Neuburger
Der Töpfermarkt geht in die nächste Runde

Nach zwei Jahren Pause ist die Begeisterung für die Traditionsveranstaltung ungebrochen

18.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:34 Uhr

Seit über 30 Jahren ist Aussteller Nikolaos Pollock aus Obernzell bei Passau auf dem Töpfermarkt zu finden.Die Corona-Zwangspause hat er genutzt, um neue Glasuren zu entwickeln – und die kommen an. Fotos: Vicky Müller-Toússa

Von Vicky Müller-Toússa

Neuburg – Der Neuburger Töpfermarkt samt dem parallel dazu laufenden Bauernmarkt, der sich über die ganze Residenzstraße erstreckte, fand am Samstag und Sonntag wieder nach zweijähriger Corona-bedingter Pause statt und begeisterte zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus nah und fern. In den Innenräumen wie auch im Innenhof des Marstalls luden um die 50 Ausstellerinnen und Aussteller ein, Keramik in seiner schönsten und manchmal auch ausgefallensten Form zu erwerben. Die Veranstalterin Claudia Unger zeigte sich zufrieden. Denn obwohl es am Samstag wie Sonntag fast den ganzen Tag über regnete, fand doch ein kaufbereites Publikum den Weg in die Obere Altstadt. „Unsere Besucher reisen von weit her an, absolut überregional“, erzählt Unger. Das Niveau dieses Marktes schätzen Keramikliebhaber nicht nur aus dem Landkreis Neuburg/Schrobenhausen oder der gesamten Region 10, sondern auch aus Thüringen, Kempten, Bayreuth oder München seien Kauflustige angereist. Aussteller aus Litauen, Lettland, Italien, Ungarn und aus ganz Deutschland boten ihre Tassen, Kannen, Schalen, Teller, Vasen oder Dekorationen feil. Das Ambiente und das familiäre Verhältnis locke die Aussteller immer wieder in die Residenzstadt, berichtet Unger, die vor über zehn Jahren den Töpfermarkt von Fritz Seebauer übernommen hat und ihn in seinem Sinne weiterführe.

Auf der Suche nach einem Walkmantel

„Ich freue mich sehr, dass der Töpfermarkt endlich wieder stattfindet“, sagt Ann Kathrin Bücherl, die gerade auf dem Bauernmarkt an einem Stand einen grauen Walkmantel anprobiert. Unter anderem sei sie genau wegen eines solchen Mantels hier, „weil ich wusste, dass die Ausstellerin heuer wieder mit dabei sein wird“, erzählt die Neuburgerin. Gleich mache sie sich noch auf zum Töpfermarkt.

Etwas weniger Stände als gewohnt sind aufgebaut. Claudia Unger erläutert, dass die Entscheidung für die Abhaltung des Marktes erst knapp vier Monate zuvor getroffen worden war, im Mai, nachdem das Infektionsschutzgesetz die Corona-Regelung für öffentliche Innenräume aufgehoben hat. „Erst dann konnten wir loslegen und bei unseren Ausstellerinnen und Ausstellern anfragen, ob sie Zeit haben.“ Doch einige hatten wegen der Corona-Beschränkungen ihre Tätigkeit aufgegeben, waren in Rente gegangen oder hatten schon woanders zugesagt. In Endeffekt gibt es rund 50 Stände – etwa ein Viertel weniger als gewohnt. Dies tat aber der Veranstaltung keinen Abbruch, wie auch Nikolaos Pollock, der seit über 30 Jahren dabei ist, versichert. „Wir haben Stammkundschaft und die Leute, die kaufen wollen, die kaufen auch“, so der Keramikermeister. Die zweijährige coronabedingte Pause habe er genutzt, um seine Glasuren zu verfeinern und neue zu entwickeln.

Zum dritten Mal aus Lettland angereist ist die Keramikerin Inta Radzina, um unter anderem ihre handgemachten Schalen, die die Form der Sonne darstellen sollen, zu verkaufen. An ihrem Stand stehen die Ingolstädterin Cathrine Löber und ihre Mama Karin und bewundert das Getöpferte. Dabei erzählt die Datenschutzspezialistin, dass sie in der Volkshochschule erst jüngst einen Töpferkurs gemacht habe. „Seitdem ich das ausprobiert habe, weiß ich, wie lange es dauert, was einigermaßen Ansehnliches hinzukriegen“, führt sie aus. „Ja, das muss man üben“, wirft ihre Mutter ein. Viel Getöpfertes habe sie zu Hause, ob Tassen, Teller, Schalen. „Es ist einfach Schön anzuschauen“, erzählt die Rentnerin.

Kleine und große Kunstwerke

Auch Sabine Lautner und Claudia Heindl schlendern von Stand zu Stand und begutachten die kleinen und großen Kunstwerke. „Wir gehen schon immer zusammen auf den Töpfermarkt“, sagt Lautner und Heindl frohlockt: „Wie jedes Jahr habe ich mir eine türkisene Tasse gekauft.“ Das habe bei ihr schon Tradition. Man freue sich überdies das viele Kreationen ein Revival erleben, quasi, manches haben sie schon vor 20 Jahren gesehen und auch gekauft und nun sei es wieder en vogue. Einiges geboten war auch für die kleinen Besucher des Marktes. Nebst einem Kinderschminktisch konnte Lea Dreier aus Karlskron eine Katze aus Ton basteln und auch mitnehmen. Insgesamt habe man das Wochenende zusammen mit zahlreichen Kindern 20 Kilo Ton „vertöpfert“, wie Marina Glasel erzählt.

Tanja Necker, die zusammen mit ihrem Mann, dem Keramikermeister Gideon Necker aus Höhr-Grenzhausen, vor Ort sind und allerlei „Kitsch“, wie sie selbst sagen, herstellen und verkaufen, sind zufrieden. „Wir verstehen uns auch untereinander sehr gut“, so die Gestalterin, und ihr Mann fügt hinzu: „Sonst kämen wir nicht seit 1997 als Aussteller hierher.“

DK