Neuburg
Überraschend: Stadtwerke-Chef Kuttenreich hört auf

24.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:44 Uhr

Überraschende Neuigkeiten hatte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (Mitte) am Dienstag zusammen mit seinen Stellvertretern Peter Segeth (v.l.) und Johann Habermeyer sowie Werkreferent Roland Harsch (r.) zu verkünden: Richard Kuttenreich (2. v.r.), der Leiter der Stadtwerke Neuburg, quittiert den Dienst. Foto: Wöhrle

Richard Kuttenreich beendet zum 31. März überraschend seine Tätigkeit als Leiter der Stadtwerke Neuburg. Der 61-Jährige informierte am Dienstag die Belegschaft von seiner Entscheidung. Später teilte er gemeinsam mit Oberbürgermeister Bernhard Gmehling mit, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat.

Die Nachricht kam für viele überraschend. Richard Kuttenreich, der Leiter der Neuburger Stadtwerke, zieht sich zurück. Nach zehn Jahren in der Spitzenposition – der Stadtrat hatte den SPD-Kollegen 2012 zum Nachfolger von Hans-Jürgen Hill gewählt – tritt Kuttenreich zum 31. März in den Ruhestand.

„Ich bedaure es sehr“, sagte Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU), der die Neuigkeit am Dienstag zusammen mit seinen Stellvertretern Johann Habermeyer (FW) und Peter Segeth (CSU) sowie dem Werkreferenten Roland Harsch (FW) vor der Stadtratssitzung am Nachmittag verkündete. Kuttenreich habe ihn Ende Dezember von seinem Plan informiert. „Ich war im ersten Moment geschockt“, so Gmehling weiter. Er habe gehofft, dass Kuttenreich „so lange Werkleiter bleibt, wie ich im Dienst bin“, also noch drei Jahre. Dass das nun nicht der Fall sein wird, liegt an der persönlichen Entscheidung des Stadtwerkeleiters.

„Ich wollte schon immer mit 60 aufhören“, sagte Kuttenreich. „Ich möchte nicht aus den Stadtwerken rausgetragen werden.“ Er sei der Auffassung, dass man mit 60 das Ruder weitergeben sollte. Er habe eigentlich schon im Frühjahr 2022 gehen wollen, dann aber aufgrund der dramatischen Entwicklungen auf dem Energiemarkt durch den Angriffskrieg auf die Ukraine entschieden, noch ein Jahr weiterzumachen.

„Es ist absolut ein Abgang aus persönlichen Gründen“, betonte er. Seinen Lehrauftrag an der Hochschule in Augsburg will er als Hobby weiter ausüben. Außerdem will er mehr Zeit in seine Bio-Landwirtschaft investieren, die er als gelernter Landwirt seit über 20 Jahren im Nebenerwerb betreibt.

Als Nachfolger oder Nachfolgerin wünscht sich Kuttenreich jemanden Mitte 40, der das, was er in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut habe, mit neuen Ideen und Impulsen weiterentwickelt.

Oberbürgermeister Gmehling wies darauf hin, dass die Stelle so schnell wie möglich ausgeschrieben wird. Er werde dem Neuburger Stadtrat außerdem vorschlagen, eine Findungskommission zu bilden. Zudem hat sich Kuttenreich bereit erklärt, für die Übergangszeit noch ein oder zwei Monate zur Verfügung zu stehen, wenn das notwenig sein sollte.

Vize-Bürgermeister Habermeyer gab einen kurzen Stimmungsbericht von der Betriebsversammlung der Stadtwerke am Nachmittag, an der er teilgenommen hatte. „Man hat gespürt, dass die Menschen betroffen und nachdenklich sind“, sagte er. Außerdem habe es Beifall für die geleistete Arbeit und das gute Miteinander gegeben.

Die Stadtwerke stünden auf einer soliden Basis und er könne guten Gewissens gehen, erklärte Kuttenreich. Auch Gmehling versicherte, dass die Jahresergebnisse der Stadtwerke nach einer nicht unbedingt einfachen Konsolidierungsphase in den vergangenen Jahren erfreulich gewesen seien. „Wir waren zuletzt unheimlich gut unterwegs“, sagte er.

In Kuttenreichs Zeit wurden die Stadtwerke vom reinen Verteiler zum Energieproduzenten umgebaut. Seine Aufgabe war es, den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. Der Strukturwandel war unabdingbar, lokale Energiewende hieß das Stichwort. Dabei war die Finanzlage zunehmend angespannt. Das Eigenkapital schmolz dahin und die Schulden stiegen. 2019 erreichte der Personalabbau mit der betriebsbedingten Kündigung von elf Mitarbeitern einen Höhepunkt.

Ein Schwerpunkt von Kuttenreichs Arbeit war der Ausbau des Nahwärmenetzes in Neuburg. Im vergangenen Jahr wurde mit dem Spatenstich zu einer Wärmeübergabezentrale ein weiterer Meilenstein der Nahwärmeversorgung gefeiert. Die Zentrale entstand auf dem Gelände des Klärwerks. Mit ihr wurde eine Verbindung zwischen dem Industriegebiet und der Stadt geschaffen – das Ziel ist ein Ringschluss für das gesamte Wärmenetz.

Erst vor wenigen Wochen machten die Stadtwerke mit einem innovativen Projekt auf sich aufmerksam: mit einer Hochtemperaturwärmepumpe auf dem Gelände der Verallia, die die Werke zusammen mit Partnern aus der Wärmetechnik entwickelt haben. Das Verfahren mit den natürlichen Kältemitteln ist so effizient und neu, dass es mit dem Deutschen Energiepreis Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin ausgezeichnet wurde.

DK