Hohenwart
Der Biber darf bauen, für Menschen wird’s schwieriger

Landrat Albert Gürtner stellte sich den Fragen der Hohenwarter Marktgemeinderäte

30.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:45 Uhr

Spezi-Wirtschaft? Nein, das sind Landrat Albert Gürtner (l.) und Bürgermeister Jürgen Haindl, beide FW, bei der Gesprächsrunde im Hohenwarter Marktgemeinderat. Foto: Hofmann

Von Bernd Hofmann

Hohenwart – „Zwei heiße Themen“ gebe es mit dem Landrat zu besprechen, meinte Michael Jofer (FW) gleich zu Beginn der lockeren Gesprächsrunde am Montagabend im Hohenwarter Gemeinderat: „Biber und Radweg.“ Damit hatte er dann auch schon ziemlich genau umrissen, um was es in der folgenden Stunde gehen sollte.

Pfaffenhofens Landrat Albert Gürtner (FW) hatte sich Zeit genommen, um den Ratsmitgliedern in einer öffentlichen Sitzung Fragen zu beantworten. Dabei wurden dann zwar auch aktuelle Themen wie die ÖPNV-Reform, die Situation der Ilmtalklinik, die Kreisumlage, Bauen im Außenbereich oder Bonuszahlungen für Erzieherinnen angesprochen, doch besonders dringend war der Gesprächsbedarf offenbar beim Biber.

„Massive Eingriffe in die Kulturlandschaft“

Besonders der Freinhausener Andreas Döhner (FW) griff zu drastischen Formulierungen. Er sprach von einem „dramatisch zu hohen“ Bestand im Paartal zwischen Freinhausen und Hohenwart, von „massiven Eingriffen in die Kulturlandschaft“, die der Nager zu verantworten habe. Man müsse „gefühlsmäßig 30, 40 im Jahr entfernen“, damit die Population wieder „naturverträglich“ sei. Andrea Widl (CSU) wies auf die Einschränkungen für Menschen in den geschützten Naturbereichen hin – aber der Biber dürfe dort machen, was er wolle.

Gürtner stellte immer wieder klar, dass der Biber unter Naturschutz stehe – man könne ihn nicht einfach abschießen wie Reh oder Hase. Die Gemeinde könne aber in Einzelfällen den Abfang oder Abschuss beantragen. „Dann stellen wir halt 100 Anträge“, schlug Tobias Stark (FW) vor, der als Vorsitzender des Angelclubs offenbar die eine oder andere Rechnung mit dem Biber offen hat. Das Tier lasse immer wieder Fischteiche ab, berichtete er, oder drehe ihnen mit massiven Dämmen den Zufluss ab.

Während also der Biber im Paartal nach Ansicht der Marktgemeinderäte tun und lassen kann, was er will, stellt der Naturschutz den Menschen für den Bau eines Radwegs an der Kreisstraße zwischen Freinhausen und Hohenwart seit Jahren hohe Hürden in den Weg. Gürtner sieht aber inzwischen eine Möglichkeit, diese Hürden eventuell zu überwinden. Man müsse nachweisen, dass der Radweg die Wiesenbrüter in diesem Gebiet nicht störe. Das Büro Naturperspektiven, das sich mit der Natur rund um Freinhausen gut auskennt, sei da dran. „Ich kann aber nichts versprechen“, wehrte Gürtner zu große Hoffnungen gleich ab.

Ein sicherer Weg zum neuen Wertstoffhof

Möglichst zeitgleich mit dem Bau des Radwegs soll auch die Kreisstraße selbst saniert werden. Das hatte Andreas Döhner angemahnt. Die Straße habe während der jüngsten B-300-Vollsperrung, als sie als inoffizielle Umleitungsstrecke rege genutzt wurde, weiter gelitten. Wobei Döhner zwar eine Sanierung für notwendig hält, nicht aber eine Verbreiterung.

Sehr am Herzen liegt den Hohenwartern auch der Geh- und Radweg zwischen Thierham und Tegernbach, in erster Linie der Abschnitt bis zum Industriegebiet und damit auch zum Wertstoffhof. Offenbar ist der Grunderwerb nicht ganz einfach, ließ Gürtner durchblicken, wobei Bürgermeister Jürgen Haindl (FW) beruhigte: Das sehe inzwischen ganz gut aus. Für den ersten Bauabschnitt (inklusive Brücke über die B300) soll heuer noch die Planung erstellt werden, damit nächstes Jahr gebaut werden könne, wusste Florian Schröder aus der Hohenwarter Gemeindeverwaltung.

SZ