Neuburg
Innenstadt-Serie: Ein Neuburger durch und durch

AUF EINEN RATSCH MIT: Theo Walter, Rechtsanwalt und Grünen-Veteran

04.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:05 Uhr

Nach wie vor ist die Schmidstraße eine Baustelle. Theo Walter nimmt in der Mitte der Straße Platz auf dem Ratschbankerl. Foto: Stark

Von Thorsten Stark

Neuburg – Über Neuburg braucht man Theo Walter nichts zu erzählen. Der 73-Jährige ist hier geboren, er kennt praktisch jedes Eck – und auch einen Großteil der Menschen, die hier leben.

Als Rechtsanwalt, der immer noch in seinem Beruf arbeitet, hat er in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Neuburgerinnen und Neuburger betreut. Als Vorsitzender von Haus und Grund Neuburg-Schrobenhausen, der er 33 Jahre lang war, beriet er etliche Immobilienbesitzer. Als Mitbegründer des Vereins Neuburg online ebnete er den Weg des Internets in seiner Heimatstadt. Auch beim damaligen Börsenverein gehörte er zu den Gründungsmitgliedern, ebenso beim in den 70er-Jahren wiederbelebten Neuburger Schachclub. Acht Jahre lang war er auch VdK-Ortsvorsitzender. „Ich bin aber kein Vereinsmeier“, betont Walter im Gespräch mit unserer Zeitung. Gesellige Abende zu organisieren, sei nicht so sein Ding gewesen. „Es ging immer nur um die Sache.“

So pflegt er es auch seit 26 Jahren im Neuburger Stadtrat und seit 20 Jahren im Kreistag. Für die Grünen war er lange Zeit Einzelkämpfer, inzwischen hat er mehrere Mitstreiter.

Mobilität ist ein großes Thema für Theo Walter. Bis zur vergangenen Kreistagsperiode war er im Kreistag Verkehrsreferent und setzt sich nach wie vor für den öffentlichen Nahverkehr auf dem Land ein. Mit seiner Frau wohnt der Vater von zwei Söhnen, die schon jeweils zwei Kinder haben, im Stadtteil Bittenbrunn und kennt die Probleme aus erster Hand. „Ich fahre oft mit dem Stadtbus. Aber wenn ich in der Stadt nur was Kurzes erledigen will, komme ich erst nach zwei Stunden wieder zurück. Das ist keine Lösung.“ Ein besserer Takt könnte helfen. „Aber leere Busse hin- und herfahren zu lassen, kann es auch nicht sein.“ Die Attraktivität müsste erhöht werden, es müsste aber auch die entsprechende Nachfrage vorhanden sein. Das Beispiel von der schlecht angenommenen Tourismuslinie zeige, dass es nicht so einfach ist, eine Lösung zu finden. Eines habe das 9-Euro-Ticket schon gezeigt: Grundsätzlich seien Menschen bereit, umzusteigen.

In der Innenstadt vermisst Walter die frühere Dichte an Lokalen. Er würde sich auch weniger Filialisten wünschen. Selbst bei den Bäckern greife das Filialprinzip immer weiter um sich. „Es muss gar nicht alles da sein“, findet Walter. „Nur das, was da ist, muss was Gescheites sein. Und es muss guter Service angeboten werden.“

Den Umbau der Innenstadtstraßen begrüßt er. „Es ist ein Anfang.“ Mit den steuerbaren Pollern könne man ja zumindest wochenendweise testen, welche Konsequenzen eine Fußgängerzone hätte, für die Walter schon seit langer Zeit kämpft. „Seit Jahren kommen die Leerstände. Und es ist nicht bewiesen, dass das mit einer Fußgängerzone schneller passiert wäre“, sagt Walter.

Was er besonders an seiner Heimat schätzt? „Das ist mein Neuburg“, erklärt Walter. „Da muss ich nichts dran schätzen.“ Mit Leib und Seele sei er Neuburger. Als Grüner verschließe er sich auch nicht der Entwicklung Neuburgs, betont Walter. „Wir müssen uns ständig verbessern“, betont er. „Aber nicht ständig vergrößern.“ Diesen Unterschied begreife die jeweilige politische Führung – ob in Neuburg, München oder Berlin – nicht immer.

DK