Die Ästhetik der Geometrie
Ausstellung von Max Stiller im Neuburger Rathausfletz

11.03.2024 | Stand 11.03.2024, 19:30 Uhr

Spannend ist, welche Vielfältigkeit, Tiefe und Lebendigkeit – trotz rein geometrischer Formen – die Werke von Max Stiller prägen. Kulturamtsleiterin Marieluise Kühnl (l.) und Kulturreferentin Gabriele Kaps freuten sich am Sonntagmittag, den Künstler Max Stiller im Rathausfletz begrüßen zu dürfen. Fotos: Budke

Max Stiller ist studierter Mathematiker und folgt als Künstler einem eigenen Gesamtkonzept, das insgesamt sechs Sujets umschließt. Einen Eindruck über das Werk und damit auch über die Gedankenwelt des Kölners gibt nun dessen Ausstellung „Gestus der Geometrie“, die am Sonntag im Rathausfletz eröffnet wurde. Geöffnet ist die Schau bis zum 7. April.

Bei der Vernissage am Sonntagmittag, zu der etwa ein Dutzend Kunstinteressierte erschienen war, begrüßte Kulturreferentin Gabriele Kaps die Gäste und gab zu Beginn ihrer Laudatio zu: „Geometrie – das Wort weckte unschöne Erinnerungen an den Unterricht, in dem ich kolossal scheiterte.“ Bei der Beschäftigung mit und Betrachtung der Werke stellte sich dann aber ein anderes Gefühl ein, für das sie sich ausdrücklich bei dem Künstler Max Stiller bedankte: „Bei der Auseinandersetzung mit ihren Werken durfte ich erfahren, dass Geometrie durchaus etwas Schönes, ja Ästhetisches darstellen kann und mehr ist als der Satz des Pythagoras.“

Schottische Landschaften, die aus Dreiecken entstehen



Tatsächlich ist es genau so: Der Titel der Ausstellung mag sehr sachlich klingen, doch die Werke, die derzeit die Wände im Rathausfletz schmücken, zeigen auch andere Seiten. Sicher sind die Bilder von geometrischen Formen geprägt, oft dominiert in der Farbe ein kühles Blau oder Rot, auch schwarzweiße Arbeiten sind zu sehen. Aber dann findet sich doch eine überraschende Verspieltheit in der Art, wie sich manche der Dreiecke umeinander winden oder wirbeln, wie sie sich stapeln, überlappen, und dadurch neue Räume bis zu einer Dreidimensionalität entstehen. Max Stiller geht dabei sogar soweit, schottische Landschaften und Burgen aus den Dreiecken entstehen zu lassen.

Diese taucht er in Grüntöne, die das Moos der Highlands widerspiegeln. Er habe eine „hohe Affinität“ zu dieser Gegend, erzählt Stiller im Gespräch mit unserer Zeitung und er wolle das Abstrakte der geometrischen Formen in etwas verwandeln, das für den Betrachter greifbarer wird. Circa 160 Stunden arbeitet er an solch einem Werk, „mit einem Sechs-Millimeter-Pinsel“, sagt er und zeigt, wie schmal der Strich im Vergleich zum fertigen Gemälde ist. Solche Arbeiten entstehen in Öl auf Steinmehlgemisch, was den Motiven eine gewisse Struktur verleiht. Die Farben nuanciert er vielfach, zieht Linien äußerst akkurat und setzt geschickt abgestufte Schattierungen – das verleiht den Bildern eine lebendige Tiefe, die einen Kontrast bildet zur Sachlichkeit der Formen.

So ist es wirklich spannend, wie Berge und Burgen aus Dreiecken geformt werden. Allerdings überwiegen durchaus abstrakte Motive in der Ausstellung, aber auch diese weisen oftmals die gleiche Lebendigkeit wie die Landschaftsgemälde auf. Allein die Drucke auf Büttenpapier wirken überwiegend grafisch und rufen Assoziationen zu Bauplänen hervor. Vielfältig sind die ausgestellten Werke allemal – was überraschend sein mag, da das Meiste auf der geometrischen Form des Dreiecks basiert.

Diese Vielfältigkeit ist in dem Gesamtkonzept begründet, das sich Stiller, der im niederrheinischen Neuss geboren wurde und in Köln lebt, gegeben hat. Er habe das Gefühl gehabt, nicht ziellos arbeiten zu können, sondern sich Richtungen vorgeben zu müssen. So stellt er sein künstlerisches Schaffen unter die sechs Sujets Architektur und Landschaft, frei assoziierte Kompositionen, Arbeitsskizzen, Excolarien, chromatische Grafik und Reductien. Zu jedem dieser Sujets sind in der Ausstellung Beispiele zu finden. Doch Stiller gibt auch zu, manchmal breche er aus seinem eigenen Konzept aus – nur völlig frei abstrakt zu experimentieren, „das habe ich mich noch nicht getraut“.

Kulturreferentin Kaps: „Ich finde das Werk großartig“



Wer in den nächsten vier Wochen den Weg in das Rathausfletz findet, dem könnte es so gehen wie Gabriele Kaps: „Ich finde das Werk großartig, weil man sich auf die Zwei- und Dreidimensionalität einlassen kann.“ Die klaren Farben und Formen und die streng formulierte Bildsprache wirkten „schon ein wenig meditativ“, könnten in neue visuelle Realitäten entführen und in den turbulenten Zeiten das Bedürfnis nach einer gewissen Klarheit erfüllen, so Kaps.

Sehenswert sind die Werke von Max Stiller allemal und somit ein gelungener wie auch empfehlenswerter Start in den diesjährigen Ausstellungsreigen im Rathausfletz.

DK