Umstrittenes Thema Donaumoos: „Meinung nicht mehr mehrheitsfähig“

Stefan Fäustlin wechselt als Geschäftsleiter nach Nassenfels

24.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:11 Uhr

Im Januar wurde Stefan Fäustlin (l.) im Ehekirchener Gemeinderat durch Bürgermeister Günter Gamisch als Geschäftsleiter verabschiedet. Foto: Budke

Acht Jahre war Stefan Fäustlin Geschäftsleiter in Ehekirchen, fast genauso lang ist er Gemeinderat in Königsmoos. Nun wechselt er beruflich nach Nassenfels. Sein Ehrenamt wird er für die laufende Legislaturperiode weiter ausüben, auch wenn dies ein Grund für die Veränderung ist: Er sieht für sich keine politische Zukunft, seine Meinung zum Thema Donaumoos sei derzeit nicht mehrheitsfähig.

Seit Januar 2015 war Stefan Fäustlin Geschäftsleiter der Gemeinde Ehekirchen. Nun wechselt er zum 1. März in die Verwaltungsgemeinschaft Nassenfels. Bei der Verabschiedung unterstrich Bürgermeister Günter Gamisch, Fäustlin sei immer loyal gewesen, die Zusammenarbeit vertrauensvoll, außerdem sei er „ein Mensch, der sich mit Sachverstand einbrachte und der sich eine eigene Meinung bildete“. Fäustlin betonte, er habe sich für das Gemeinwohl eingesetzt und „ich bin im Rathaus immer gut klargekommen und mit den Bürgern respektvoll umgegangen.“

„Ich habe gewisse Grundprinzipien“, erklärt Fäustlin an seinem letzten Arbeitstag in Ehekirchen Mitte Februar. „Egal, ob der größte Steuerzahler vor meinem Schreibtisch sitzt oder der Flüchtling aus Afghanistan – da wird jeder gleich respektvoll behandelt. Sofern er mir ebenfalls Respekt zollt.“

Einerseits fiel die Entscheidung, nach Nassenfels zu wechseln, aus familiären Gründen: Frau und Kinder sind stark Richtung Eichstätt orientiert. Anderseits war für Fäustlin klar, „dass 2026 sowieso eine Veränderung stattfindet – in die eine oder die andere Richtung, weil ich mir hätte vorstellen können, bei der nächsten Kommunalwahl meinen Hut in den Ring zu werfen“. Immerhin ist er seit acht Jahren im Königsmooser Gemeinderat, hat als Geschäftsleiter die Räte in Burgheim und Ehekirchen erlebt und sieht sich aufgrund seines beruflichen Werdeganges als qualifiziert. Allerdings sei er „kein Mensch, der seine Fahne in den Wind hängt“. So gehöre zu seinen Grundsätzen eine Vision von der Zukunft des Donaumooses: „Mein Standpunkt ist aus meiner Sicht zwar alternativlos, aber nicht mehrheitsfähig. Das muss ich akzeptieren.“ Fäustlin hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, zitiert Wissenschaftler, hat sich über Moorschwund informiert und über Möglichkeiten, wie man im Moos vorgehen könnte.

„Möglichkeiten der Staatsregierung nicht verspielen“



Mit Blick auf die Zukunft ist seine Vision vom Donaumoos 2050 diese: „Es ist eine Mischung aus allem: Es wird Paludikulturen geben. Es werden große Flächen der Natur zurückgegeben werden. Es wird Photovoltaik-Flächen geben. Möglicherweise gibt es noch ein paar Flächen, wo ein paar Landwirte so wirtschaften, wie man es im Moos gewohnt war, aber das wird sicherlich ein Auslaufmodell sein.“ Wer den Wissenschaftlern zuhöre, der lerne, „die Bewirtschaftung in jedem Moor ist endlich“. Um Alternativen zu finden, habe die Staatsregierung den Startschuss gegeben. Diese Möglichkeit dürfe man nicht verspielen: „Wenn man den Weg nicht nutzt, werden die Lösungen irgendwann von außen gefunden werden. Dann hat man kein Mitspracherecht mehr.“ Allerdings sei es eine schwierige Diskussion. Die Leute hätten teils Angst und sich mit vielen Aspekten nicht ausreichend beschäftigt. Als Ludwigsmooser hat Fäustlin Verständnis: „Meine Vorfahren sind Kolonisten.“ Doch wer sich sachlich mit dem Thema auseinandersetze, „wird sagen, es ist alternativlos“. Leider gebe es vor Ort „die Angstmache, wie zum Beispiel die Plakataktion, wo kein Ansprechpartner draufsteht, kein Name einer Bürgerinitiative, keine Emailadresse“. Diese Statements verfestigten sich: „Deshalb ist meine Position definitiv nicht mehrheitsfähig“, hat Fäustlin für sich erkannt.

Einen Umzug nach Nassenfels plant die Familie aktuell noch nicht. Sollte es soweit sein, will Fäustlin zuerst mit Bürgermeister Heinrich Seißler sprechen: „Wenn es gewünscht ist, mache ich die Periode bis zum Schluss zu Ende.“ Doch ein Umzug bedeute nicht, „dass ich mein Engagement für das Donaumoos nicht außerhalb der Gremien weiterführe“.

DK