Neuburg
Gemischte Gefühle bei Kulturamtschefin

Marieluise Kühnl ist zufrieden mit abgelaufener Theatersaison, sieht aber den Trend zu kleineren Formaten

15.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:16 Uhr

Die Burghof-Bühne Dinslaken gehört wie auch das Neue Globe Theater schon zu den bekannten Gast-Ensembles im Neuburger Stadttheater. Im Oktober 2020 überzeugten sie mit ihrer Version von „Tartuffe“, heuer zeigen sie „Grimm – kein Märchen“. Fotos: Budke

Von Heidrun Budke

Neuburg – Nach den Wirren der vergangenen zwei Jahre blickt die Neuburger Kulturamtsleiterin Marieluise Kühnl zuversichtlich in eine abwechslungsreiche kulturelle Sommersaison. Mit etwas gemischten Gefühlen sieht sie der kommenden Theatersaison 2022/23 entgegen.

Etwa ein Drittel der gebuchten Vorstellungen für die im Herbst startende Theatersaison sind Nachholtermine aus den vergangenen Jahren – das stellt Kulturamtsleiterin Kühnl selbst mit ein wenig Überraschung fest. Stephan Zinner zum Beispiel wurde zweimal vorschoben: „Beim zweiten Mal sollte der Kabarettist mit einem neuen Programm kommen, das ging dann aber nicht, weil es ein Probenverbot gab“, erinnert sich Kühnl und veranschaulicht: „Womit wir in der letzten Saison zu kämpfen hatten, waren die vielen Änderungen und wir mussten ja immer alles kontrollieren.“

Angefangen hatte die vergangene Theatersaison unter Beachtung der 3G-Regelung. Im Oktober folgte die Änderung auf 3G plus, Ende November kamen dann 2G plus und eine erlaubte Platzbelegung von nur noch 25 Prozent. Danach wurde die Grenze auf 50 Prozent angehoben, „Anfang April durften wir wieder voll und ohne Beschränkungen besetzen“, sagt Kühnl. Ihr Team hat die Erfahrung gemacht, dass „die Leute vorsichtig waren und bei 2G plus viele, die geimpft oder genesen sind, nicht bereit waren, auch noch einen Test zu machen.“ Ganz anders sah es da bei den Ensembles aus: „Die Künstler wollen alle spielen, denn für sie ist es eine Frage der Existenz“, macht Kühnl klar und ergänzt: „Die Tournee-Theater, die kamen, waren sehr darauf bedacht, alle Infektionsschutzbestimmungen zu erfüllen – sie waren sehr diszipliniert.“ Schließlich sei es schwierig, einen Schauspieler, der wegen Krankheit ausfällt, kurzfristig neu zu besetzen.

„Wir haben gedacht, uns wird die Hälfte der Abonnenten wegbrechen, aber erfreulicherweise ist es nicht so“, ist die Kulturamtsleiterin im Nachhinein erleichtert. Nur 15 Kündigungen gingen ein, somit sind derzeit 550 Plätze über Abonnenten belegt. Das Theater selbst hat 285 Sitzplätze und 20 Stehplätze. Insgesamt umfassen die „Starken Stücke“ jedes Jahr 30 Veranstaltungen, davon vier als Einzelstücke: „Das sind meistens ernstere Themen“, sagt Kühnl, alles andere wird zweimal gezeigt.

„Ich habe letzte Saison alle Stücke gesehen. Von dem letzten Stück, ‚Don Quijote‘, war ich total begeistert, das war noch mal ein richtiger Höhepunkt“, meint Kühnl. Und sie weiß: „Das Neue Globe Theater kommt im Frühjahr 2023 wieder.“

Das Programm für die kommende Spielzeit ist ein Mix aus dem bewährten Konzept mit zwei Kabarettisten, Operette, Ballett, Schauspiel und Musiktheater. Neu ist, dass es heuer zwei Schülervorstellungen von Schillers „Die Räuber“ gibt. „Wenn das gut angenommen wird, können wir 2023/24 sogar drei Schülervorstellungen anbieten oder die Anfrage eines Lehrers, ob wir nicht ein englisches Stück anbieten können, erfüllen“, hofft Kühnl.

Jedenfalls finden sich wieder viele Leckerbissen im neuen Programm, wie zum Beispiel das Stück über den Maler Antonio Ligabue: „Das ist ein Ein-Mann-Stück, in dem während der Vorstellung großformatige Kohlezeichnungen entstehen“, erzählt die Kulturamtschefin. Dann gibt es Stücke mit bekannten Darstellern wie Heiko Deutschmann, Michael von Au oder Jan Sosniok. Auf manche Stücke kommt Kühnl aus persönlichen Erfahrungen: „,Mein Blind Date mit dem Leben’ hat mich interessiert, weil ich bei einer Tagung war, auf der Saliya Kahawatte einen Vortrag über sein Leben gehalten hat. Das war sehr interessant.“

Insgesamt hat Kühnl den Eindruck, als ob der Trend eher zu kleineren Formaten geht: „Die Gasttheater sind auch von höheren Energiekosten und ähnlichem betroffen“, gibt sie zu bedenken und betont gleichzeitig: „Man kann die Theaterszene nur wieder in Schwung bringen, wenn man die Theater voll belegen darf.“

DK