Neuburg
Premiere bei der Kammeroper

Neues Stück „In der Poststation“ ab Samstag

21.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:55 Uhr
Josef Heumann

Man sieht es ihr förmlich an, wie es da jemand genießt, eine ganze „Poststation“ aufzumischen: Da-yung Cho als Constanze. Foto: Heumann

Von Josef Heumann

Neuburg – So eine Poststation, wo Menschen aus verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichen Zielen und mit ganz besonderen Absichten gelegentlich auch sich finden, birgt so manche Überraschung. Wenn dann noch ein reiches Erbe und eine etwas komplizierte Hochzeit hinzukommen, ist spätestens der Stoff zusammen für eine herzhaft turbulente Komische Oper. „Die Poststation“ ist gleich auch die Namensgeberin für die diesjährige, zwischenzeitlich schon 54. Neuburger Kammeroper. Am Samstag ist Premiere, die weiteren Vorstellungen folgen am 24., 29., 30. und 31. Juli jeweils 20 Uhr im Stadttheater.

Mit diesem launischen Gedanken spielen Sprech- wie Musiktheater seit Tagen der Commedia dell‘ Arte immer wieder gern: Ein in Aussicht stehendes Erbe ist an eine ganz gewisse Hochzeit gebunden. Der Clou daran ist klar: Das Erbe wäre höchst willkommen, nur in puncto Eheschließung verfolgt der eine oder hegen auch beide ganz andere Pläne. Wie das eine erreichen, das andere verhindern – die Spielarten dazu variieren immer wieder, entdecken neue Wendungen. In aller Regel kriegen sich schließlich schon die Richtigen, das Erbe dazu, der Düpierte ist zumeist der Bass. Wenn er Glück hat wie in der „Poststation“ jetzt geht auch er in Herzensangelegenheiten nicht ganz leer aus, so dass sich zumindest mit ein wenig Fantasie diesmal gar zwei glückliche Paare am Ende abzeichnen.

Damit aber auch genug des Inhalts. Schließlich geht es in der Oper ja vor allem um die Musik. Und da mischte im Musikgeschehen seiner Zeit Giuseppe Mosca gehörig mit. Seine Lebensjahre 1772, geboren in Neapel, bis 1839 Tod in Messina umfassen so recht eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Selbst Mozarts Stern geriet alsbald ins Sinken, der Richtungsstreit in der Oper währte viele Jahre. Bezeichnend, dass auch Giuseppe Mosca mit einigem Erfolg in den verschiedenen Genres zwischen schwer und heiter sich betätigte, das Hauptgewicht indes lag auf der Komischen Oper, womit primär nur ausgesagt ist, dass es gesprochene Dialoge gibt.

Gerade da kann Giuseppe Mosca seine Stärken als Komponist voll ausspielen. Seine Musik ist vielleicht weniger dazu angetan, dramatische Handlungen voranzutreiben, Mosca trumpft im Augenblick, wenn die Gemüter aufbrausen, die Situation kocht, er die Tempi treibt, die Emotionen in sich steigernden Wiederholungen eskalieren. Das Kammeroper 2022 hat das Glück, dazu auf ein vor Ort schon bewährtes Ensemble in diesem Jahr bauen zu können. Die reizende Da-yung Cho spielt Constance, die nicht allein Derville (Semjon Bulinsky vom Theater Stralsund) den Kopf verdreht. Gut, wenn man da einen gerissenen Freund hat in dem Advokaten Pavaret, als solcher vom Stadttheater Bremerhaven Patrick Ruyters. Gut möglich, dass da dem Bassbariton Michael Hoffmann als Bellomo nur das Nachsehen bleibt. Aeri schließlich hat die Poststation in der Carmen-erprobten Denise Felsecker als Madeleine eine gewieft charmante Wirtin. Laura Faig darf als „Schauspielerin“ in dem Verwirrspiel ihrem Beruf alle Ehre machen, Horst Vladar ist einmal Regisseur wie dann auch auf der Bühne, wenn man so will im Doppeleinsatz.

Unter der seit Jahren bewährten Leitung von Alois Rottenaicher spielt der Akademische Orchesterverband München – diesmal wieder in voller Besetzung. Restkarten für die fünf Vorstellungen gibt es in der Tourist-Information am Ottheinrichplatz, Telefon (08431) 55241.

DK