Mit deutlicher Mehrheit
Werkausschuss beschließt: Das Neuburger Hallenbad wird öffnen

Abgespecktes Programm für die Wintersaison

20.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:28 Uhr

Solche Szenen wird es diesen Winter doch geben: Der Werkausschuss hat beschlossen, das Parkbad mit reduziertem Angebot von November bis März zu öffnen. Foto: DK-Archiv

Von Sebastian Hofmann

Eine besonders gute Nachricht für alle Badefreunde: Der Werkausschuss des Neuburger Stadtrats hat am Dienstagabend mit nur zwei Gegenstimmen eine abgespeckte Winter-Badesaison im Parkbad beschlossen.



Damit kippte das Gremium seine eigene Entscheidung aus dem Sommer, als man sich darauf geeinigt hatte, das Hallenbad aufgrund befürchteten Gasmangels geschlossen zu halten. Trotz eines nun abgesegneten, verringerten Angebots müssen die Stadtwerke als Betreiber des Bads nun mit Mehrkosten von bis zu 350.000 Euro rechnen. Um dies aufzufangen, soll sich der Stadtrat mit einem gesonderten Haushaltsposten über 150.000 Euro befassen.

Leicht hatten sich die 14 Mitglieder des Werkausschusses ihren Kurswechsel beileibe nicht gemacht. In der Sondersitzung am Dienstag brüteten die Volksvertreter rund eineinhalb Stunden im Sitzungssaal des Neuburger Rathauses über dem Beschluss. Grundlage der Diskussion war eine von Stadtwerke-Bereichsleiter Andreas Bichler und Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) ausgearbeitete Strategie, die einen Badbetrieb unter der Vorgabe, Energie zu sparen, ermöglichte. Bichler und Bäderchef Maik Müller hatten dazu einige Zahlen zusammengetragen. So legten sie dem Gremium in ihrem Papier nahe, den generellen Betrieb auf eine Schicht einzukürzen. Das hat nun für die Angestellten des Bades zur Folge, das sie anderweitig eingesetzt werden müssen.

Schließung einiger Teilbereiche



Laut Oberbürgermeister Gmehling befinde man sich in Gesprächen mit den Landkreisbetrieben. Diese sollen die Parkbad-Mitarbeiter leihweise übernehmen und im Kreishallenbad Schrobenhausen einsetzen. Einen entsprechenden Beschluss, dass dies bei erfolgreicher Verständigung mit der Kreis-Tochter umgesetzt werden darf, fasste der Werkausschuss des Neuburger Stadtrats einstimmig. Dadurch können auch einige Kosten des Neuburger Badbetriebs gegenfinanziert werden.

Eckpfeiler des Sparprogramms im Neuburger Parkbad ist die Schließung einiger Teilbereiche. In diesem Herbst und Winter müssen Besucherinnen und Besucher ohne das sonst stark beheizte Außenbecken auskommen, auch der Rutschenturm bleibt geschlossen. Die Sauna und das Dampfbad werden ebenfalls nicht aufgemacht. Noch dazu werden die Temperaturen des Wassers und der Hallenluft gesenkt, auf Nachfrage berichtete Bereichsleiter Bichler von jeweils zwei Grad weniger. Durch alle Maßnahmen lassen sich laut Berechnung 50 Prozent der Wärmeenergie einsparen - und das sind beachtliche 1,3 Gigawattstunden.

Ein geschlossenes Bad würde 1,6 Millionen Euro kosten

Beim Strom gibt es durch die Schließungen der genannten Bereiche ebenfalls viel Einsparpotenzial. Rund 246.000 Kilowattstunden weniger soll das Parkbad in seinem verringerten Betrieb nun verbrauchen, immerhin ein Viertel des sonstigen Verbrauchs aus dem Referenzjahr 2019. Weiter gibt man weniger Geld aus, indem man das Bad erst Anfang November öffnet und bereits Ende März wieder schließt. Schulen sollen das Bad von werktags von 8 bis 12 Uhr nutzen können, Vereine und die Öffentlichkeit von 12 bis 20 Uhr - nur nachmittags wird dann auch eine Beckenaufsicht im Bad sein. An Wochenenden soll das Parkbad von 10 bis 19 Uhr öffnen.

Letztlich war es eine Frage Wolfgang Schlegls (CSU), die wohl viele Gremiumsmitglieder pro Öffnung stimmte: „Was kostet uns eigentlich eine Schließung? Was haben wir an Fixkosten?“ Dazu hatte Florian Frank, Finanzexperte der Stadtwerke, aufschlussreiche Zahlen parat, die Bichler bekanntgab: Ein ganz normaler Betrieb wie zu Vor-Corona-Zeiten würde den Stadtwerken ein Minus von 2,4 Millionen Euro einbringen - die enorm gestiegenen Gas- und Strompreise würden das Defizit deutlich höher ausfallen lassen als noch in der Vergangenheit. Die letztlich beschlossene Sparvariante könnte laut Berechnung ein Minus von 1,9 Millionen Euro zur Folge haben, eine komplette Schließung läge dagegen im Bereich von etwa 1,6 Millionen Euro Einbußen. Diese Zahl sorgte für große Augen im Gremium. „Da hätten wir die Diskussion um eine Stunde abkürzen können“, meinte Gmehling. Auch Theo Walter (Grüne), der von einer Öffnung eigentlich „nicht begeistert“ gewesen sei, schien zu schwanken.

Einrichtung sei sehr „fixkostenorientiert“



Frank erklärte die Hohe Summe bei einem geschlossenen Bad damit, dass die Einrichtung sehr „fixkostenorientiert“ sei. Wartungen müssten gemacht werden und die Pumpen trotzdem laufen, damit sie nicht kaputt gehen. Das Personal könnte man in so einem Fall auch nicht in Kurzarbeit schicken, sondern müsste es ganz normal weiterbezahlen.

Auf die Frage von Peter Ziegler (CSU) ob man bei einem geschlossenen Bad nicht einfach komplett auf Beheizung des Gebäudes und des Wassers verzichten könnte, erklärte Bäderchef Müller, dass enorme Schäden entstehen würden. „Dann würden uns die Fliesen von den Wänden fallen. Das Gebäude ist einfach auf Betrieb ausgelegt.“ Werkreferent Roland Harsch (FW) stellte mehrere kritische Nachfragen. „Für mich hängt es an den Kosten. Wenn wir 350.000 oder 400.000 Euro mehr für den Betrieb ausgeben, dann fehlen uns die nächstes Jahr für die Investitionen.“ Andererseits habe er natürlich auch das Personal im Blick.

Gmehling soll 200.000 Euro vom Kreistag erbitten

Harsch und Walter stimmten letztlich gegen eine Öffnung des Bades, waren aber für eine Empfehlung an den Stadtrat, 150.000 Euro extra zur Kompensierung in den nächsten Haushalt einzustellen. Ebenfalls einstimmig beschloss das Gremium, dass Oberbürgermeister Gmehling den Kreistag von Neuburg-Schrobenhausen um eine zusätzliche Unterstützung von 200.000 Euro für den Bäderbetrieb - zusätzlich zu den obligatorischen 250.000 Euro - ersuchen soll.

DK