäre in Deutschland die Bezeichnung „Acker“ geschönt. Und dann gibt es wieder Bereiche, die hervorragend ausgebaut sind. Das Bild, das sich Pfarrer Brummer bei seiner Ankunft im Norden Kenias bot, war wie bei vorausgegangenen Besuchen wieder überwältigend. Einfachstes Leben, häufig noch in Nomadenhütten, vereinzelt auch in festen Häuser. Menschen voller Herzlichkeit, Wärme, Zuversicht, in der unendlichen Weite der Stein- und Sandwüste, in der es manchmal jahrelang nicht regnet.

In North Horr, wo einst alles begann, sind sie aktuell beide nicht, weder Pfarrer Brummer, noch Pfarrer Mahl. Das riesige Gebiet wurde mittlerweile in vier Bereiche aufgeteilt. Anton Mahl ist zurzeit in Kalacha, Peter Brummer eben zusammen mit seinem guten Freund Pfarrer Hubert Mössmer nahe am Lake Turkana und der äthiopischen Grenze.

Die Missionsarbeit in dieser Region begann 1964. Italienische Priester machten damals den Anfang, 1976 stießen die Brüder Richard und Xaver Tyroller aus Mühlried im Auftrag der Diözese Augsburg dazu, später Anton Mahl. Es gibt eine Kirche, eine Krankenstation, ein Pfarrhaus. Das Gebiet, das von hier aus betreut wird, ist riesig. 25 Kindergärten, 21 Schulen und mehrere schöne Kirchen gehören in den Verantwortungsbereich der christlichen Gemeinde, die der Diözese Marsabit zugeordnet ist.

Den Glauben zu leben, ist hier anders. „Da ist natürlich die Vielfalt der Menschen der bunten Kirche, dazu die Musik, der Rhythmus“, schreibt Peter Brummer. Und: Neben der Freude an vielen kleinen Dingen des Lebens beherrschen große Sorgen den Alltag. Eltern würden ihre Kinder gern zur Schule schicken, aber das kostet Geld. „Bei mehreren Kindern wäre das ohne Unterstützung der Kirche unmöglich“, sagt Pfarrer Brummer. Zumal in der Zeit des Lockdowns viele ihre Arbeit verloren haben. Und das, wo doch Arbeit in dieser Region ein rares Gut ist.

Je länger Pfarrer Brummer in Kenia ist, umso mehr eröffnet sich ihm, was für großartige Arbeit hier geleistet wird. Die Kirche und angeschlossene Ehrenamtsprojekte unterstützen das Leben in dieser armen Region auf unterschiedlichste Weise. Welche Rolle die Kirche umgekehrt spielt, zeigt sich an zwei kleinen Ereignissen. In seinen ersten Wochen begleitete Pfarrer Brummer an zwei Sonntagen 70 Jugendliche und Erwachsene zur Taufe. „Das ist schon einmalig“, schreibt Peter Brummer. Und für dieses Mal verabschiedet er sich mit dem Gottessegen in der Sprache der Gabbra-Nomaden: „Anan kufa!“ Was soviel bedeutet wie: „Gott sei Dank, und wir wünschen euch viel Milch.“

SZ