Taurus-Affäre
Ehemaliger Neuburger Kommodore ist in Abhörskandal der Bundeswehr verwickelt

04.03.2024 | Stand 05.03.2024, 9:43 Uhr

Sie stehen im Zentrum der Taurus-Abhöraffäre: Generalleutnant Ingo Gerhartz (3.v.r.) und der ehemalige Neuburger Kommodore Frank Gräfe (2.v.r.), hier Anfang März bei einem Besuch der derzeit im Rahmen des Air Policing im Baltikum stationierten Soldatinnen und Soldaten der Luftwaffe. Foto: Taktisches Luftwaffengeschwader 74

Ein internes strategisches Gespräch von Bundeswehroffizieren, virtuell geführt, aber abgehört. Russische Medien veröffentlichten die Aufzeichnung. Zu hören ist auch ein früherer Kommodore des Neuburger Geschwaders.



Es war eine Nachricht, die am Wochenende nicht nur die Bundeswehr erschütterte: Ein geheimes Gespräch von hochrangigen Offizieren der Luftwaffe, unter anderem zum Thema Taurus – abgehört und von russischen Propagandakanälen im Nachhinein veröffentlicht. Die gesamte Affäre sorgt seit Bekanntwerden bundesweit sowie international für Debatten. Nun wurde bekannt, dass auch ein früherer Neuburger Kommodore in den Skandal verwickelt ist.

Neuburger Ex-Kommodore in Aufzeichnung zu hören

In der Internetkonferenz, die Informationen zufolge am 19. Februar mitgehört und aufgezeichnet wurde, sprechen die Offiziere unter anderem offen über das Agieren US-amerikanischer und britischer Militärs in der Ukraine und tauschen sich über Möglichkeiten aus, wie man ukrainisches Personal für den Taurus-Einsatz in Deutschland ausbilden könne. Die virtuelle Besprechung fand aktuellen Erkenntnissen zufolge jedoch nicht über eine gesicherte Verbindung, sondern über die Plattform Webex statt.

Unter den vier ranghohen Offizieren, die sich in dem belauschten Gespräch unterhalten, ist eine Stimme zu hören, die gerade in Neuburg (Landkreises Neuburg-Schrobenhausen) vielen vertraut sein dürfte. Sie gehört dem ehemaligen Neuburger Kommodore Frank Gräfe.

Aktuell ist der Brigadegeneral Abteilungsleiter für Einsätze und Übungen im Kommando Luftwaffe in Berlin. Er war zudem Militärattaché in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington. Von 2013 bis 2015 war der gebürtige Saarländer der 17. Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg. Bereits im November 2012 hatte Gräfe seinerzeit die Dienststellung als stellvertretender Kommodore von Oberstleutnant Hans Köck übernommen, im März 2013 schließlich folgte er als Kommodore auf Oberst Andreas Pfeiffer.

In die Ära Gräfe fiel in Neuburg im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr unter anderem die Umbenennung des vormaligen Jagdgeschwaders 74 in Taktisches Luftwaffengeschwader 74 sowie die Übernahme des schwäbischen Militärflugplatzes Lechfeld, was eine Verlegung des Verbandes inklusive Pendelverkehr bedeutete. Zudem gab es für Gräfe in dieser Phase einen halbjährigen Auslandseinsatz im Stab der Isaf-Mission der Nato in Kabul, Afghanistan. Hinzu kam am Nato-Flugplatz auch die Erneuerung der Start- und Landebahn, die ebenfalls in Gräfes Zeit als Kommodore fiel.

Gräfe aus Hotelzimmer in Singapur zugeschaltet

In dem rund 38 Minuten langen Mitschnitt der Konferenz vom 19. Februar ist Gräfe aus Singapur zugeschaltet, wo er sich zu diesem Zeitpunkt aus dienstlichen Gründen aufhielt, an dem Gespräch über den Einsatz des Taurus-Marschflugkörpers nahm er aus seinem Hotelzimmer teil. Neben Gräfe ist in der Aufzeichnung der Konferenz auch der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, zu hören.

Beide waren am Wochenende in Lettland, um jene Soldatinnen und Soldaten zu besuchen, die dort im Rahmen des verstärkten Air Policing den baltischen Luftraum sichern sollen. Die Streitkräfte des Neuburger Fliegerhorsts wurden erst vergangene Woche in einem feierlichen Zeremoniell am Nato-Flugplatz in der Ottheinrichstadt verabschiedet, dazu war eigens der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach Neuburg gekommen.

DK